Zürich (awp) - Die Aktienmärkte bewegen sich auf rekordhohen Niveaus, doch Aktien dürften trotz Inflationsrisiken auch in naher Zukunft gefragt sein. "Wir bleiben für die Entwicklung an den Börsen positiv gestimmt und rechnen mit einem guten zweiten Halbjahr", sagte Jan Widmer, Fondsmanager bei der St.Galler Kantonalbank (SGKB) am Donnerstag an einer Telefonkonferenz.

Getragen werden die Märkte in erster Linie von den guten Konjunkturaussichten und der Tatsache, dass die Notenbanken noch längere Zeit an ihrer expansiven Ausrichtung in der Geldpolitik festhalten dürften. Die Firmen profitierten von den Lockerungen der Corona-Massnahmen, was die Margen- und Gewinnlage verbessere, fuhr Widmer fort. Zugleich könnten höhere Preise, etwa für Rohstoffe oder Komponenten, an die Kunden weitergeben werden.

Expansive Geldpolitik bleibt

Doch auch die weit geöffneten Geldschleusen der Notenbanken dürften den Anlegern weiterhin Argumente für Investitionen in Aktien liefern. "Die Notenbanken werden noch sehr lange expansiv bleiben", sagte Caroline Hilb, Leiterin Anlagestrategie und Analyse bei der SGKB. Vor Ende 2022 dürfte etwa die US-Notenbanken Fed nicht an der Zinsschraube drehen und sie werde auch noch einige Zeit an den milliardenschweren Anleihenkäufen festhalten.

Auch die SNB werde an ihrem geldpolitischen Konzept, das auf Negativzinsen und Interventionen am Devisenmarkt beruht, nichts verändern, sagte Hilb weiter. Derweil sei in der Schweiz mit leicht steigenden Zinsen zu rechnen, wobei die Renditen zehnjähriger Eidgenossen wohl im Verlauf des nächsten Jahres in den positiven Bereich klettern würden.

Beschränktes Schuldenrisiko

Kaum Gefahr geht mit Blick auf das gute Börsenumfeld laut den SGKB-Experten von der im Zuge der Coronakrise stark gestiegenen Staatsverschuldung aus. Caroline Hilb rechnet in nächster Zeit nicht mit einer Schuldenkrise, wie sie im Interview mit AWP Video sagte. Die Schulden seien in Pandemiezeiten aus gutem Grunde zur Stützung der Wirtschaft angestiegen und das Vertrauen in die Notenbanken zur Krisenbewältigung sei gross.

An den Kapitalmärkten habe die hohe Staatsverschuldung kaum Spuren hinterlassen, sagte Hilb weiter. Die grossen Volkswirtschaften, allen voran die USA, seien in der Lage, eine hohe Schuldenlast zu stemmen. Dabei hätten die Interventionen der Fed nach Pandemieausbruch wesentlich zur Stabilisierung des Wirtschaftssystems beigetragen. Das habe auch in Europa und in der Schweiz gut geklappt.

Bei den Aktien setzt die SGKB auf Qualitäts- und Dividendenaktien. Die Firmen müssten auf einem stabilen Geschäftsmodell aufbauen und den Aktionären langfristig, konstant Mehrwert liefern, erklärte Widmer. Dieses Potenzial sieht er in Werten wie Geberit, Sika oder Barry Callebaut. Zudem glaubt Widmer bei Orior, Galenica oder BKW an konstant gute Dividendenerträge.

mk/tv