MÜNCHEN (dpa-AFX) - Für Siemens läuft es trotz des wirtschaftlichen Gegenwinds in vielen Teilen der Welt besser als erwartet. Der Münchener Industriekonzern hat nach einem starken Jahresauftakt seine Gewinnprognose angehoben. "Wir haben ein starkes Quartal geliefert und sind mit der Umsetzung unserer Vision 2020 auf gutem Weg", sagte Konzernchef Joe Kaeser am Montagabend.

Je Aktie rechnet das Management im Geschäftsjahr 2015/16 nun mit einem Gewinn von 6,00 bis 6,40 Euro, wie das Dax-Unternehmen überraschend mitteilte. Bislang standen 5,90 bis 6,20 Euro im Plan. Die Aussichten für den Jahresgewinn hätten sich verbessert, erklärte Kaeser - "obwohl die makroökonomischen und geopolitischen Entwicklungen unsere Märkte weiterhin belasten".

AUFTRAGSEINGANG MACHT MUT

Zuletzt hatten der niedrige Ölpreis und eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums in China für Turbulenzen an den Börsen gesorgt - und auch viele Unternehmen in Deutschland skeptischer in die Zukunft blicken lassen: Das Ifo-Geschäftsklima, Deutschlands am stärksten beachteter Frühindikator, fiel im Januar im Vergleich zum Vormonat, wie das Münchner Institut am Montag mitteilte.

Anders sieht die Stimmungslage bei Siemens aus. Grund für die Zuversicht ist das bessere Abschneiden im ersten Geschäftsquartal von Oktober bis Dezember: Dank Großaufträgen aus Europa und Afrika stieg der Auftragseingang im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum um mehr als ein Viertel auf 22,8 Milliarden Euro; der Umsatz kletterte um 8 Prozent auf 18,89 Milliarden Euro. Ohne Wechselkurseffekte durch den schwachen Euro und Zukäufe wäre es noch um 1 Prozent nach oben gegangen.

HÄNDLER: STARKE ZAHLEN

Das operative Ergebnis im Industriegeschäft legte um 10 Prozent auf 1,99 Milliarden Euro zu, was auch einen Anstieg der wichtigen operativen Ergebnismarge auf 10,4 Prozent zur Folge hatte. Unter dem Strich konnte Siemens den Nettogewinn um 42 Prozent auf 1,56 Milliarden Euro steigern - im Vorjahr hatten Sonderfaktoren abseits des Industriegeschäfts das Ergebnis noch belastet.

Siemens schlug damit die Erwartungen von Experten. Ein Aktienhändler sprach in einer ersten Reaktion am Montagabend von starken Zahlen der Münchener. Die Aktie stieg nachbörslich beim Broker Lang & Schwarz um 2,9 Prozent.

ZUKAUF IN USA

Siemens baut derweil weiter um: Für 970 Millionen US-Dollar schluckt der Konzern den Simulationssoftware-Anbieter CD-adapco. "Als Teil der Vision 2020 treibt Siemens mit der Übernahme von CD-adapco das Wachstum im digitalen Geschäft voran", erklärte Vorstandsmitglied Klaus Helmrich. Die Übernahme soll in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres abgeschlossen werden.

CD-adapco hat seinen Hauptsitz in Melville im US-Bundesstaat New York. Die Software-Firma erwirtschaftete den Angaben zufolge zuletzt mit gut 900 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von knapp 200 Millionen Dollar. Die Software werde unter anderem von 14 der 15 größten Autobauer eingesetzt und sei auch in der Luft- und Raumfahrt sowie in der Energiebranche weit verbreitet, hieß es./men/edh/das/jha/