FRANKFURT (Dow Jones)--An den europäischen Aktienmärkten geht es am Donnerstagmittag nach unten. Nach frühen Gewinnen sind die Märkte bereits schnell wieder ins Minus gerutscht. So notiert der DAX am Mittag 0,9 Prozent tiefer bei 13.877 Punkten, für den Euro-Stoxx-50 geht es um 0,6 Prozent auf 3.798 Zähler nach unten. Unverändert ist der Krieg in der Ukraine das bestimmende Thema an der Börse. Auf weitere Überraschungen stellen sich Marktteilnehmer als Folge der anti-russischen Sanktionen ein. Heute findet die zweite Runde von Verhandlungen über einen Waffenstillstand zwischen Kiew und Moskau statt. Die Erwartungen an Fortschritte sind allerdings gering.

Die Rally in den Rohstoff-Sektoren geht derweil ungebremst weiter, was die Stagflationsängste nährt. Mit den steigenden Notierungen bei einigen Metallen stellt in Europa der Sektor der Minenwerte mit einem Plus von 2,5 Prozent den größten Gewinner. Weiter unter Druck stehen die Aktien der europäischen Versorger. Hier belastet die Gemengelage aus Sorgen vor Sondersteuern, Russland-Exposure und Nordstream-Beteiligung.


   Europa ist stärker von Abwärtsrisiken betroffen 

Europa ist am stärksten den wirtschaftlichen Risiken des Russland-Ukraine-Krieges ausgesetzt. Während von der Europäischen Zentralbank erwartet wurde, dass sie die Zinssätze in den nächsten zwei Jahren deutlich anhebt, wird sie nach Einschätzung von Norman Villamin, CIO Wealth Management der Union Bancaire Privée (UBP) , ihre Agenda überarbeiten müssen, um den geopolitischen und makroökonomischen Auswirkungen Rechnung zu tragen. Der zunehmende Druck durch die Energie-, Getreide- und Metallpreise könnte die Inflation in der Eurozone um 0,3 bis 1,5 Prozent erhöhen. Die Inflationsrate dürfte in den kommenden Quartalen bei über 5 Prozent im Jahresvergleich bleiben, wobei die Auswirkungen bis 2023 andauern dürften.

"Der Konflikt wirft uns in ein Umfeld des Kalten Krieges zurück, das zu einem Anstieg der Militärausgaben führen wird, und wirft auch die Frage der Energieunabhängigkeit auf", schreibt Patrice Gautry, Chefvolkswirt bei der UBP. Selbst wenn einige Verhandlungen schnell abgeschlossen werden sollten, werde der Druck auf die Preise für Verteidigung, Energie, Rohstoffe und Getreide noch lange Zeit zu spüren sein. Große Ungleichgewichte zwischen Angebot und Nachfrage werden wahrscheinlich auch nach dem ersten Schock des Konflikts bestehen bleiben.


   Merck-Zahlen überzeugen - Dividende überrascht 

Die Berichtssaison in Europa läuft unbeirrt weiter. Alle Erwartungen erfüllt haben die Zahlen von Merck KGaA. Größere Abweichungen von den Prognosen seien nicht zu erkennen, der Ausblick auf weiteres Wachstum sei gut, meint ein Händler: "Der Dividendenvorschlag ist eine Überraschung. Sie soll auf ein Rekordhoch von 1,85 Euro und damit gleich um 45 Cent erhöht werden. Die Aktie legt 2,7 Prozent zu.

Lufthansa verlieren nach Zahlenvorlage 6,5 Prozent. Der Verlust sei zwar deutlich verringert worden gegenüber dem Corona-Jahr 2020, jedoch nicht ganz so deutlich wie erhofft. Das vierte Quartal sehe etwas mauer aus, das EBIT liege unter der Erwartung.

Gute Zahlen hat der französische Luftfahrt- und Rüstungskonzern Thales (+6,1%) für 2021 vorgelegt. Die Ergebnisse von Thales für 2021 decken sich laut Jefferies bei Umsatz und EBIT mit den Erwartungen, der freie Cashflow sei jedoch deutlich höher als erwartet ausgefallen. Dies sei auf solide Auftragseingänge, vor allem bei Defense & Space, zurückzuführen. Angesichts der Russland/Ukraine-Krise und ihrer Auswirkungen auf die Verteidigungsausgaben in Europa gehen die Analysten davon aus, dass diese sowie die Liquiditätsallokation im Fokus der Analystenkonferenz stehen werden.


   LSE haussieren nach Zahlen 

Die Zahlen der London Stock Exchange (LSE) sind besser als erwartet ausgefallen. Das bereinigte EBITDA im zweiten Halbjahr liegt laut der Citigroup 4 Prozent über der Konsensschätzung, die Erlöse 1 Prozent. Positiv hätten sich geringere Kosten ausgewirkt. Die Dividende sei mit 70 Pence je Anteilsschein ebenfalls über der Schätzung ausgefallen. Die LSE-Aktie steigt um 7,0 Prozent.

Gut kommen die Zahlen von Kion (+6%) an. Der Fabriklogistiker wachse sogar noch stärker als erhofft. "Vor allem der beschleunigte Auftragseingang im vierten Quartal ist exzellent", kommentiert ein Händler. Der Auftragsbestand wuchs um fast 50 Prozent zum Vorjahr. Sehr positiv sei, dass hier nicht Wachstum auf Kosten der Marge erkauft worden sei: Die EBIT-Marge stieg um 1,6 Prozentpunkte auf 8,2 Prozent.

Die Viertquartalszahlen von Ströer (+0,9%) sind nach Einschätzung der Citigroup etwas besser als erwartet ausgefallen. Die Umsätze liegen 3 Prozent über den Konsensschätzungen, das operative EBITDA 5 Prozent. Zu dem besseren Ergebnis habe vor allem die Sparte Digital & Dialog beigetragen. Den Ausblick auf das laufende Jahr beschreiben die Analysten als beruhigend.


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Aktienindex              zuletzt      +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.798,04      -0,6%        -22,55         -11,6% 
Stoxx-50                3.599,20      -0,6%        -20,38          -5,7% 
DAX                    13.876,58      -0,9%       -123,53         -12,6% 
MDAX                   30.845,77      -0,8%       -254,59         -12,2% 
TecDAX                  3.183,46      -0,7%        -23,60         -18,8% 
SDAX                   13.976,55      -0,4%        -56,35         -14,9% 
FTSE                    7.372,38      -0,8%        -57,18          +0,6% 
CAC                     6.489,47      -0,1%         -8,55          -9,3% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       0,06                    +0,03          +0,24 
US-Zehnjahresrendite        1,86                    -0,02          +0,35 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %  Do, 8:24 Uhr  Mi, 17:25 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,1089      -0,3%        1,1102         1,1091   -2,5% 
EUR/JPY                   128,33      -0,1%        128,40         128,26   -2,0% 
EUR/CHF                   1,0204      -0,3%        1,0203         1,0234   -1,7% 
EUR/GBP                   0,8291      -0,1%        0,8277         0,8312   -1,3% 
USD/JPY                   115,73      +0,2%        115,65         115,65   +0,5% 
GBP/USD                   1,3378      -0,2%        1,3406         1,3345   -1,1% 
USD/CNH (Offshore)        6,3238      +0,0%        6,3227         6,3237   -0,5% 
Bitcoin 
BTC/USD                43.431,27      -1,5%     43.347,15      44.347,12   -6,1% 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                 112,78     110,60         +2,0%           2,18  +51,5% 
Brent/ICE                 114,72     112,93         +1,6%           1,79  +48,8% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.933,69   1.928,89         +0,2%          +4,80   +5,7% 
Silber (Spot)              25,34      25,25         +0,4%          +0,09   +8,7% 
Platin (Spot)           1.091,37   1.074,49         +1,6%         +16,88  +12,5% 
Kupfer-Future               4,76       4,66         +2,2%          +0,10   +6,6% 
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Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

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March 03, 2022 07:05 ET (12:05 GMT)