Haag (awp) - Der Vakuumventil-Hersteller VAT bekommt die Schwäche der Halbleiterindustrie weiterhin zu spüren und hat auch im dritten Quartal einen deutlichen Umsatzrückgang vermeldet. Der Auftragseingang hat sich gegenüber dem Vorjahr fast halbiert. Das Unternehmen sieht aber die Talsohle nun durchschritten und bereitet sich bereits auf die erwartete Erholung im kommenden Jahr vor.

Von Juli bis September erzielte VAT einen Nettoumsatz von 210 Millionen Franken, 31 Prozent weniger als noch in der Vorjahresperiode, wie VAT am Donnerstag mitteilte. Die tieferen Investitionsausgaben in der Halbleiterindustrie, dem bedeutendsten Endkundenmarkt für das Unternehmen, hätten sich fortgesetzt, stellte das Unternehmen fest.

Der Auftragseingang nahm im Vergleich zum Vorjahressemester sogar um 48 Prozent auf 164 Millionen Franken ab. Allerdings hätten die Bestellungen im Vergleich zum zweiten Quartal 2023 wieder angezogen, betonte der abtretende CEO Mike Allison an einem Medien-Call. "Das sind gute Anzeichen, dass wir die Talsohle durchschritten haben."

Weiter gedämpftes Halbleitergeschäft

Noch aber lasteten im dritten Quartal die geringen Ausgaben der Chiphersteller für Halbleiterwerke auf dem VAT-Geschäft. Zurückzuführen war dies auf eine geringe Nachfrage nach Speicherchips. Aber auch Befürchtungen um die Ausweitung von Handelsbeschränkungen für die chinesische Chipindustrie hätten die Unsicherheit erhöht. Gleichzeitig blieb allerdings die Nachfrage für die Fertigung von Chips der älteren Generation auf einem guten Niveau.

Rückläufig waren allerdings im Geschäftsfeld "Advanced Industrials" auch die Aufträge für wissenschaftliche Instrumente in der Halbleiterindustrie. Auch die Nachfrage nach Komponenten für die industrielle Beschichtung ging wegen des geringeren Bedarfs an Unterhaltungselektronik zurück. Das Service-Geschäft bekam die geringe Kapazitätsauslastung in Halbleiterwerken ebenfalls zu spüren, zudem hielten VAT-Kunden weiterhin hohe Lagerbestände an Ersatzteilen.

Aufschwung erwartet

Trotz des schwachen Quartals erwarten die VAT-Verantwortlichen nun eine allmähliche Verbesserung der Marktbedingungen bereits im vierten Quartal und dann im Jahr 2024. Obwohl das Unternehmen unlängst die Kurzarbeit für die Schweizer Angestellten in den beiden Werken in Haag verlängert hat, bereitet es sich wieder auf den kommenden Aufschwung vor - unter anderem mit Bereitschaftsüberprüfungen bei den eigenen Fabriken und den Lieferanten.

Angesichts der "zukünftigen Wachstumschancen" kündigte das Unternehmen auch den Ausbau der Produktions- und Lieferkette in Malaysia an. Durch eine Beschaffung aus den kostengünstigsten Ländern werde die "natürliche Währungsabsicherung" erhöht. Kostenvorteile will VAT aber auch durch die Verlagerung eines Teils der Lieferkette von der Schweiz nach Rumänien nutzen, wo VAT in Arad eine Anlage betreibt. Die dortigen Zulieferer zeigten eine gute "Kostenperformance", sagte Allison.

Kurs legt zu

VAT hat zudem in der Geschäftsleitung die Position von Urs Gantner neu besetzt, der auf Anfang 2024 das Amt des CEO vom scheidenden Mike Allison übernimmt. Per Anfang Dezember wird nun neu Finn Felsberg als Leiter des zentralen Halbleiterbereichs in der VAT-Konzernleitung eintreten. Der Deutsche war zuvor über 20 Jahre lang beim deutschen Chipkonzern Infineon tätig.

Am Aktienmarkt wurden die Angaben des Unternehmens zum dritten Quartal positiv aufgenommen, obwohl Umsatz und Bestellungseingänge im unteren Bereich der Analystenschätzungen ausfielen. Die Investoren zeigten sich durch die Anzeichen der Erholung im wichtigen Halbleiter-Markt ermutigt. Der Aktienkurs legte am Donnerstag 3,7 Prozent auf 347,20 Franken zu.

tp/pre