Die Aktionäre können sich vielleicht damit trösten, dass ihr Unternehmen kaum noch tiefer sinken könnte. Neben einer katastrophalen Konjunktur steht auch das Management seit Jahren in der Kritik - aber das erste wird nicht ewig anhalten, während sich das zweite endlich zu bessern scheint.
Nach Korruptionsskandalen und anderen Rückschlägen kritisierten wir in unserer Analyse im Oktober, dass Ericssons F&E-Investitionen einem Fass ohne Boden glichen und die Übernahme von Vonage offenbar deutlich zu teuer war. In beiden Fällen haben wir es mit einer besorgniserregenden Wertvernichtung zu tun.
Die vorgestern veröffentlichten Jahresergebnisse können sich mit einem organischen Umsatzrückgang von 10% nicht sehen lassen. Die Integration von Vonage und die Expansion im Unternehmensdienstleistungs-Geschäft reduzieren den Rückgang zwar auf 3%, können jedoch den freien Fall der Profitabilität nicht stoppen. Der operative Gewinn vor Abschreibungen halbierte sich im Vergleich zum Vorjahr.
Besonders die Netzwerkausrüstungssparte, die zwei Drittel des konsolidierten Umsatzes ausmacht, zieht das Gesamtergebnis nach unten. Hier sank der Verkauf organisch um 23%, was das Management schamhaft auf Kunden zurückführt, die "ihre Cashflows" schonen.
Die finanzielle Situation zwingt die Betreiber tatsächlich zum Sparen. In den USA sind sie angesichts hoher Zinsen stark verschuldet, während in Europa ein zu fragmentierter Markt es ihnen nicht erlaubt, notwendige Preiserhöhungen für neue Investitionszyklen durchzusetzen.
Lediglich Südostasien bietet Wachstumsmöglichkeiten, was jedoch bei weitem nicht ausreicht, um das Schiff über Wasser zu halten. Ericsson sieht auch für 2024 keine Trendwende - mit Ausnahme von China sind die Märkte eingefroren. Die einstigen Versprechen eines neuen Investitionszyklus, getragen von 5G, scheinen in weiter Ferne.
Das Cloud- und Softwaresegment wächst langsamer als die Inflation und ist nicht profitabel. Gleiches gilt für den Unternehmensdienstleistungsbereich, der mit weniger als einem Zehntel des konsolidierten Umsatzes marginal bleibt und ebenfalls rote Zahlen schreibt.
Trotz der katastrophalen Gesamtsituation ist es Ericsson gelungen, die Cash-Blutung unter Kontrolle zu bringen. Das ist immerhin etwas. Zudem, obwohl das Management keine Trendwende in den nächsten zwölf Monaten sieht, ist davon auszugehen, dass die Lagerbestände der Betreiber zunehmend schrumpfen - sie werden irgendwann aufgefüllt werden müssen.
Wie bei Nokia – siehe unsere Analyse vom Dezember – glauben einige Analysten, dass der Wert des Ericsson-Patentportfolios mindestens die Hälfte des Unternehmenswerts abdeckt - was Anlegern eine erhebliche Sicherheitsmarge bieten könnte, sollten sie auf glücklichere Zeiten wetten.
Der Markt hat die veröffentlichten Jahresergebnisse relativ gut aufgenommen. Möglicherweise teilt er die Einschätzung, dass das Schlimmste nun vorbei ist.