Geschäftsbericht 2023

Württembergische Versicherung AG

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Württembergische Versicherung AG

Inhaltsverzeichnis

Vorstand

2

Aufsichtsrat

3

Lagebericht

4

Grundlagen

4

Wirtschaftsbericht

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Geschäftsverlauf und Lage des Unternehmens

9

Chancen- und Risikobericht

15

Prognosebericht

28

Sonstige Angaben

30

Bericht zur Gleichstellung und Entgeltgleichheit gemäß Entgelttransparenzgesetz

31

Jahresabschluss

32

Bilanz zum 31. Dezember 2023

32

Gewinn- und Verlustrechnung für die Zeit vom 1. Januar bis 31. Dezember 2023

36

Anhang

38

Erläuterungen zum Jahresabschluss

38

Erläuterungen Aktiva

46

Erläuterungen Passiva

52

Erläuterungen Gewinn- und Verlustrechnung

54

Sonstige Pflichtangaben

58

Einzelangaben Aktiva

66

Einzelangaben Passiva

68

Einzelangaben Gewinn- und Verlustrechnung

69

Anlage zum Anhang

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Bestätigungsvermerk des Abschlussprüfers

74

Bericht des Aufsichtsrats

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Württembergische Versicherung AG

Vorstand und Aufsichtsrat

Unser Vorstand

Zeliha Hanning

Jens Wieland

Vorstandsvorsitzende

Informatik

Vertriebe

Business IT Integration

Personal

Compliance

Revision

Geldwäschebekämpfung

Kundendaten

Anliegen-/

Kommunikation

Beschwerdemanagement

Recht

Dr. Per-Johan Horgby

Jürgen Wörner

Privatkunden

Firmenkunden

Gesamtschaden

Kraftfahrt Betrieb

Kunden- und

VermittlerService

Aktuariat &

Rückversicherung

Zentrale Aufgaben

Alexander Mayer

Kapitalanlagen

Rechnungswesen

2  | Württembergische Versicherung AG | Vorstand

Unser Aufsichtsrat

Jürgen A. Junker

Vorsitzender

Vorsitzender des Vorstands

Wüstenrot & Württembergische AG

Richard Peters1 Stellvertretender Vorsitzender Leiter Bezirksdirektion Düsseldorf Württembergische Versicherung AG Vorsitzender des Betriebsrats Württembergische Versicherung AG, Standorte Köln und Düsseldorf

Stellvertretender Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats Württembergische Versicherung AG/ Württembergische Lebensversicherung AG

Hartmut Bader1 Stellvertretender Vorsitzender Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats Württembergische Versicherung AG/Württembergische Lebensversicherung AG

Vorsitzender des Betriebsrats Württembergische Versicherung AG/ Württembergische Lebensversicherung AG, Direktion Kornwestheim

Thomas Bäurle1

Beauftragter für Vorsorge und Vermögen Württembergische Versicherung AG Vorsitzender des Betriebsrats Württembergische Versicherung AG, Standort Horb

Katja Bronner1 Gewerkschaftssekretärin

Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di Bezirk Mittelbaden-Nordschwarzwald

Claudia Diem

Rechtsanwältin

Ehemaliges Mitglied des Vorstands

Baden-Württembergische Bank

Ulrich Kraft

Geschäftsführender Gesellschafter

Kraft Holding GmbH + Co. KG

(ARTA Gruppe)

Fränzi Kühne

Chief Digital Officer (CDO) und Mitglied des Vorstands edding AG

Hans Peter Lang

Selbstständiger Unternehmensberater Ehemaliges Mitglied der Geschäftsführung W&W Asset Management GmbH

Holger Mardfeldt

Gesellschafter

Martens & Prahl Versicherungskontor GmbH & Co. KG (Holding)

Petra Sadowski1

Gewerkschaftssekretärin

Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di Bezirk Stuttgart

Peter Stübing1

Leiter Regionaldirektion Freiburg Württembergische Versicherung AG Vorsitzender des Sprecherausschusses der Leitenden Angestellten der Württembergischen Versicherungen (Gemeinschaftsbetrieb)

1 Arbeitnehmervertreterinnen und -vertreter.

Aufsichtsrat | Württembergische Versicherung AG |3

Württembergische Versicherung AG

Lagebericht

Grundlagen

Geschäftsmodell

Überblick über die Württembergische Versicherung AG

Die Württembergische Versicherung AG mit Sitz in Korn- westheim ist eine der traditionsreichsten Versicherungen Deutschlands und wurde 1828 als "Württembergische Privat-Feuer-Versicherungs-Gesellschaft" gegründet. Heute bietet das Unternehmen eine große Produktpalette in der Schaden- und Unfallversicherung an. Das breite Angebotsspektrum macht die Württembergische Versi- cherung AG zu einem der größten deutschen Schaden- und Unfallversicherer. Ihr Kernmarkt ist Deutschland.

Ende 2023 hat die Württembergische Versicherung AG gemeinsam mit den Versicherern R+V und Provinzial einen Kaufvertrag zum Erwerb von jeweils 25 % der Anteile an dem Schadendienstleister riparo GmbH abge- schlossen. Die restlichen 25 % verbleiben bei der Ge- schäftsleitung von riparo. Mit dieser Beteiligung sichert die Württembergische die Dienstleistung der Schaden- steuerung im Segment Kfz-Reparaturen für die Zukunft ab. Aktuell liegt die Transaktion den zuständigen Kartell- behörden zur Prüfung vor, deren Zustimmung für den Vollzug erforderlich ist.

Die Wüstenrot & Württembergische AG (W&W AG) hält 100 % des Grundkapitals der Württembergische Versiche- rung AG. Seit dem Zusammenschluss der Traditionsunter- nehmen Wüstenrot und Württembergische im Jahr 1999 ist die Württembergische Versicherung AG Teil des W&W- Konzerns im Geschäftsfeld Versichern. Der W&W-Konzern verbindet die Geschäftsfelder Wohnen und Versichern und bietet auf diese Weise Kundinnen und Kunden indivi- duelle Vorsorgelösungen.

Im Vorstand der Württembergische Versicherung AG kam es im Berichtsjahr zu einer Veränderung. Mit Wirkung zum

  1. Juni 2023 wurde Jürgen Wörner in den Vorstand beru- fen und verantwortet dort die Ressorts Firmenkunden (In- dustrie und Gewerbe) sowie Gesamtschaden. Er folgt im Vorstand auf Jens Lison, der das Unternehmen zum
  1. Mai 2023 verlassen hat.

Mit dem Bau eines neuen W&W-Campus am Standort Kornwestheim hat die W&W AG als Bauherrin in die Zukunft der Unternehmensgruppe investiert. Der erste

Bauabschnitt wurde ab Ende 2017 und der zweite ab Anfang 2023 in Betrieb genommen. Mit Fertigstellung und Inbetriebnahme stehen auf dem sechs Hektar großen Areal rund 4 000 moderne Arbeitsplätze plus mehr als

2 000 flexible Arbeitsmöglichkeiten zur Verfügung. Die mehrmonatige Umzugsphase für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des W&W-Konzerns wurde erfolgreich bis Mitte 2023 abgeschlossen. Auf dem W&W-Campus als zukunftsorientiertem, gemeinsamem Standort der W&W- Gruppe können nun mehr als 6 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten.

"W&W Besser!"

Die Württembergische Versicherung AG als Teil der W&W- Vorsorge-Gruppe hat eine hohe Solidität und strebt eine nachhaltige Steigerung ihres Unternehmenswerts an. Die folgenden Stoßrichtungen wurden auch 2023 weiterver- folgt:

  • Service - Kunden und Mitarbeiter begeistern,
  • Doppeltes Marktwachstum in profitablen Sparten,
  • Vertrieb - neue Kundengruppen erschließen und Bestandskunden besser betreuen,
  • Kosten mindestens auf Marktniveau senken.

"W&W Besser!" ist dabei nicht als starres Programm zu sehen, sondern als Haltung, die das gesamte Tun und Handeln der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bestimmen soll.

Mit "W&W Besser!" konnten im vergangenen Geschäftsjahr weitere Umsetzungserfolge erreicht werden. Im Fokus standen u. a. die Erschließung neuer Kundengruppen, die intensive Betreuung unserer Bestandskunden sowie die digitale Transformation und das Thema Nachhaltigkeit.

Unsere digitale Transformation legt den Grundstein für eine zukunftsfähige W&W und damit auch Württembergi- sche Versicherung AG, insbesondere in der Digitalisierung von Produkten und Prozessen. Hauptfokus liegt dabei auf der Erneuerung der Bestandssysteme, über welche wir die elementare Voraussetzung für die automatisierte Abwick- lung von Produkten, die flexible Anbindung von Koopera- tionspartnern sowie die Professionalisierung der Produkt- entwicklung schaffen. Die Produktentwicklungszeit wird hierdurch wesentlich reduziert, um somit schneller sich wechselnde Kundenanforderungen bedienen zu können.

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Württembergische Versicherung AG

Lagebericht

Weiterhin zielen übergreifende Initiativen explizit auf eine automatisierte End-2-End-Prozessverarbeitung von Pro- duktneuabschlüssen, Produktänderungen und die Bereitstellung weiterer digitaler Self-Services für unsere Kunden ab. Die Weiterentwicklungen der Beratersysteme und Portale unterstützen die konsistente Betreuung über alle digitalen und analogen Kanäle. Im Folgenden einige Umsetzungsbeispiele:

  • Mit der konzernweiten Einführung einer neuen Finanz- plattform im Mai ging die W&W-Gruppe einen wesent- lichen Schritt in Richtung Zukunft. Die langjährig ge- nutzte SAP-ERP(Enterprise Resource Planning)-Platt- form wurde durch das neue, ebenfalls SAP-basierteS/4HANA-Finance-System abgelöst. Qualität, Effizienz und ein schnellerer Abschluss von Buchungsvorgängen sind wesentliche Pluspunkte der neuen Anwendung.
  • Die Württembergische Versicherung erreichte auch 2023 sehr gute Ergebnisse in der KUBUS-Studie von MSR Consulting. In den Kategorien "Service", "Betreuung", "Kundenzufriedenheit" sowie "Preis-Leis- tung" wurde das Gütesiegel "sehr gut" vergeben.
  • Ihre Rolle als Partnerin des Mittelstands hat die Würt- tembergische Versicherung AG gestärkt: Zahlreiche Außendienstkolleginnen und -kollegen haben die Mög- lichkeit, eine Basisqualifizierung für die vollumfängli- che Beratung von Firmenkunden im Rahmen von Part- ner des Mittelstands zu absolvieren.
  • Die Adam Riese GmbH, die Digitalmarke der W&W- Gruppe, erweiterte mit einer neuen Fahrrad- und E- Bike-Versicherung ihr Produktportfolio in Richtung
    (E)-Mobilität.
  • Adam Riese erhielt beim Innovationswettbewerb 2023 die TOP 100-Auszeichnung als besonders innovatives Unternehmen im Mittelstand. Adam Riese setzte sich gegen 550 Wettbewerber durch.

Die Initiative "W&W Besser!" wird auch im Jahr 2024 fortgeführt, um Produkte, Services und Prozesse in der gesamten W&W-Gruppe weiterhin konsequent auf den Kundennutzen auszurichten.

Produktmix

Um den Kunden am individuellen Bedarf ausgerichtete, hochwertige Produkte bieten zu können, bedient die

Württembergische Versicherung AG ein breites Produkt- portfolio über nahezu alle Sparten der Schaden- und Unfallversicherung hinweg.

Dazu gehören:

  • Unfallversicherungen,
  • Haftpflichtversicherungen,
  • Kraftfahrtversicherungen,
  • Feuerversicherungen,
  • Hausratversicherungen,
  • Wohngebäudeversicherungen,
  • Sonstige Sachversicherungen (inkl. Technische Versicherungen),
  • Transport- und Luftfahrtversicherungen,
  • Cyberversicherung
  • Kautionsversicherung
  • Rechtsschutzversicherungen,
  • Beistandsleistungsversicherung.

Das Geschäftssegment Kraftfahrt wies im Geschäftsjahr 2023 einen sehr hohen Anteil des Pkw-Premiumtarifs auf. Beide Produktlinien - Premium und Kompakt - innerhalb des Pkw-Tarifs wurden 2023 weiterentwickelt. Die Preise wurden dabei an die Gegebenheiten am Markt angepasst.

Im Geschäftssegment Firmenkunden erhöhte sich die Anzahl an abgeschlossenen Verträgen beim gewerblichen Kernprodukt "Firmen-Police" weiter. Die gewerbliche und landwirtschaftliche Haftpflichtversicherung erhielt ein Produktupdate. Zum siebten Mal in Folge zeichnete FOCUS-MONEY die Württembergische Versicherung AG als fairsten Firmenversicherer aus.

Die Produkte der Württembergische Versicherung AG erhielten auch im Berichtsjahr wieder zahlreiche Aus- zeichnungen.

Vertriebswegemix

Wir setzen beim Vertrieb unserer Produkte vor allem auf unsere Kompetenz und die Verlässlichkeit persönlicher Beratung. Im Mittelpunkt steht hierbei der Ausschließlich- keitsvertrieb der Württembergischen mit seinen bundes- weit agierenden Außendienstpartnern. Unterstützt wird dessen Vertriebskraft durch die Berater der Wüstenrot Bausparkasse AG. Darüber hinaus werden unsere Pro- dukte zusätzlich unter der Online-Marke Adam Riese ver-

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Lagebericht

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trieben. Zudem tragen der Maklervertrieb sowie zahlrei- che Kooperationspartner aus dem Banken- und Versiche- rungssektor maßgeblich zu unserem Geschäftserfolg bei.

Nachhaltiges Engagement

Verantwortliches Handeln und gesellschaftliches Engagement haben in der W&W-Gruppe eine lange Tradition und sind Kernbestandteil der strategischen Ausrichtung. Ihr liegt das aus dem Stiftungsgedanken der Hauptgesell- schafterin der W&W AG abgeleitete Verständnis einer langfristigen, auf Stabilität ausgerichteten Unterneh- mensführung zugrunde. Zur Untermauerung unserer Nachhaltigkeitspositionierung haben wir seit 2021 eine Nachhaltigkeitsstrategie mit folgenden sechs Handlungs- feldern: Kunde und Produkt, Kapitalanlagen und Refinan- zierungen, Eigener Betrieb, Beschäftigte, Gesellschaft und Organisation. In allen Handlungsfeldern wurden Ziele und Maßnahmen definiert. Die Nachhaltigkeitsstrategie orien- tiert sich an den ESG-Kriterien (Environment, Social und Governance) und wird jährlich im Rahmen des Strategie- prozesses angepasst und überarbeitet.

Wir haben uns freiwillig Initiativen wie den Principles for Sustainable Insurance (PSI) oder den Principles for Responsible Investment (PRI) angeschlossen und beken- nen uns dazu, nachhaltige Prinzipien verstärkt in unsere Geschäftsaktivitäten zu implementieren und kontinuier- lich weiterzuentwickeln. Die Unterzeichnung der "Charta der Vielfalt" ergänzt die Maßnahmen, die wir als W&W- Gruppe zur Förderung von Diversität unternehmen.

Auf europäischer Ebene existieren diverse regulatorische Initiativen im Hinblick auf die Transparenz und Offenle- gung nachhaltigkeitsbezogener Informationen. Innerhalb der W&W-Gruppe sind die sich daraus ergebenden Anfor- derungen in Nachhaltigkeitsprojekten verankert.

Im Geschäftsjahr haben wir erstmalig für die W&W- Gruppe berichtet, wie und in welchem Umfang unsere Aktivitäten mit Wirtschaftstätigkeiten verbunden sind, die als ökologisch nachhaltig einzustufen sind (Taxonomie- konformität). Ab 2024 werden verbindliche europäische Nachhaltigkeits-Berichtsstandards eingeführt, deren Umsetzung für die W&W-Gruppe gegenwärtig in einem Konzernprojekt erarbeitet wird.

Die Württembergische Versicherung AG ist aufgrund des CSR-Richtlinien-Umsetzungsgesetzes dazu verpflichtet, eine nichtfinanzielle Erklärung oder einen nichtfinanziel- len Bericht zu veröffentlichen. Aufgrund des Einbezugs in den zusammengefassten, gesonderten nichtfinanziellen Bericht der Wüstenrot & Württembergische AG sowie des W&W-Konzerns entfällt für die Württembergische Versi- cherung AG gemäß § 289b Abs. 2 Satz 2 HGB jedoch die Pflicht zur Erstellung eines eigenen nichtfinanziellen Berichts.

Der zusammengefasste, gesonderte nichtfinanzielle Bericht der Wüstenrot & Württembergische AG sowie des W&W- Konzerns wird nach den §§ 289c HGB und 315c HGB

erstellt, ist im Geschäftsbericht der Wüstenrot & Württem- bergische AG enthalten und auf der Internetseite unter www.ww-ag.com/de/investor-relations/berichte/ge-schaeftsberichteder Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Regulatorische Anforderungen

Die Württembergische Versicherung AG wird als ein Unternehmen des W&W-Konzerns in den beiden auf- sichtsrechtlichen Konsolidierungskreisen Finanzkonglo- merat und Solvency-II-Gruppe berücksichtigt.

Die Solvency-II-Jahresmeldung 2022 der Württembergi- sche Versicherung AG wurde fristgerecht an die BaFin übermittelt. Die Solvency-II-Bedeckungsquote zum Stich- tag 31. Dezember 2023 wird voraussichtlich deutlich über 100 % liegen.

Im Zusammenhang mit der Überprüfung der Berichtsan- forderungen unter Solvency II (Solvency-II-Review) wurden von der Europäischen Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversor- gung (EIOPA) sowie der EU-Kommission Konsultationen durchgeführt und Änderungsvorschläge veröffentlicht. Mit den zur Diskussion stehenden Änderungen sind weitrei- chende Anpassungen hinsichtlich der quantitativen und qualitativen Anforderungen an Versicherungsunterneh- men verbunden.

Der Gesetzgebungsprozess wurde im Hinblick auf die Änderungen der quantitativen Anforderungen im Be- richtsjahr abgeschlossen. Die finalen Vorgaben wurden im Mai 2023 im EU-Amtsblatt veröffentlicht und waren zum 31. Dezember 2023 erstmalig anzuwenden.

Im Hinblick auf die Änderungen der qualitativen Anforde- rungen veröffentlichte die EU-Kommission im September 2021 einen Legislativvorschlag zur Änderung der Solvency -II-Richtlinie. Das Europäische Parlament und der Europäische Rat haben diese Änderungsvorschläge anschließend erörtert. Bei den anschließenden Trilogver- handlungen wurde im Dezember 2023 eine inhaltliche Einigung erzielt. Außerdem wird die EU-Kommission einen Änderungsvorschlag der Delegierten Verordnung erarbei- ten. Die Erstanwendung der sich daraus ergebenden Anforderungen ist noch nicht abschließend geklärt.

Für die Berichterstattung im Finanzkonglomerat, in wel- chem die Württembergische Versicherung AG als Zuliefe- rungseinheit eingebunden ist, wurde am 19. Dezember 2022 im EU-Amtsblatt die Durchführungsverordnung (EU) 2022/2454 zur Festlegung der technischen Durch- führungsstandards für die Anwendung der Finanzkonglo- merate-Richtlinie im Hinblick auf die aufsichtlichen Meldungen von Risikokonzentrationen und gruppeninter- nen Transaktionen veröffentlicht. Sie beinhaltet weitrei- chende Anpassungen der qualitativen und quantitativen Anforderungen. Die Erstanwendung der sich daraus erge- benden Anforderungen erfolgte für das Geschäftsjahr 2023.

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Württembergische Versicherung AG

Lagebericht

Steuerungssystem

Das integrierte Steuerungssystem der Württembergische Versicherung AG ist auf die Strategie des W&W-Konzerns ausgerichtet. Auf Basis der Geschäftsstrategie wird eine Geschäftsplanung für drei Jahre erstellt und dem Auf- sichtsrat vorgelegt. Aus der vom Aufsichtsrat für das fol- gende Geschäftsjahr verabschiedeten Planung werden die wesentlichsten Steuerungsgrößen als quantitative Unter- nehmensziele für das Management festgelegt. Auf deren Basis erfolgt die Ableitung der bedeutsamsten Leistungs- indikatoren.

Die operative Planung überprüfen wir im laufenden Geschäftsjahr mit mehreren Hochrechnungen. Die unter- jährige Steuerung erfolgt anhand eines "Steuerungscock- pits". Darin wird monatlich verfolgt, ob die geplanten Ziele erreicht werden. Bei sich abzeichnenden Abwei- chungen werden bei Bedarf gegensteuernde Maßnahmen ergriffen.

Folgende bedeutsamste Leistungsindikatoren wurden zur Steuerung der Württembergische Versicherung AG definiert:

Bedeutsamste Leistungsindikatoren sind das Ergebnis vor Steuern sowie die Combined Ratio (netto). Als Combined Ratio wird das Verhältnis von Aufwendungen für den Ver- sicherungsbetrieb und Aufwendungen für Versicherungs- fälle zu verdienten Prämien, jeweils für eigene Rechnung, bezeichnet.

Als weiteren Leistungsindikator berichten wir das Neu- und Ersatzgeschäft nach Jahresbestandsbeitrag (JBB) im Geschäftsverlauf und im Prognosebericht. Mit dem Ersatzgeschäft werden Mehr- oder Minderbeiträge erfasst, die durch Vertragsänderungen (ohne bedingungs- gemäße Anpassungen) zustande kommen.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Zum 31. Dezember 2023 beschäftigte die Württembergi- sche Versicherung AG 3 189 (Vj. 3 087) fest angestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, berechnet nach Anzahl der Arbeitsverträge ohne Auszubildende. Sie ist Dienst- leisterin innerhalb des W&W-Konzerns und erhält dafür einen Ausgleich, der im Rahmen von Dienstleistungs- und Funktionsausgliederungs-Verträgen geregelt ist. Zusätz- lich bezieht sie Leistungen weiterer Konzerngesellschaf- ten.

Ratings

Standard & Poor's (S&P) hat im Berichtsjahr erneut die Ratings der Kerngesellschaften des W&W-Konzerns mit stabilem Ausblick bestätigt. Somit verfügt die Württem- bergische Versicherung AG weiterhin über ein "A-"-Rating.

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Lagebericht

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Wirtschaftsbericht

Geschäftsumfeld

Gesamtwirtschaftliches Umfeld

Die deutsche Wirtschaft verzeichnete im Kalenderjahr 2023 gemäß vorläufigen Berechnungen einen moderaten Rückgang der Wirtschaftsleistung um - 0,1 %. Mehrere Belastungsfaktoren waren für diese schwache konjunktu- relle Entwicklung verantwortlich. So verringerte eine wei- terhin ungewohnt hohe Inflation die reale Kaufkraft der Privathaushalte, die in der Folge ihre Konsumnachfrage einschränkten. Zudem liefen in der Coronavirus-Pandemie eingeführte Ausgabenprogramme aus, sodass auch eine schwache Staatsnachfrage das Wachstum belastete. Des Weiteren entwickelte sich der Export aufgrund einer schwächeren Nachfrage in wichtigen Auslandsmärkten verhalten. Schließlich drückte das gestiegene Zinsniveau die Wirtschaftsaktivitäten in den zinssensitiven Sektoren zunehmend. Dies schlug sich z. B. in deutlich rückläufigen Wohnungsbauaufträgen nieder.

Nach dem Inflationsschock des Vorjahres erfolgte 2023 eine deutliche Beruhigung bei den Preissteigerungsraten. Lag die Teuerungsrate im Januar noch bei 8,7 %, gab sie bis zum Jahresende auf 3,7 % nach. Wichtigster Grund für diese Beruhigung waren im Jahresverlauf begünstigende Basiseffekte bei den Energiepreisen und eine eher zurück- haltende Konsumnachfrage. Trotz des Rückgangs der Inflation im Jahresverlauf wurde das Zielniveau der Europäi- schen Zentralbank (EZB) in Höhe von 2 % mit 5,9 % aber immer noch spürbar übertroffen.

Kapitalmärkte

Anleihemärkte

Nach dem ausgeprägten Zinsanstieg des Vorjahres fielen die Renditeveränderungen am deutschen Anleihemarkt im Kalenderjahr 2023 moderater aus. So gab im kurzfristigen Laufzeitenbereich die Rendite zweijähriger Bundesanlei- hen von 2,76 % Ende 2022 auf 2,40 % Ende 2023 nach. Im langfristigen Laufzeitenbereich erfolgte ein etwas um- fangreicherer Zinsrückgang. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen sank von 2,57 % Ende 2022 auf nur noch 2,02 %. Diese letztlich überschaubaren Renditeverände- rungen verbergen aber größere Zinsschwankungen im Jahresverlauf. So stieg etwa die Rendite zweijähriger Bun- desanleihen aufgrund der fortgesetzten Leitzinsanhebun- gen der EZB mehrfach im Jahresverlauf über die Marke von 3,3 %. Die langfristigen Renditen erreichten Anfang Oktober ihr Jahreshoch, als die Rendite zehnjähriger Bun- desanleihen kurzzeitig den Bereich um die Marke von 3 % erreichte. Ende Oktober/Anfang November sorgten dann jedoch deutlich fallende Inflationswerte, überraschend schwache Daten vom US-Arbeitsmarkt und erste Andeu- tungen der großen Notenbanken, dass sich der Zyklus der Leitzinsanhebungen allmählich dem Ende nähern könnte,

für einen grundlegenden Richtungswechsel an den Anlei- hemärkten. In den beiden Schlussmonaten des Jahres sanken die Zinssätze über alle Laufzeiten hinweg.

Aktienmärkte

Die europäischen Aktienmärkte starteten bereits an den ersten Handelstagen sehr freundlich und setzten bis Anfang März den Aufwärtstrend fort. Eine letztlich eng begrenzte Krise einzelner, kleinerer US-Banken sorgte dann im März für einen temporären Kursrückgang, der aber bereits Anfang April wieder ausgeglichen war. Bis An- fang August tendierten die europäischen Aktienmärkte in einem breiten Kursband seitwärts. Zunehmende Sorgen, dass die führenden Zentralbanken die Leitzinsen noch kräftiger erhöhen und damit den Geschäftsausblick der Unternehmen spürbar belasten könnten, sowie anzie- hende Renditen an den Anleihemärkten sorgten anschlie- ßend bis Ende Oktober für eine weitere Phase mit sinken- den Aktienkursen. Diese Sorgen verflogen, als deutlich fallende Inflationswerte und überraschend schwache Da- ten vom US-Arbeitsmarkt gemeldet wurden. Zudem gab es vermehrt Stimmen von den führenden Notenbanken, dass das Ende der Leitzinserhöhungen erreicht sein könnte. Dies löste Anfang November eine Jahresendrallye, die den DAX auf neue Rekordstände steigen ließ, aus. Auf Kalenderjahressicht verzeichnete der DAX letztlich einen beeindruckenden Kursanstieg um 20,3 %, der Euro STOXX 50 legte um 19,2 % zu.

Branchenentwicklung

Die Finanzdienstleistungsbranche war 2023 von einer weiterhin hohen Inflation und einem angestiegenen Zins- und Preisniveau sowie durch regulatorische Vorgaben geprägt.

In der Schaden-/Unfallversicherung stiegen nach vorläufi- gen Berechnungen des GDV die Beitragseinnahmen im Markt um ca. 6,8 (Vj. 4,4) % und lagen bei 84,5 (Vj. 79,1) Mrd €. Der Aufwand für Geschäftsjahresschäden nahm un- ter anderem aufgrund der Inflationsdynamik um 12,5 % zu, nach einem Rückgang um 6,2 % im Vorjahreszeitraum. Dies führte zu einem versicherungstechnischen Gewinn von rund 1,5 (Vj. 4,2) Mrd €. Sowohl die Geschäftsjah- resschadenquote mit rund 79 (Vj. 74,6) % als auch die Combined Ratio (verbundene Schaden- und Kostenquote) der Branche mit rund 98 (Vj. 94,6) % lagen über dem Vorjahr.

Die Württembergische Versicherung AG belegt in der aktuellen Rangliste Platz zehn bei den Schaden- und Unfallversicherern nach den vom GDV gemeldeten gebuchten Bruttobeiträgen des inländischen Direktge- schäfts. Auch 2023 ist die Württembergische Versiche- rung AG nach gebuchten Bruttobeiträgen mit 10,8 % deutlich stärker gewachsen als der Markt (ca. 6,8 %).

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Geschäftsverlauf und Lage des Unternehmens

Geschäftsverlauf

Das Geschäftsjahr 2023 war besonders von einer Zu- nahme der Schadenaufwendungen durch Unwetterereig- nisse geprägt. Auch Großschäden im Firmenkundenge- schäft sowie eine Schadeninflation und eine Zunahme der Schadenfrequenz insbesondere in Kraftfahrt beeinflussten den Geschäftsverlauf.

Trotz dieser herausfordernden Entwicklungen im Schadenverlauf erzielte die Württembergische Versiche- rung AG aufgrund hoher Entnahmen aus den Schwan- kungsrückstellungen sowie einem deutlich höheren Kapitalanlageergebnis ein Ergebnis vor Steuern und vor Ergebnisabführung von 84,0 (Vj. 104,6) Mio €.

Versicherungstechnisches Ergebnis von Unwettern geprägt

Die Belastungen aus Elementarschäden nahmen im Geschäftsjahr 2023 deutlich auf brutto 176,6 (Vj. 109,3) Mio € zu. Damit lagen sie weiterhin über den durch- schnittlichen Werten im mehrjährigen Vergleich. Dies ist auf eine Häufung mehrerer voneinander unabhängiger Unwetterereignisse zurückzuführen. Das Brutto-Ergebnis nahm stark auf - 122,8 (Vj. 273,4) Mio € ab. Das versiche- rungstechnische Netto-Ergebnis vor der Zuführung zu den Schwankungsrückstellungen entwickelte sich mit

- 93,9 (Vj. 237,7) Mio € deutlich negativ. Die Schwan- kungsrückstellungen leisteten mit einer Entnahme von 115,5 (Vj. Zuführung 83,9) Mio € einen überdurchschnitt- lich starken Ergebnisbeitrag. Gründe hierfür waren die außergewöhnlichen Belastungen im Schadenaufwand und die Erhöhung von Erstreserven sowie eine zusätzliche Rückstellungserhöhung für bereits im Laufe des Jahres eingetretene Schäden. Die Zuführung im Vorjahr resul- tierte insbesondere noch aus der positiven Schadenent- wicklung und dem Ausbleiben größerer Elementarschade- nereignisse. Das versicherungstechnische Netto-Ergebnis sank auf 21,5 (Vj. 153,7) Mio €.

Ergebnisabführung an die W&W AG

Trotz der hohen Entnahme aus den Schwankungsrück- stellungen und dem deutlich höheren Ergebnis aus Kapi- talanlagen blieb das Ergebnis der normalen Geschäftstä- tigkeit aufgrund der starken Belastungen im Schadenauf- wand mit 84,0 (Vj. 104,6) Mio € deutlich unter dem Vorjahresniveau. Die Gewinnabführung an die Alleinaktio- närin, die W&W AG, betrug 81,8 (Vj. 103,2) Mio €. Auf- grund des Ergebnisabführungsvertrages ergibt sich damit ein Jahresüberschuss von 0,0 Mio €.

Ertragslage

Neugeschäft und Beitragseinnahmen

Das Neugeschäft, gemessen am Jahresbestandsbeitrag, lag im Geschäftsjahr 2023 mit 355,9 (Vj. 288,8) Mio € deutlich über dem Niveau des Vorjahres. Das Storno im Bestand der Württembergische Versicherung AG nahm ebenfalls zu, jedoch prozentual geringer als das Neuge- schäft, von 238,0 Mio € auf 265,9 Mio €.

Die gebuchten Bruttobeitragseinnahmen der Württember- gische Versicherung AG erhöhten sich 2023 um 10,8 % auf 2 588,6 (Vj. 2 336,2) Mio €. Die Beitragsentwicklung lag damit in unserem inländischen Kernmarkt deutlich über dem vom GDV zum Jahresende erwarteten Wachstum von 6,8 %. Ein weiterhin hohes Wachstum erreichte auch unsere Digitalmarke Adam Riese, deren gebuchte Brutto- beitragseinnahmen auf 30,5 (Vj. 24,5) Mio € deutlich gesteigert werden konnten. Der Schwerpunkt lag im vergangenen Geschäftsjahr weiterhin auf dem Privatkun- dengeschäft. In wenigen Jahren hat sich Adam Riese damit bereits als vollwertiger Marktteilnehmer etabliert. Eine weitere Ausweitung des Produktangebots wird der- zeit umgesetzt.

Die gebuchten Beitragseinnahmen für eigene Rechnung stiegen für die Württembergische Versicherung AG um 9,3 % auf 2 007,5 (Vj. 1 837,1) Mio €.

Der Selbstbehalt verringerte sich auf 77,6 (Vj. 78,6) %.

Höheres Ergebnis aus Kapitalanlagen

Geschäftsjahres-Schadenverlauf

Das Nettoergebnis aus Kapitalanlagen lag deutlich über dem Wert des Vorjahres bei 104,1 (Vj. 10,9) Mio €. Der Grund hierfür lag im Wesentlichen im deutlich höheren Saldo aus Zu- und Abschreibungen von - 13,2 (Vj. - 204,9) Mio €. Die laufenden Erträge aus Kapitalanlagen lagen mit 116,4 (Vj. 113,8) Mio € leicht über dem Vorjahreswert. Der Saldo aus Abgangsgewinnen und -verlusten sank von 124,1 Mio € auf 19,3 Mio €. Der Vorjahressaldo wurde dabei maßgeblich durch eine Veräußerung im Bereich der Immobilien beeinflusst. Die Nettoverzinsung der Kapital- anlagen lag bei 3,3 (Vj. 0,4) %.

Die Brutto-Schadenquote des Geschäftsjahres 2023 für das Direktgeschäft erhöhte sich von 68,0 % im Vorjahr auf 79,9 %. Die Gründe hierfür waren die hohe Schadeninfla- tion sowie die Zunahme der Schadenhäufigkeit und ein deutlicher Anstieg bei den Elementar- und Großschäden. Darüber hinaus wurde der Entwicklung in der Schadenin- flation Rechnung getragen durch eine Erhöhung von Erst- reserven sowie einer zusätzlichen Rückstellungserhöhung für bereits im Laufe des Jahres eingetretene Schäden.

Der Schadenaufwand für eigene Rechnung im Direktge- schäft stieg von 1 121,7 Mio € auf 1 525,3 Mio €. Die Netto-Schadenquote nahm auf 76,5 (Vj. 61,4) % zu. Den Schwankungsrückstellungen wurden 115,5 (Vj. Zuführung 83,9) Mio € entnommen.

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