Zürich (awp) - Die Aktien von Julius Bär haben sich im frühen Handel am Donnerstag nach den vielen News sehr volatil gezeigt. Nachdem sie zunächst deutlich fester eröffneten, bröckelten die Gewinn recht schnell wieder ab. Sie fielen kurzzeitig sogar leicht ins Minus, stehen aktuell aber wieder klar im Plus.

Julius Bär stehen gegen 9.55 Uhr 2,6 Prozent höher bei 48,51 Franken. Sie standen zur Eröffnung aber schon bei 49,60 Franken (+4,9%) sowie bei 47,25 Franken im Tief (-0,1%). Mit den ersten Gerüchten und der Bestätigung der Bank über das hohe Signa-Exposure haben die Aktien seit November deutlich an Boden verloren. Unter dem Strich verloren sie damit 2023 gut 12 Prozent.

Dass Julius Bär die Signa-Kredite vollständig abschreibt, hat viele Experten überrascht. Nicht eben wenige unter ihnen hatten mit einer Abschreibung in mehreren Schritten gerechnet. Am Markt wird jedoch nicht ausgeschlossen, dass die Bank im Zuge der Abwicklung der Kredite noch Gelder retten kann und zu einem späteren Zeitpunkt ausserordentliche Erträge verbucht werden könnten.

Mit der Auswechslung des CEO, der Abschreibung des grössten Exposure im "Private Debt"-Portfolio und dem geplanten vollständigen Abbau der Einheit wolle Julius Bär eine bedauerliche Episode hinter sich zu lassen, schreibt Jefferies. Der Weg zur Wiederherstellung der Reputation werde wahrscheinlich schmerzvoll sein, aber die heutigen Entscheidungen ermöglichten zumindest den Beginn dieses Prozesses. Es ist nach Meinung des Experten auch richtig, dass Julius Bär zunächst einmal die Aktienrückkäufe pausiert und allenfalls später im laufenden Jahr wieder aufnimmt.

Die vollständige Wertberichtigung und dass auf CEO-Level die Verantwortung übernommen wird, sei ein wichtiger Schritt, kommentiert auch die zuständige Analystin von RBC. Allerdings müsse noch deutlicher werden, dass die Auswirkungen auf das Geschäft begrenzt sind, dass auch keine regulatorischen Massnahmen folgen, und es sich um ein einmaliges Ereignis handelt. Bis Klarheit herrscht, könnte es einige Zeit dauern. Allerdings sei die Entwicklung der Netto-Neugelder ermutigend.

Der Vontobel-Analyst merkt zudem an, dass der Entscheid, aus dem "Private Debt"-Geschäft auszusteigen, künftig auf die Margen- und Gewinnentwicklung drücken könnte.

Derweil ist das Jahresergebnis 2023 angesichts der ausserordentlichen Umstände nicht einfach zu beurteilen. Nach dem Signa-Abschreiber wurden auf den Stufen Betriebsertrag, bereinigter Konzerngewinn und Konzerngewinn nach IFRS selbst die pessimistischsten Schätzungen klar verfehlt. Dasselbe gilt für das Kosten/Ertrags-Verhältnis.

Im operativen Geschäft machten sich die Stärke des Schweizer Frankens sowie die geringere Volatilität und die reduzierten Kundentransaktionen bemerkbar, heisst es bei der ZKB. "Wir gehen davon aus, dass sich dies 2024 wieder erholen wird." Kosteneinsparungen stünden weiterhin im Fokus, und das Ziel für den Strategiezyklus sei leicht von 120 Millionen auf 130 Millionen Franken angehoben worden.

Auch beim Nettoneugeld und der Höhe der verwalteten Kundenvermögen werden die Erwartungen nicht ganz erfüllt. Einer der wenigen Lichtblicke - so heisst es in Expertenkreisen - sei die erfreulich stabile Bruttomarge sowie die stabile Dividende.

ys/tv