NEW YORK (Dow Jones)--Die weitere Eskalation in der Russland-Ukraine-Krise hat am Dienstag die Aktienkurse an der Wall Street belastet. Zeitweilige Erholungsansätze verpufften. Zu Wochenbeginn, als es kurzzeitig nach Entspannung ausgesehen hatte, wurde in den USA wegen eines Feiertages nicht gehandelt. Auf die völkerrechtswidrige Anerkennung der Separatisten-Gebiete im Osten der Ukraine durch Moskau reagiert der Westen mit einer Welle von Sanktionen.

Deutschland werde aufgrund des russischen Vorgehens den Zertifizierungsprozess für die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 vorerst stoppen, erklärte Bundeskanzler Olaf Scholz. Die EU-Sanktionen gegen Russland zielen auf Banken, Finanzmärkte sowie den Handel mit dem Land ab, wie es aus Brüssel hieß. Auch US-Präsident Joe Biden kündigte Finanzsanktionen gegen Russland an und drohte mit weiteren Sanktionen, sollte der russische Präsident Wladimir Putin noch weitergehen.

Der Dow-Jones-Index verlor 1,4 Prozent. Der S&P-gab um 1,0 Prozent nach. Für den Nasdaq-Composite ging es um 1,2 Prozent nach unten. Den 745 (Freitag: 1.257) Kursgewinnern standen 2.616 (2.046) -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 120 (157) Titel.

Dass die Verluste vergleichsweise moderat ausfielen, erklärten Händler damit, dass für viele Anleger an der Wall Street der Hauptbelastungsfaktor nach wie vor nicht in der Ukraine-Krise liege, sondern in der Zinswende der Fed.

"Nachdem Russland die ostukrainischen Separatisten offiziell anerkannt und Truppen in die Region verlegt hat, könnten die Märkte beginnen, eine vollständige Invasion einzupreisen", so die ING. Vor diesem Hintergrund und in Anbetracht der erhöhten Volatilität und Unvorhersehbarkeit der Situation sollten die "Aufwärtsrisiken" für sichere Währungen wie den Dollar, den Yen und den Franken überwiegen, so die Devisen-Experten.

"Der größte Teil des Ausverkaufs an den globalen Aktienmärkten in diesem Jahr kann auf die zinspolitische Wende der wichtigsten Zentralbanken zurückgeführt werden", sagte Neil Shearing, Group Chief Economist bei Capitol Economics. "Dies deutet darauf hin, dass bei einer Eskalation des Konflikts noch erhebliches Abwärtspotenzial für die Aktienmärkte und Aufwärtspotenzial für sichere Häfen, einschließlich US-Anleihen, besteht."

Die Konjunkturdaten des Tages lieferten Licht ebenso wie Schatten, fanden aber kaum Beachtung. Während die Markit-Einkaufsmanagerindizes für das Verarbeitende Gewerbe und den Service-Sektor im Februar einen überraschend deutlichen Anstieg verzeichneten, trübte sich das Verbrauchervertrauen in diesem Monat ein, wenn auch nicht so deutlich wie erwartet.


   Ölpreise schießen nach oben - Brent nähert sich 100-Dollar-Marke 

Mit der weiteren Eskalation schossen die Ölpreise nach oben, denn Russland ist eines der weltweit größten Förderländer. Brent näherte sich dabei sogar der Marke von 100 Dollar. Im späteren Verlauf notierten die Preise allerdings wieder unter ihren Tageshochs. "Eine russische Invasion dürfte den Preis auf mindestens 130 Dollar je Barrel ansteigen lassen und WTI mit sich ziehen. Es ist schwer vorstellbar, dass Brent in absehbarer Zeit wieder unter 90 Dollar fallen wird", so Analyst Jeffrey Halley von Oanda. Allerdings zeigte sich in den langfristigen Kontrakten keine Panik, da der Markt mittlerweile fest mit der Rückkehr des Irans als Anbieter am internationalen Ölmarkt rechnet.

Staatsanleihen waren trotz der jüngsten Nachrichten zum Ukraine-Konflikt nicht gefragt. Die US-Sanktionen gegen Russland seien nicht so heftig ausgefallen wie befürchtet, sagte Tariq Zahir von Tyche Capital. Derweil zogen die Renditen zweijähriger Titel kräftig an, während die Zehnjahresrendite sich kaum bewegte. Die Analysten der Bank of America wollten die sich abflachende Zinsstrukturkurve jedoch nicht überbewerten. Selbst eine inverse Zinsstrukturkurve, die als Vorbote einer Rezession gilt, wäre nach Meinung der Analysten kein Grund zur Sorge. Es handele sich um einen "mechanischen" Prozess, der vor allem von den Erwartungen an die Geldpolitik der Notenbank getrieben werde. Aktuell spiegele die Entwicklung der Zinsstrukturkurve nur die Überzeugung wider, dass eine "falkenhafte" US-Notenbank gleichwohl unterschiedliche geldpolitische Pfade einläute. Sie sei ein Indikator für den "Übergang von einer mittel- zu einer spätzyklischen Dynamik".


   Home Depot unter Druck - gut ist nicht gut genug 

Die US-Baumarktkette Home Depot ist in ihrem vierten Quartal stärker gewachsen als erwartet und hat den Gewinn im Jahresvergleich gesteigert. Die Aktionäre sollen zudem eine um 15 Prozent höhere Dividende erhalten. Vor dem Hintergrund steigender Zinsen - historisch gesehen eine Herausforderung für den Sektor - müssten die Ergebnisse jedoch mehr als nur solide sein, monierte Analyst Michael Baker von D.A. Davidson. Für die Aktie ging es um 8,6 Prozent abwärts.

Auch Macy's konnten sich dem negativen Umfeld nicht entziehen. Die Aktie der Kaufhauskette hatte zwar nach Vorlage überraschend guter Zahlen zunächst kräftig zugelegt, beendete den Handel aber 5 Prozent niedriger.

Die Aktie von Medtronic gewann 3,1 Prozent. Das Medizintechnik-Unternehmen hat mit den Ergebnissen für das dritte Quartal die Erwartungen des Marktes leicht verfehlt. Der Ausblick traf dagegen die Schätzungen.


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INDEX                 zuletzt      +/- %       absolut      +/- % YTD 
DJIA                33.596,61      -1,4%       -482,57          -7,5% 
S&P-500              4.304,76      -1,0%        -44,11          -9,7% 
Nasdaq-Comp.        13.381,52      -1,2%       -166,55         -14,5% 
Nasdaq-100          13.870,53      -1,0%       -139,01         -15,0% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit              Rendite   Bp zu VT    Rendite VT      +/-Bp YTD 
2 Jahre                  1,53       +6,7          1,47           80,3 
5 Jahre                  1,85       +3,2          1,82           58,9 
7 Jahre                  1,92       +1,0          1,91           48,2 
10 Jahre                 1,93       +0,1          1,93           41,7 
30 Jahre                 2,23       -1,6          2,24           32,8 
 
DEVISEN               zuletzt      +/- %  Di, 8:24 Uhr  Mo, 17:30 Uhr   % YTD 
EUR/USD                1,1327      +0,2%        1,1294         1,1339   -0,4% 
EUR/JPY                130,32      +0,5%        129,46         130,20   -0,4% 
EUR/CHF                1,0441      +0,8%        1,0339         1,0379   +0,6% 
EUR/GBP                0,8338      +0,3%        0,8316         0,8333   -0,8% 
USD/JPY                115,04      +0,3%        114,63         114,82   -0,1% 
GBP/USD                1,3586      -0,1%        1,3581         1,3609   +0,4% 
USD/CNH (Offshore)     6,3235      -0,1%        6,3407         6,3237   -0,5% 
Bitcoin 
BTC/USD             37.962,52      +1,0%     36.633,61      38.823,96  -17,9% 
 
ROHOEL                zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex               92,27      93,95         +1,3%           1,20  +23,2% 
Brent/ICE               96,40      95,39         +1,1%           1,01  +24,4% 
 
METALLE               zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.900,31   1.906,20         -0,3%          -5,90   +3,9% 
Silber (Spot)           24,15      23,97         +0,8%          +0,18   +3,6% 
Platin (Spot)        1.080,33   1.078,00         +0,2%          +2,33  +11,3% 
Kupfer-Future            4,50       4,48         -0,4%          -0,02   +0,8% 
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February 22, 2022 16:11 ET (21:11 GMT)