2020 wird als historisches Jahr in die europäische Automobilgeschichte eingehen. Lange von Verbrennern dominiert, steigt der Kontinent nach einem Jahr der Stagnation zum bestimmenden Akteur der Elektrifizierung des weltweiten Automarkts auf.

Europa bei der Elektrifizierung auf der Überholspur

Laut aktuellem AlixPartners Automotive-Electrification-Index überholt Europa Ende 2020 China bei den Verkaufszahlen von E-Fahrzeugen - und zwar durch eine Steigerung um 104% gegenüber dem Vorjahresquartal (Europa: 1,4 Mio. vs. China: 1,3 Mio.).

Auch der Anteil an E-Fahrzeugen bei Neuzulassungen liegt in Europa mit etwa 13% am höchsten (siehe Grafik 1): weltweit steigt dieser Anteil auf 6% (Q4/2020)

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China führt den E-Index in Q4/2020 mit einer elektrischen Reichweite von 183 Mio. Kilometern zwar weiter an, Europa kommt jedoch mit 139 Mio. Kilometern dem einstigen Platzhirsch kontinuierlich näher. Es ist damit zu rechnen, dass ab 2030 der Verbrenner keine relevante Rolle mehr in Europa spielen wird.

Deutsche und europäische OEMs nehmen Spitzenpositionen ein

Für die steigende Elektrifizierung des europäischen Automarkts sind nicht mehr wie bisher höhere Verkaufszahlen von Tesla oder asiatischen Herstellern verantwortlich, sondern neue und attraktive E-Modelle aus Europa. Dadurch bestimmen mittlerweile auch deutsche OEMs die Ranglisten bei E-Autos.

Erstmals konnte VW Ende 2020 mit 192.000 Fahrzeugen den einstigen Platzhirsch Tesla bei der Anzahl der verkauften E-Fahrzeuge weltweit überholen. Beim Anteil an der gesamten verkauften elektrischen Reichweite sinkt Tesla im Vergleich zum Vorjahresquartal um 7 Prozentpunkte auf 26% in Q4/2020, wohingegen VW (+6%-Pkt.), PSA (+3%-Pkt.) und Daimler (+2%-Pkt.) stark zulegen konnten.

VW führt auch das Herstellerranking in Europa (siehe Grafik 2) nach verkaufter elektrischer Reichweite mit mittlerweile fast 40 Mio. Kilometern an und verweist Tesla auf Platz 2. Renault (mit Nissan und Mitsubishi) und PSA folgen mit etwa 19 bzw. 11 Mio. Kilometern auf den Plätzen 3 und 5. Dahinter liegen Daimler und BMW stabil auf den Rängen 6 und 7.

Deutlich wird die Aufholjagd der deutschen OEMs beim Blick auf den Anteil der E-Autos an der Gesamtflotte (siehe Grafik 2): Bei Daimler versechsfacht sich die E-Quote innerhalb eines Jahres nahezu auf 27%. Bei BMW steigt diese auf 22% und für VW beträgt der Wert mittlerweile 15% (Q4/2019: knapp 3%).

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Bei letzterem ist für die guten Werte vor allem der erfolgreiche Start des VW ID.3 verantwortlich (siehe Grafik 3). Dieser wurde in Europa öfter verkauft als das Tesla Model 3. Hierzulande kommen von den Top 10 der verkauften E-Automodelle sieben aus Deutschland. Das Model 3 ist hier mittlerweile als einer von nur zwei außereuropäischen Herstellern nur noch auf Platz 4 zu finden. 2021 planen die Europäischen OEMs den Launch von mehr als 40 neuen E-Fahrzeugen (BEV & PHEV).

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Europäische Länder mit großen Zuwächsen bei E-Reichweite

Auch auf Länderebene ist die Aufholjagd der europäischen Staaten beeindruckend (siehe Grafik 4). Hervorzuheben sind allen voran Deutschland (38 Mio. km) mit einem Zuwachs von 525% und Großbritannien (19 Mio. km) mit einer Steigerung von 188%. Auch wenn China, aufgrund des Vorsprungs aus den letzten Jahren, mit Abstand der Markt mit der größten elektrischen Reichweite (183 Mio. Kilometer) bleibt, so machen die Europäer von Jahr zu Jahr deutlich an Boden gut.

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Mit Blick auf den Anteil an verkauften E-Autos weist Norwegen mit 68% immer noch den größten Absatz weltweit auf. Neben den skandinavischen Staaten sind hier in Europa die Niederlande (41%) und Deutschland (20%) noch stark vertreten. Norwegen und die Niederlande wollen bis 2030 sogar komplett auf den Verkauf von Verbrennern verzichten.

Subventionen und CO2-Deckel - Effektiver Zweiklang in Europa

Der massive Strukturwandel auf dem europäischen Automarkt hat neben dem zunehmenden Umweltbewusstsein der Automobilkunden im Wesentlichen zwei Treiber: Staatlich subventionierte Kaufanreize und die EU-weite Begrenzung des CO2-Ausstoßes.

Letztere legt für die Hersteller Flottengrenzwerte fest, die nach einem Plan der EU-Kommission bis 2030 um weitere 30% gesenkt werden sollen. Die jährlich drohenden Strafzahlungen machen einen Flottenumbau und nachhaltige Erfolge in der Elektromobilität für Hersteller sowie Zulieferer dringend notwendig. In Deutschland sorgen insbesondere staatliche Prämien bis zu 9.000 Euro für den Erwerb eines E-Autos für zusätzliche Kaufanreize.

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Marcus Kleinfeld
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