--Jahresgewinnziel nach 1H schon zu 60 Prozent erfüllt

--Keine Erhöhung des Ausblicks u.a. wegen Hurrikan-Saison

--Wertpapierverluste im 2Q teilweise bewusst in Kauf genommen

(NEU: Details, Aussagen aus der Pressekonferenz)

Von Matthias Goldschmidt

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Munich Re hat im zweiten Quartal weniger verdient. Belastungen in der Schaden-Unfall-Rückversicherung unter anderem durch höhere Großschäden und den Verkauf von Wertpapieren konnten durch ein besseres Ergebnis beim Erstversicherer Ergo nicht ausgeglichen werden. Beim Ausblick ist der DAX-Konzern deutlich auf Kurs. Das Management zeigte sich auch etwas zuversichtlicher, lehnt aber angesichts der bevorstehenden Hurrikan-Saison eine Erhöhung der Gewinnprognose ab.

Der Nachsteuergewinn sank im Zeitraum von April bis Juni auf 1,15 Milliarden Euro von 1,59 Milliarden im Vorjahr. Analysten hatten in einem vom Unternehmen selbst veröffentlichten Konsens mit 1,27 Milliarden gerechnet. Der Versicherungsumsatz, eine neue Kennzahl unter der neuen Bilanzierung nach IFRS 17, die ab diesem Jahr für Versicherungsunternehmen verpflichtend ist, stieg um 2,9 Prozent auf 14,2 Milliarden Euro.

Im Segment Rückversicherung schrumpfte der Gewinn auf 904 Millionen Euro von 1,44 Milliarden Euro. Die Schaden-Rückversicherung verbuchte einen Rückgang auf 578 von 878 Millionen Euro. Das war einer höheren Großschadensbelastung geschuldet und teilweise bewusst in Kauf genommenen Belastungen aus dem Verkauf festverzinslicher Wertpapiere. Dies habe man gemacht, um durch Neuanlage bei ansteigendem Zinsniveau schneller von höher verzinslichen Anleihen zu profitieren. "Wir haben bewusst Verluste realisiert", sagte Finanzvorstand Christoph Jurecka in einer Telefonkonferenz.

Die Schaden-Kosten-Quote, die Aufwand und Ertrag im Versicherungsgeschäft in Relation setzt, verschlechterte sich auf 80,5 von nachträglich angepassten 72,3 Prozent. Unter einem Wert von 100 arbeitet eine Versicherung profitabel. Der ursprüngliche Vorjahreswert unter alter Rechnungslegung hatte bei 89,7 Prozent gelegen. In der Leben-Rückversicherung ging der Gewinn auf 325 von 561 Millionen Euro zurück.

Ergo dagegen konnte beim Gewinn deutlich auf 250 von 147 Millionen Euro zulegen. Vor allem der Bereich Leben-Gesundheit schnitt in Deutschland sehr stark ab. Aber auch Ergo International verdiente mehr.


   CFO: Gewinnprognose immer noch "anspruchsvolles Ziel" 

Im laufenden Jahr rechnet die Munich Re weiterhin mit einem Nettogewinn von rund 4 Milliarden Euro. Der Vorjahreswert von 3,4 Milliarden Euro ist nicht direkt vergleichbar, weil der Konzern ab 2023 erstmals nach dem neuen Standard IFRS 17 bilanziert, der den Ansatz von Versicherungsverträgen in der Bilanz regelt. Im ersten Halbjahr lag der Gewinn bei 2,43 Milliarden Euro.

Der Ausblick möge etwas konservativ erscheinen, sagte Vorstandschef Joachim Wenning in der Pressekonferenz. "Ich würde mich eigentlich dieser Sichtweise anschließen. Angesichts der Vorsicht, die wir walten lassen und vor allem angesichts der bevorstehenden Hurrikan-Saison gibt es Stand heute keinen ausreichenden Grund, über Prognoseanpassungen nachzudenken." CFO Jurecka sprach von einem "anspruchsvollen Ziel". Gleichwohl teilte das Unternehmen mit, dass die Wahrscheinlichkeit, das Ziel zu übertreffen, gestiegen sei.

Ein Anlass zu Optimismus auch über dieses Jahr hinaus bietet das Preisumfeld. In der Juli-Erneuerung hat der Rückversicherer eine Preiserhöhung um 5,1 Prozent durchsetzen können. "Das günstige Marktumfeld wird sich nicht nur 2023 und 2024 fortsetzen, sondern auch 2025 anhalten", sagte Wenning. Es gebe zu viel Unsicherheit und Nachholbedarf, als dass man sich über einen Rückgang der Raten Sorgen machen müsste.

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August 10, 2023 04:45 ET (08:45 GMT)