Wien/Bukarest (Reuters) - Der österreichische Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV hat für das lange verzögerte Erdgas-Förderprojekt Neptun Deep im Schwarzen Meer nun endgültig grünes Licht gegeben. Die Kosten für die Erschließung des riesigen Gasfeldes vor der Küste Rumäniens belaufen sich auf insgesamt rund vier Milliarden Euro, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Die Ausgaben, die vor allem 2024 bis 2016 anfallen würden, teile man sich mit dem Partner, der staatlichen rumänischen Romgaz.

Das Potenzial des Gasfeldes schätzt die rumänische OMV-Tochter Petrom auf rund 100 Milliarden Kubikmeter Erdgas. Das erste Gas aus dem Tiefsee-Projekt werde für 2027 erwartet. Das Vorhaben müsse noch von den rumänischen Behörden für Bodenschätze genehmigt werden.

"Dank Neptun Deep wird Rumänien der größte Erdgasproduzent in der EU werden, und eine zuverlässige und sichere Energiequelle für die Region darstellen. Gleichzeitig wird es die Position unserer Gruppe in der Schwarzmeerregion und in Südosteuropa stärken", sagte OMV-Chef Alfred Stern. OMV Petrom erwartet, dass das Projekt den operativen Gewinn (Ebit) des Unternehmens 2030 um die Hälfte steigern werde.

Die teilstaatliche OMV gab 2012 erstmals bekannt, dass sie im Schwarzen Meer ein Gasfeld entdeckt hat. Die Förderstätte zählt zu den bedeutendsten in der Europäischen Union (EU). Doch die Entwicklung des Feldes, dass mehr Unabhängigkeit von russischen Gaslieferungen bringt, wurde politisch lange verzögert. Zudem sprang der anfängliche Partner, der US-Ölriese ExxonMobil, ab. Dessen Hälfte an dem Projekt hatte dann Romgaz für mehr als eine Milliarde Dollar übernommen. Die Betriebsführerschaft ging auf die OMV Petrom über. Der Ausbruch des Krieges in der Ukraine und die Energiekrise hatten wieder Schwung in die Diskussion über die Ausbeutung des Feldes gebracht. In Rumänien wurde der notwendige rechtliche Rahmen samt neuem Steuergesetz beschlossen, das von OMV-Chef Alfred Stern als Voraussetzung für die finale Investitionsentscheidung bezeichnet wurde. Eine Entscheidung hatte er für die Jahresmitte 2023 angekündigt.

Die für die Erschließung der beiden Erdgasfelder Domino und Pelican South erforderliche Infrastruktur umfasse zehn Bohrungen, drei Unterwasser-Produktionssysteme und die dazugehörigen Leitungen, eine Offshore-Plattform, die Haupterdgasleitung zur Stadt Tuzla östlich von Bukarest sowie eine Erdgasmessstation.

(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich und Luiza Ilie, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)