Zug (awp) - Der Pharmazulieferer Polypeptide spricht seine dritte Gewinnwarnung in den letzten zwölf Monaten aus. Der Auftragshersteller von Peptid-Wirkstoffen rechnet sowohl im ersten Semester, also auch im gesamten Jahr 2023 mit einem Verlust. Das laufende Geschäftsjahr wird nun als "Übergangsjahr" angesehen.

Der Umsatz des Pharmazulieferers wird im ersten Halbjahr mit 132 Millionen Euro allerdings nur leicht unter dem Vorjahresresultat von 133,7 Millionen erwartet, wie einer Mitteilung von Polypeptide vom Donnerstag zu entnehmen ist. Im Vorjahr hatte das Unternehmen noch Umsatz im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie erzielt. Insgesamt sieht das Unternehmen ein starkes Momentum im Peptidgeschäft.

Abschreibung von Lagerbeständen

Das Betriebsergebnis (EBITDA) wird aber klar negativ in einer Spannweite zwischen -19 und -21 Millionen Euro erwartet. Im Vorjahr hatte das Unternehmen noch ein EBITDA von 26,7 Millionen resultiert. Rund die Hälfte des Profitabilitätsrückgangs sei auf die Abschreibung von Lagerbeständen im Umfang von 9,5 Millionen Euro, auf die Wertberichtigung von Anlagen im Umfang von 2,0 Millionen sowie die negative Kostenabsorption auf Grund von Lageroptimierung zurückzuführen, heisst es.

Die andere Hälfte entfällt laut der Mitteilung auf eine erhöhte Kostenbasis im Hinblick auf erwartetes Wachstum für das zweite Halbjahr 2023 sowie 2024, dies in Kombination mit tieferer Produktivität.

Für das zweite Halbjahr erwartet die Gruppe zwar ein verbessertes EBITDA aufgrund eines höheren Umsatzes und dank operativer Verbesserungsmassnahmen. Dennoch prognostiziert sie für das Gesamtjahr 2023 einen Nettoverlust. Die Guidance für das Gesamtjahr 2023 werde mit der Publikation des Halbjahresberichts aktualisiert.

Robuster Auftragsbestand

Den Auftragsbestand für das zweite Halbjahr bezeichnet die Gruppe als robust. Polypeptide treibe die bestehenden Partnerschaften in den Bereichen der metabolischen und seltenen Erkrankungen voran. Die Pipeline an Kundenprojekten habe sich per Ende Juni auf 226 aktive Projekte erhöht (Ende 2022: 220 Projekte.). Davon befänden sich 31 Projekte in Phase III der klinischen Entwicklung. Die Gruppe wolle deshalb auch die für 2023 vorgesehenen Kapitalinvestitionen beschleunigen.

Im Gang seien auch die Massnahmen zur Verbesserung der operativen Leistungsfähigkeit. Dazu gehörten umfassende Trainingsprogramme, Prozessverbesserungen sowie die Stärkung der Organisation und Fähigkeiten. Auch arbeite Polypeptide weiter an der Überprüfung seiner Preisgestaltung, der Stärkung seines Kostenmanagements und der Steuerung des Umlaufvermögens.

Verhandlung um langfristige Finanzierung

Polypeptide führe auch fortgeschrittene Verhandlungen mit Kreditgebern. Dabei gehe es um die Sicherstellung der langfristigen Finanzierung der Investitionen, heisst es weiter.

Mit den Massnahmen dürfte der neue Konzernchef Juan-José Gonzalez reinen Tisch machen. Er hatte Mitte April die Nachfolge von Raymond De Vré als CEO angetreten. Bereits im Juli 2022 hatte Polypeptide eine erste Gewinnwarnung ausgesprochen, die zweite folgte Anfang Dezember 2022. An der ersten waren ein unvorteilhafter Business Mix sowie höhere Kosten für Rohmaterial, Energie, Verbrauchsgüter sowie Löhne verantwortlich. Im Dezember dann wurden Funktionsstörungen und eine mangelnde Ausbeute im Produktionsprozess verantwortlich gemacht.

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