Zürich (awp) - Die Aktien von Polypeptide stehen am Freitag in einem leichteren Markt massiv unter Druck. Schuld daran ist die zweite Gewinnwarnung, die das Unternehmen in diesem Jahr abgesetzt hat. Diese hat viel Investorenvertrauen zerstört.

Die Aktien von Polypeptide notieren um 9.20 Uhr um 24,4 Prozent tiefer auf 28,02 Franken, während der am SPI gemessene Gesamtmarkt um 0,40 Prozent zurückfällt. Polypeptide haben in diesem Jahr damit fast 80 Prozent an Wert eingebüsst. Zur Erinnerung: Im Frühjahr 2021 waren die Papiere beim Börsengang zu 64 Franken das Stück zugeteilt worden.

Im Sog von Polypeptide büssen auch Bachem 4,4 Prozent ein. Die Bubendorfer sind vor Polypeptide der weltweit grösste Peptidhersteller.

Dabei sind die Probleme bei Polypeptide offenbar vor allem hausgemacht. Das Unternehmen hatte Schwierigkeiten in der Herstellung und musste zweitweise sogar zwei Produktionslinien ausschalten. Daher werden der Umsatz und die Profitabilität in 2022 deutlich tiefer als früher kommuniziert ausfallen. Bereits im Juli hatte das Unternehmen seine Prognosen gesenkt.

Diese zweite Gewinnwarnung wirft im grundsätzlich stabilen Geschäft der Pharmaauftragsfertiger einen "sehr negativen" Schatten auf die strategische Ausrichtung und das Management von Polypeptide, urteilt ZKB-Analyst Daniel Buchta. Eine solche Entwicklung zerstöre viel Investorenvertrauen, so der Analyst, der die Papiere auf "Untergewichten" von "Marktgewichten" zurückstuft.

Helvea-Experte Konstantin Wiechert wiederum denkt, dass die Anleger den Hoffnungen, dass die verpassten Umsätze im kommenden Jahr aufgeholt werden können, nicht zu viel Glauben schenken werden. Denn die Kunden von Polypeptide und Co. suchten nach Herstellern mit ausgewiesener Expertise.

Pharmawirkstoffe müssen laut Wiechert auf einem zuverlässig hohen Qualitätsniveau produziert werden. Und Auftragsfertiger, die diese Anforderungen nicht erfüllen könnten, werden nach Auffassung des Analysten schnell zur "zweiten Wahl" zurückgestuft.

ra/kw