PARIS (awp international) - Der Luxuskonzern Kering hat belastet von der sich weltweit abschwächenden Nachfrage nach hochpreisigen Kleidungsstücken und Accessoires Federn lassen müssen. Der Gesamterlös der drei Monate bis Ende September ging gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 13 Prozent auf knapp 4,5 Milliarden Euro zurück, wie der Konzern am Dienstagabend in Paris mitteilte. Vor allem der Umsatz mit der wichtigsten Marke Gucci schrumpfte im dritten Quartal deutlich - das Segment macht rund die Hälfte des Konzernumsatzes aus. Mit dem Wert verfehlte das im EuroStoxx 50 notierte Unternehmen die durchschnittlichen Analystenerwartungen deutlich. Die Aktie verlor am Mittwochvormittag mehr als drei Prozent.

Auf den ersten Blick sähen die Resultate des Luxusgüterkonzerns schlechter aus, als sie es vielleicht seien, schrieb Analyst Piral Dadhania von der kanadischen Bank RBC. Die Bewertung spiegele die von der Branche abweichende Geschäftsdynamik aber schon angemessen wider. Zudem erwarte er von der wichtigsten Marke Gucci ab Anfang 2024 positive Produktnachrichten. Aufgrund des schwächeren wirtschaftlichen Umfelds kam für Analystin Zuzanna Pusz von der Schweizer Grossbank UBS die schwächere Geschäftsentwicklung nicht überraschend, zumal sich der Konzern inmitten einer strategischen Neuaufstellung befinde. Positiv hob sie die Entwicklung der Marke Gucci hervor, die besser als von ihr und dem Konsens erwartet verlaufen sei.

Zum Konzernportfolio zählen neben Gucci Marken wie Yves Saint Laurent, Balenciaga und neuerdings auch Valentino. Kering hatte Ende Juli bekannt gegeben, bei dem italienischen Haute-Couture-Unternehmen einzusteigen und Optionen auf eine Komplettübernahme zu haben. Das Management hofft auf frischen Wind für die Unternehmensentwicklung, denn bereits das zweite Quartal verlief schleppend.

Die Leistung des Luxuskonzerns, der von der Milliardärsfamilie Pinault kontrolliert wird, hinkt der Konkurrenz hinterher. Kering tauschte im vergangenen Jahr bei Gucci den Vorstandsvorsitzenden und Kreativdirektor aus. Die enttäuschende Leistung werde die Rentabilität des italienischen Labels belasten, sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende von Kering, Jean-Marc Duplaix, in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Gucci erwarte in diesem Jahr einen Rückgang der Gewinnmarge um 200 Basispunkte. Investoren sollten nicht erwarten, dass sich die Marge 2024 verbessern werde, fügte er hinzu. Denn Kering plane weitere Investitionen, um das zukünftige Wachstum der Marke zu sichern.

Im vergangenen Monat präsentierte das italienische Label die erste Kollektion des neuen Kreativdirektors Sabato De Sarno, dessen schlichte Designs eine Abkehr von den fliessenden Stoffen und lebhaften Drucken seines Vorgängers Alessandro Michele sind. Der Verkauf der neuen Kreationen von De Sarno soll im Januar starten.

Zuletzt hatten die Wettbewerber Hermes und LVMH unterschiedliche Entwicklungen präsentiert. Während das vor allem für seine Handtaschen bekannte Label wegen einer starken Nachfrage in China mehr erlöste, haderte der Konkurrent LVMH beim Wachstum. Zu letzterem zählen Marken wie Louis Vuitton, Moet und Rimowa. Branchenkenner vermuten, dass Hermes höhere Preise besser durchsetzen kann, weil die Nachfrage die Produktion der Handtaschen wie derjenigen der bekannten Marken wie Birkin konstant übersteigt./mne/ngu/knd/jha/