Von Olaf Ridder
FRANKFURT (Dow Jones)--Für die deutsche Chemieindustrie lief es zuletzt nicht gut: Nach dem Energiepreisschock, der dem Ukraine-Krieg folgte, ging zuletzt auch die Nachfrage deutlich in die Knie. Die Branche gilt als Konjunkturindikator. BASF steht als weltweit größter Chemiekonzern deshalb besonders im Zentrum des Interesses, wenn er am frühen Donnerstagmorgen die Zahlen zum ersten Quartal veröffentlicht. Auf der anschließenden Hauptversammlung hat Konzernchef Martin Brudermüller seinen letzten Auftritt, bevor er nach sechs Jahren an der Spitze aus dem Unternehmen ausscheidet.
Darauf werden Anleger achten:
ZAHLEN: BASF musste in den vergangenen Jahren mehrfach Eckdaten ad hoc vorab mitteilen, weil diese deutlich von den Markterwartungen abwichen. Dass dies aktuell nicht geschehen ist, werteten Anleger zuletzt als Zeichen dafür, dass die Flüsterschätzungen vielleicht zuletzt zu stark ins Kraut geschossen sein könnten: Während der Konsens das bereinigte EBITDA - die neue maßgebliche Kennziffer von BASF - bei 2,57 Milliarden Euro sieht, hofften Marktteilnehmer laut Baader zuletzt auf 2,7 bis 2,9 Milliarden. Am oberen Ende wäre damit das Vorjahresergebnis erreicht, während der Konsens von einem Rückgang um 10 Prozent ausgeht. Die Baader-Analysten halten 2,8 Milliarden Euro für möglich und verweisen auf gute Chemieergebnisse der österreichischen OMV.
PROGNOSE: CEO Brudermüller hat jüngst in einem seiner Interviews erklärt, die er zum Ende seiner Amtszeit gerade verschiedenen Zeitungen gibt, dass Preisverfall und Absatzrückgang gestoppt sind. Von einer richtigen Trendwende wollte er jedoch noch nicht sprechen. "Wir sind erst einmal froh, dass es nicht weiter bergab geht", sagte er. Wann es wieder bergauf geht und wie genau BASF die Entwicklung des laufenden Jahres einschätzt, wird von Beobachtern mindestens genauso beäugt werden, wie die Quartalszahlen. Mit einer Anhebung der Prognose für 2024 rechnet derzeit allerdings niemand.
ANPASSUNGEN: Es ist wenig wahrscheinlich, dass BASF große Neuigkeiten zu den verschiedenen Restrukturierungsvorhaben geben wird, die in jüngster Vergangenheit angestoßen wurden. Um insgesamt 2,1 Milliarden Euro sollen die jährlichen Kosten bis Ende 2026 sinken. Offen ist noch, wie viele Stellen zusätzlich in Ludwigshafen wegfallen, mit denen sich die vor zwei Monaten dort angekündigten zusätzlichen Einsparungen im Gesamtvolumen von 1 Milliarde Euro erzielen ließen. Ein "Zielbild" für den historischen Kernstandort muss Brudermüllers Nachfolger Markus Kamieth in der zweiten Jahreshälfte liefern.
Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum ersten Quartal und für das Gesamtjahr 2024:
=== . PROG PROG 1. QUARTAL 2024 1Q24 ggVj 1Q23 Umsatz 18.582 -7% 19.991 EBITDA vor Sondereffekten 2.565 -10% 2.864 EBIT vor Sondereffekten 1.569 -19% 1.931 EBIT 1.547 -17% 1.867 Ergebnis vor Steuern 1.436 -26% 1.930 Ergebnis nach Steuern/Dritten 1.081 -31% 1.562 Ergebnis je Aktie 1,21 -31% 1,75 Ergebnis nach Steuern/Dritten bereinigt k.A. -- 1.720 Ergebnis je Aktie bereinigt 1,41 -27% 1,93 . PROG PROG GESAMTJAHR 2024 Gj24 ggVj Gj23 Umsatz 69.338 +1% 68.902 EBITDA vor Sondereffekten 8.211 +7% 7.671 EBIT vor Sondereffekten 4.262 +12% 3.806 EBIT 4.106 +83% 2.240 Ergebnis vor Steuern 3.531 +149% 1.420 Ergebnis nach Steuern/Dritten 2.560 -- 225 Ergebnis je Aktie 2,87 -- 0,25 Ergebnis nach Steuern/Dritten bereinigt k.A. -- 2.484 Ergebnis je Aktie bereinigt 3,33 +20% 2,78 Dividende je Aktie 3,34 -2% 3,40 ===
ERLÄUTERUNGEN:
- Angaben in den Tabellen in Millionen Euro, Ergebnis je Aktie und Dividende in Euro
- Bilanzierung nach IFRS
- Quellen: Angaben des Unternehmens. Prognosen von Vara Research (Stand: 8. April 2024).
- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum
- k.A. = keine Angaben
- das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr
- alle Angaben ohne Gewähr
Kontakt zum Autor: olaf.ridder@wsj.com
DJG/rio/cbr
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April 23, 2024 23:45 ET (03:45 GMT)