Zürich (awp) - Der Nahrungsmittelkonzern Nestlé hat seit längerer Zeit mit stark steigenden Kosten für seine Rohstoffe, das Verpackungsmaterial oder die Energie zu kämpfen. Gemäss dem VR-Präsidenten und früheren CEO Paul Bulcke sollte sich die Situation nun aber wieder verbessern.
"Der Preisdruck lässt allmählich nach", sagte Bulcke im Gespräch mit der "Finanz und Wirtschaft" (online). Ganz aufatmen können Kundinnen und Kunden allerdings noch nicht. Etwas mehr an Preiserhöhungen werde im laufenden Jahr noch nötig sein, so Bulcke, auch wenn man in den letzten Monaten schon viele Kostenerhöhungen weitergegeben habe.
Bulcke zeigt sich aber recht optimistisch hinsichtlich des weiteren Geschäftsverlaufs. "Für ein positives internes Realwachstum auf Jahresbasis bin ich nach wie vor zuversichtlich. Das ist wichtig, weil wir sonst Marktmomentum verlieren", sagte Bulcke. Im vierten Quartal war der sogenannte RIG (real internal growth) mit -2,6 Prozent deutlich negativ, und auch im ersten Semester dürfte er im Minusbereich bleiben, wie Finanzchef François-Xavier Roger Mitte Februar bei der Veröffentlichung der Jahreszahlen 2022 verlauten liess.
Spekulationen nicht kommentiert
In Bezug auf Akquisitionen und Verkäufe gab sich Bulcke wenig konkret bzw. wollte die jüngsten Spekulationen, wonach Nestlé am Tierfuttergeschäft der brasilianischen BRF interessiert sei, nicht kommentieren. "Tierfutter ist fraglos ein attraktives Geschäft mit grossen Wachstumschancen", sagte er lediglich. Das Thema stehe hoch oben auf der Agenda mit viel Expansionspotenzial, wo es noch weisse Flecken gebe, zum Beispiel in Asien.
Über die zuletzt gestiegene Verschuldung - u.a. unverändert hohe Ausschüttungen trotz geringerem Cashflow - macht sich der Nestlé-Präsident keine allzu grossen Sorgen. "Früher waren wir fast zu gering verschuldet, weshalb wir noch Raum hatten, aktionärsfreundlicher zu werden", sagte Bulcke. Die Bilanz sei aber sehr robust, gerade wenn man das mehr als 40 Milliarden Euro schwere Paket an L'Oréal-Aktien mitberücksichtige.
Nestlé S.A. ist der größte Lebensmittelkonzern auf der Welt. Der Umsatz ist wie folgt auf die verschiedenen Produktfamilien verteilt:
- Getränke (26,7%): Instantkaffees (Marken Nescafé und Starbucks), Kaffeekapseln (Nespresso), Schokogetränke (Nesquik, Milo, usw.), Getränke auf Teebasis (Nestea), usw.;
- Haustierfutter (20,3%): Purina, Friskies, Felix, usw.;
- pharmazeutische-, Ernährung- und Wohlbefinden Produkte (16,4%): Ernährungsergänzungsmittel (Marken Resource, Boost, Nutren, Optifast, Peptamen usw.), Säuglings- und Mutterernährungsprodukte (NAN, illuma, Cerelac, Nido, Gerber), ketogene Getränke (BrainXpert), Cerealien (Nesquick, Fitness, Cheerios, Lion, usw.) usw.;
- Fertiggerichte und Gewürzprodukte (12,5%): Tiefkühlgerichte und Gerichte aus der Kühltheke (Marken Lean Cuisine, Hot Pockets und Stouffer's), Suppen (Maggi), usw.;
- Milchprodukte und Eiscremes (11,8%): Milchpulver, gesüßte Kondensmilch, Joghurt und Dessertcremes, Eiscreme (Marken Nido, Nesvita, Carnation, La Laitière, Coffee Mate, Nestlé Ice Cream, Dreyers, Häagen-Dazs, Extrême usw.);
- Schokolade, Konfiserien und Kekse (8,7%): Kit Kat, Smarties, Cailler, Terrafertil, usw.;
- abgefüllte Mineralwasser (3,6%): Nestlé Pure Life, Vittel, Perrier, S. Pellegrino, usw.
Geographisch gesehen verteilt sich der Umsatz wie folgt: Schweiz (1,2%), Frankreich (3,8%), Großbritannien (3,8%), Deutschland (2,4%), Europa (12,8%), USA und Kanada (35%), China (5,9%), Asien und Ozeanien (21,4%) und Lateinamerika (13,7%).