Zürich (Reuters) - Der Pharmakonzern Roche kommt im Rennen um die Entwicklung einer Abnehmpille voran.

In einer frühen klinischen Studie der Phase 1 habe der Wirkstoff CT-996 positive Ergebnisse erzielt, teilte das Schweizer Unternehmen am Mittwoch mit. Innerhalb von vier Wochen habe das Mittel zu einer Gewichtsabnahme von durchschnittlich 7,3 Prozent geführt, wie Roche am Mittwoch mitteilte. Bereinigt um den Placeboeffekt liegt der Wert bei 6,1 Prozent bei Probanden mit Fettleibigkeit und ohne Typ-2-Diabetes. Die vollständigen Studiendaten will Roche auf einem bevorstehenden medizinischen Kongress vorstellen. Das Mittel soll nun in die zweite von drei Phasen der klinischen Entwicklung gebracht werden.

CT-996 gehört zur Klasse der GLP-1-Abnehmmittel, die ursprünglich zur Behandlung von Diabetes entwickelt wurden und den Blutzuckerspiegel senken sowie den Appetit verringern. Zu diesen Medikamenten gehören die bekannte Abnehmspritze Wegovy von Novo Nordisk sowie das Mittel Zepbound von Eli Lilly. Beide Arzneien müssen einmal wöchentlich gespritzt werden. Die Einnahme in Tablettenform wäre ein wichtiger Schritt, um die Nachfrage zu erhöhen. Deshalb arbeiten auch die Roche-Konkurrenten an Tabletten.

Die Pille Orforglipron von Lilly befindet sich bereits in der entscheidenden dritten Phase der klinischen Entwicklung. Nach bisherigen Daten wurde bei der höchsten Dosis der Pille bei fettleibigen oder übergewichtigen Patienten nach 36 Wochen eine Gewichtsabnahme von fast 15 Prozent beobachtet. Novo Nordisk hatte im März Daten aus einer Phase-1-Studie veröffentlicht, wonach seine Abnehmpille Amycretin bei den Patienten nach zwölf Wochen zu einem Gewichtsverlust von gut 13 Prozent führte.

Roche-Aktien stiegen nach den Nachrichten zu CT-996 um mehr als sechs Prozent. Die Analysten der Zürcher Kantonalbank sprachen von vielversprechenden Daten. "Allerdings sind dies sehr frühe Daten bei einer kleineren Anzahl von Patienten." Nach Angaben von Roche haben die Probanden die einmal täglich einzunehmende Pille gut vertragen. Keiner der Teilnehmer habe die Studie abgebrochen. Probleme mit Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen bei einer GLP-1-Pille hatte dagegen der US-Pharmakonzern Pfizer, der deshalb Ende vergangenen Jahres die klinische Entwicklung seines Mittels Danuglipron abbrach. Doch in der vergangenen Woche teilte Pfizer mit, mit einer überarbeiteten Version der Pille einen neuen Anlauf zu nehmen.

Für die Pharmakonzerne geht es um viel Geld: Analysten gehen davon aus, dass der Markt für Medikamente zur Gewichtsreduzierung, der derzeit von Novo Nordisk und Lilly beherrscht wird, bis Anfang der 2030er Jahre auf einen Jahresumsatz von rund 150 Milliarden Dollar kommen könnte. Roche entwickelt CT-996 sowohl zur Behandlung von Fettleibigkeit als auch für Typ-2-Diabetes. Das Mittel hatte sich der Konzern mit der Übernahme des kalifornischen Biotechunternehmens Carmot für 2,7 Milliarden Dollar gesichert.

(Bericht von Patricia Weiß, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)