2023/24  Halbjahresbericht

2023/24 Halbjahresbericht More than Hazardous Reactions.

Dottikon ES Holding AG

2  DOTTIKON ES

Halbjahresbericht 2023/24

Inhalt

Rückblick/Ausblick

3

Gruppenrechnung DOTTIKON ES-Gruppe

25

Konsolidierte Erfolgsrechnung

26

Konsolidierte Bilanz

27

Konsolidierte Geldflussrechnung

28

Konsolidierter Eigenkapitalnachweis

29

Anhang

30

Investor Relations

36

3  Rückblick /Ausblick DOTTIKON ES-Gruppe

Halbjahresbericht 2023/24

Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre

Will man die bestehenden sozialen Strukturen mit Bevölkerungswachstum und zunehmen- dem Wohlstand aufrechterhalten, so muss man die damit einhergehende Entropiezunahme akzeptieren. Die Herausforderung ist die nachhaltige Organisation dieser Entropiezunahme. Mit dem diesjährigen Halbjahresbericht veröffentlicht die DOTTIKON ES-Gruppe erstmals den vielseitig erwarteten Sustainability & Corporate Responsibility Report für das Jahr 2022. Ab 2023 werden die Berichterstattungen über die nichtfinanziellen Belange gemäss Obligati- onenrecht sowie ab 2024 die Verordnung über Klimabelange für die DOTTIKON ES-Gruppe zur Pflicht. Weiter ist das "Bundesgesetz über die Ziele im Klimaschutz, die Innovation und die Stärkung der Energiesicherheit" (KIG) von der Schweizer Stimmbevölkerung angenom- men worden. Dieses verlangt von der DOTTIKON ES-Gruppe spätestens im Jahr 2050 Netto-­Null-Emissionen von Treibhausgasen für mindestens die durch den Betrieb verursachten direkten Emissionen (nach dem Greenhouse Gas [GHG] Protocol sogenannter Scope 1) und diejenigen, die bei der Bereitstellung der eingekauften Energie indirekt verursacht werden (Scope 2). Eine grosse Herausforderung besteht bereits in der mit vielen Annahmen und gros­ ser Unsicherheit behafteten Abschätzung der Treibhausgasemissionen, insbesondere unter dem geforderten Einbezug der gesamten Wertschöpfungskette. Dies führt zwangsläufig zu massloser Bürokratie für die Überwachung und zur Verhinderung des Schönrechnens, welches bereits durch Staaten und Unternehmen im grossen Stil opportunistisch betrieben wird. Dieser formelle Aspekt ist jedoch erst der Anfang, denn die richtige Herausforderung besteht letztendlich in der technischen und ökonomischen Machbarkeit von Netto-Null. Der vorlie- gende Aktionärsbrief wird sich in einem Abschnitt dieser Herausforderung im Kontext der DOTTIKON ES-Gruppe widmen.

4  Rückblick /Ausblick DOTTIKON ES-Gruppe

Halbjahresbericht 2023/24

Halbjahresbericht

Ihnen liegt der Halbjahresbericht 2023/24 der DOTTIKON ES-Gruppe für den Zeitraum vom 1. April bis zum 30. September 2023 vor.

Im ersten Geschäftshalbjahr 2023/24 erreichte der Nettoumsatz CHF 152.6 Mio und steigerte sich im Vergleich zur Vorjahresperiode um 14.0 Prozent. Das Umsatzwachstum war bezüg- lich Produkten und Kunden breit abgestützt. Die Produktionsleistung - Nettoumsatz plus Bestandesänderungen von Halb- und Fertigfabrikaten - im ersten Geschäftshalbjahr 2023/24 nahm im Vergleich zur Vorjahresperiode, unter Berücksichtigung des durch den Produktemix bedingten um 5.5 Prozentpunkte respektive CHF 8.7 Mio höheren Materialanteils in der Vor- jahresperiode, um 2 Prozent ab. Dies zeigt die hohe Auslastung der bestehenden Anlagen und die Notwendigkeit der zusätzlichen Kapazität der sich im Bau befindenden neuen Pro- duktionsanlagen, um den bisherigen Wachstumspfad fortzusetzen. Der Materialaufwand re­- duzierte sich aufgrund des weniger materialintensiven Produktemix im Vergleich zur Vorjahres­ periode um 22.7 Prozent auf CHF 41.7 Mio (Vorjahresperiode: CHF 53.9 Mio) und machte­

28.5 Prozent (Vorjahresperiode: 34.1 Prozent) der Produktionsleistung aus. Der Personal­ aufwand erhöhte sich im Vergleich zur Vorjahresperiode um 6.5 Prozent auf CHF 42.7 Mio aufgrund höherer Löhne und eines um 3.6 Prozent höheren durchschnittlichen Personalbe- standes. Zusammen mit dem im Vergleich zur Vorjahresperiode um CHF 7.9 Mio tieferen übri- gen betrieblichen Aufwand, hauptsächlich infolge von höheren Aufwendungen und Rück- stellungen für die Entsorgung belasteter Erde in der Vorjahresperiode, resultierte ein um 11.8 Prozent höherer EBITDA von CHF 52.6 Mio (Vorjahresperiode: CHF 47.1 Mio) mit einer tieferen­

KENNZAHLEN, APRIL-SEPTEMBER

CHF Mio (ungeprüft)

2022

2023

Veränderung

AIm Anstellungsverhältnis

Nettoumsatz

133.8

152.6

14.0%

EBITDA

47.1

52.6

11.8%

EBITDA-Marge  (in % vom Nettoumsatz)

35.2%

34.5%

EBIT

37.5

42.6

13.5%

EBIT-Marge  (in % vom Nettoumsatz)

28.0%

27.9%

Reingewinn

38.9

37.4

-4.0%

Reingewinn-Marge  (in % vom Nettoumsatz)

29.1%

24.5%

Cashflow aus Betriebstätigkeit

49.4

50.0

1.2%

PersonalbestandA (in Vollzeitstellen, Semesterdurchschnitt)

670

694

3.6%

5  Rückblick /Ausblick DOTTIKON ES-Gruppe

Halbjahresbericht 2023/24

EBITDA-Marge von 34.5 Prozent (Vorjahresperiode: 35.2 Prozent). Werden die beiden Effekte des materialintensiveren Produktemix und der Entsorgung der belasteten Erde in der Vorjah- resperiode ausgeklammert, so ist die EBITDA-Marge bezogen auf die Produktionsleistung mit der Vorjahresperiode vergleichbar. Mit den Abschreibungen und Amortisationen von rund CHF 10 Mio resultierte ein EBIT von CHF 42.6 Mio, 13.5 Prozent über der Vorjahresperiode, mit einer EBIT-Marge von 27.9 Prozent (Vorjahresperiode: 28.0 Prozent). Nach dem Finanz­ ergebnis resultierte ein Reingewinn vor Steuern von CHF 42.9 Mio (Vorjahresperiode: CHF

37.1 Mio), 15.7 Prozent über der Vorjahresperiode. Die tieferen Ertragssteuern im Vorjahr in­- folge des neu anwendbaren reduzierten Gewinnsteuersatzes und des dadurch einmaligen Sondereffektertrages­ durch die Neubewertung der latenten Steuerverpflichtungen führten zu einem im Vergleich zur Vorjahresperiode 4.0 Prozent tieferen Reingewinn von CHF 37.4 Mio (Vorjahresperiode: CHF 38.9 Mio), mit einer Reingewinn-Marge von 24.5 Prozent (Vorjahres- periode: 29.1 Prozent). Ohne den Sondereffektertrag hätte die Reingewinn-Marge in der Vor- jahresperiode 24.2 Prozent betragen.

Der operative Cashflow war mit CHF 50.0 Mio leicht über der Vorjahresperiode. Die Sach­ anlagen sind aufgrund der laufenden starken Investitionstätigkeit im ersten Geschäftshalb- jahr um CHF 91.2 Mio weiter angestiegen, der Mittelabfluss aus Investitionstätigkeit betrug CHF 72.4 Mio und hat gegenüber der Vorjahresperiode um 39 Prozent zugenommen. Der Bestand an flüssigen Mitteln und kurzfristigen Finanzanlagen nahm in der Berichtsperiode um CHF 16.9 Mio zu und betrug am Ende des ersten Geschäftshalbjahres CHF 236.2 Mio. In der Berichtsperiode wurden planmässig weitere CHF 40 Mio von den kommittierten Bank- darlehen als langfristige Finanzverbindlichkeiten abgerufen. Das Eigenkapital hat in der Berichtsperiode um CHF 38.6 Mio zugenommen und betrug CHF 841.6 Mio. Die Eigenkapi- talquote hat hauptsächlich aufgrund der Zunahme von Finanzverbindlichkeiten, höherer Rechnungsabgrenzungen sowie höherer Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistun- gen - Letztere beide mehrheitlich aus den Anlagen im Bau - von 76.2 Prozent auf 71.8 Pro- zent abgenommen.

6  Rückblick /Ausblick DOTTIKON ES-Gruppe

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Wir erwarten für das gesamte laufende Geschäftsjahr 2023/24 einen Nettoumsatz über dem Vorjahr. Der Aus- und Aufbau von neuen Produktionskapazitäten und Infrastruktur für das anhaltende Wachstum setzen sich fort. Der Bau der neuen Trocknungsanlage für Pharma- wirkstoffe sowie der neuen chemischen Mehrzweckproduktionsanlage für Pharmawirkstoffe kommt planmässig voran. Diese Anlagen werden 2024 und 2025 in Betrieb gehen. Der Hoch- bau ist weitgehend abgeschlossen und die Inneninstallationen schreiten voran.

Lagebeurteilung

Die dipolare Weltordnung hat sich gefestigt und prägt die im Machtkampf um die künftige Weltvorherrschaft zwischen den USA und China hervorgerufenen geopolitischen Spannun- gen. Die durch den Ukrainekrieg akzentuierten Allianzpartnerschaften haben sich sowohl auf Seite der USA wie auch auf Seite Chinas infolge des Angriffs der Hamas auf Israel nochmals weiter vertieft. Europa scheint sich zunehmend der existenziellen Notwendigkeit eines ein- deutigen Bekenntnisses zur USA-Allianz und der politischen Distanzierung zu China bewusst zu werden. Im Gegenzug formt sich eine unheilige Allianz um China mit Russland, Nordkorea und Iran. Diese legt ihren Fokus auf gegenseitigen militärischen Waffen- und Technologie- austausch zum einzigen gemeinsamen Ziel der Herausforderung und Bekämpfung der ameri­ kanischen Hegemonialmacht. Diese Situation reflektiert sich auch am Beispiel des jüngst in Peking gefeierten Zehn-Jahre-Jubiläums der Belt-and-Road-Initiative (BRI) zur Wiederbele- bung der alten Seidenstrasse. Am Jubiläum waren 130 Länder mit zwölf Regierungschefs vertreten, darunter der russische Präsident Putin, der ausdrücklich auf die Gemeinsamkeiten Chinas und Russlands hinwies. Die G7-Gruppe war abwesend, auch Italien, welches verkün- det hat, aus der Initiative austreten zu wollen. Als einzige europäische Staatsvertreter waren noch der Ministerpräsident Ungarns und der Präsident Serbiens zugegen. China hat in den vergangenen zehn Jahren gegen USD 1'000 Mrd in die BRI investiert und dabei nach eigenen Angaben mit über 150 Ländern und 30 internationalen Organisationen Vereinbarungen abge- schlossen. Mittels solcher Investitionsdiplomatie hat China seinen eigenen Einfluss auf diese

7  Rückblick /Ausblick DOTTIKON ES-Gruppe

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Länder und Organisationen ausgebaut und gesichert. So wurden Entwicklungsländer mit wichtigen Rohstoffvorkommen an China gebunden und zum Ausbau der militärischen und geopolitischen Machtzone zur Schaffung einer alternativen Weltordnung mit China an der Spitze genutzt. Nach dem US-amerikanischen Bericht "Strategie zur nationalen Sicherheit" ist China weltweit der einzige Konkurrent, der die Absicht hat, die aktuelle Weltordnung umzu- gestalten und wirtschaftlich, diplomatisch, militärisch und technologisch auch dazu in der Lage ist. Für die USA sind die nächsten zehn Jahre in dieser Sache die selbst deklarierte ent- scheidende Dekade. Dass die USA bereit sind, diese nationale Sicherheitsstrategie konse- quent umzusetzen, zeigen die Exportverbote im Bereich der Chiptechnologie, welche jüngst auf Drittländer und auch auf weniger hochentwickelte Chips, die im Bereich der künstlichen Intelligenz Anwendung finden, ausgeweitet und verschärft wurden, um eine Umgehung zu unterbinden. Im Gegenzug hat China die Ausfuhr von Gallium- und Germaniumprodukten, welche unter anderem zur Herstellung von Hochleistungschips für militärische Anwendun- gen benötigt werden und bei welchen China einen Marktanteil von rund 90 Prozent hat, einer genehmigungspflichtigen Exportkontrolle unterworfen.

Der Kampf um Erhalt und Ausdehnung des politischen und militärischen Einflusses kostet beide Seiten viel Kraft und Geld, gerade in Zeiten, in welchen politische Umstürze und Aus- brüche neuer kriegerischer Auseinandersetzungen in der Welt schon fast an der Tagesord- nung sind. Dies im Umfeld eines sich zunehmend abzeichnenden globalen wirtschaftlichen Abschwungs mit potenziell ungeheuerlichem Ausmass infolge rekordhoher Staatsschulden, hoher Inflation, steigender Zinsen und Migrationsströme sowie der im Rahmen der Energie- wende in Europa fahrlässig vorangetriebenen Energieinfrastrukturabschaltungen und -umbauten bei gleichzeitig vernachlässigtem Ausbau. Letzteres führt vor allem in Europa zu einer Industrieabwanderung und Zunahme der bereits hohen Abhängigkeit von China. Dies zeigt sich nun nach den generischen Medikamenten, der Elektronik und den Komponenten für alternative Energieerzeugung auf dramatische Weise auch in der rasanten Verschiebung der Marktanteile in der Autoindustrie. Bezogen auf die global abgesetzten Elektroautos

8  Rückblick /Ausblick DOTTIKON ES-Gruppe

Halbjahresbericht 2023/24

stammen­ über 60 Prozent aus China. In den Hauptmärkten China, USA, EU und Japan sind es bereits fast 70 Prozent.

Paradoxerweise werden im Gegenzug in den USA und Europa zur angeblichen Erhöhung der Versorgungssicherheit, zur Förderung der heimischen Industrie, zur Reduktion der Abhän- gigkeiten vom Ausland und zur Umsetzung der Klimapolitik immense Subventionspakete geschnürt. Gemäss Schätzungen dürfte der Inflation Reduction Act (IRA) in den USA innert zehn Jahren Subventionen im Umfang von USD 400 Mrd bis USD 1'100 Mrd auslösen. Die EU will im Gegenzug einen Industrieplan zur Klimapolitik ausarbeiten mit Lockerungen der Regeln für Staatsbeihilfen ihrer Mitgliedsländer. So sollen grüne Projekte im Umfang von EUR 270 Mrd gefördert werden. Beides, nachdem bereits sowohl die USA als auch die EU schon Milliardenpakete zur Förderung der Eigenproduktion von Computerchips angekündigt hatten. Bis 2031 soll zudem sowohl in den USA als auch in der EU die Produktion von Clean- tech-Sektoren mit je rund USD respektive EUR 35 Mrd gefördert werden. Die zur Verfügung gestellten Fördergelder für erneuerbare Energien betragen in der EU mit EUR 800 Mrd etwa viermal so viel wie in den USA. Die Konsumentensubvention für den Kauf eines Elektroautos beträgt in den USA pro Auto USD 7'500 und in der EU EUR 6'000. Letztendlich landet ein Grossteil dieser Subventionen wieder bei den chinesischen Lieferanten, welche die Preise dank dieser Subventionen nach oben anpassen können.

Die öffentlichen Schulden der USA haben sich in den letzten zehn Jahren vervierfacht und haben dabei allein in den vergangenen vier Jahren um 50 Prozent zugenommen. Sie betra- gen inzwischen über 120 Prozent des Bruttoinlandproduktes (BIP). Die vom Markt erwarteten Zinsen für zehnjährige US-Staatsanleihen sind bei rund 5 Prozent angelangt, dem höchsten Stand seit der Finanzkrise im Jahr 2008. Laut Prognosen müssen die USA im Jahr 2023 einen Betrag von 2.5 Prozent des BIP für Schuldzinsen bezahlen, jährlich bald knapp USD 1'000 Mrd. Die US-Militärausgaben betrugen im Vergleich dazu im Jahr 2022 rund 3.5 Prozent des BIP. Zwei Drittel der US-Staatsausgaben sind Ausgaben für soziale Zwecke wie Renten und Krankenversicherungen und lassen sich kurzfristig nicht reduzieren. Zudem wurden die

9  Rückblick /Ausblick DOTTIKON ES-Gruppe

Halbjahresbericht 2023/24

­Rentenzahlungen und Löhne der öffentlichen Angestellten durch die aktuelle Regierung massiv erhöht. Aufgrund der Demografie werden die Kosten für die Gesundheitsversorgung der über 65-Jährigen in den kommenden zehn Jahren im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung um weitere 30 Prozent ansteigen. Die für sich durch die EU und ihre Mitgliedstaaten selbst gesetzten Regeln für eine Obergrenze der Staatsverschuldung von 60 Prozent des BIP wird bereits seit Jahren schlecht eingehalten und wurde im Jahr 2020 mit der COVID-Pandemie durch Aktivierung der Ventilklausel ausser Kraft gesetzt. Im Mittelwert liegt die EU-Mitglied- staatsverschuldung bei 84 Prozent des BIP. Sechs Staaten liegen sogar deutlich über 100 Prozent. Bereits vor der Pandemie im Jahr 2019 lag der Mittelwert mit 79 Prozent klar über der Obergrenze. Gemäss Prognosen dürften im Jahr 2024 zehn EU-Staaten auch ein struktu- relles Defizit über der Obergrenze für Jahresdefizite von 3 Prozent des BIP aufweisen. Die durch hohe Staatsverschuldung gestiegene Geldmenge hat eine hohe Inflation hervorgeru- fen und die Nationalbanken gezwungen, die Leitzinsen in rascher Abfolge auf einen Bereich zu erhöhen, in dem bei Ablösung oder Erhöhung von Schulden der Staatshaushalt stark ver- schuldeter Staaten empfindlich belastet wird. Gleichzeitig ist aufgrund strukturell gestiegener Kosten, als Folge der politisch forcierten Energiewende in Kombination mit dem Ukraine­ krieg, sowie überbordender Bürokratie und Überregulierung, Netto-Null-Vorgaben für Treib­ hausgasemissionen und Ausschaltung der selbstregulierenden Kräfte der Märkte die ­Inflation angestiegen und verbleibt hartnäckig, den Prognosen zum Trotz, auf höherem Niveau. Zusammen mit den strategisch aus den USA vorangetriebenen und mittlerweile auch in der EU zunehmenden Anstrengungen zur Entflechtung und Reduktion des geopolitischen Risi- kos und der hohen Abhängigkeit von China werden sich die strukturellen Kosten weiter ­erhöhen, und die Inflation wird vermehrt zur Teuerung. Für deren Beseitigung haben jedoch Zinserhöhungen nicht mehr die gleiche Sensitivität in der Wirkung. Die Notenbanken sind im Dilemma. Durch zu starke Zinserhöhungen bringen sie die Wirtschaft zu einer harten ­Landung und stark verschuldete Staaten in die Schuldenfalle. Durch zu tiefe Zinsen können die Noten­ banken die Inflation nicht eindämmen und führen so einen Wohlstandsverlust mit sozialen

10  Rückblick /Ausblick DOTTIKON ES-Gruppe

Halbjahresbericht 2023/24

Spannungen herbei. Bereits die heute höheren Zinsen bringen langsam, aber schrittweise die über die vergangenen Jahre aufgebauten Risiken bei den Immobilien und Bankbilanzen ans Licht. So sind in den USA die 30-jährigen Festhypotheken mittlerweile auf 8 Prozent ange- stiegen. In den USA liegen die Leerstandsquoten für Geschäftsimmobilien in gewissen Städ- ten bei über 30 Prozent, und es wird von Analysten für dieses Jahr ein Rückgang der Preise um bis zu 40 Prozent erwartet. Die Banken geraten zunehmend unter Druck, die Zinsen für Spareinlagen zu erhöhen, da ansonsten ein Abzug der Gelder droht und die Banken langjäh- rige Tiefzins-Anleihen mit hohen Verlusten zu Marktpreisen verkaufen müssen. Der Internati- onale Währungsfonds (IMF) zeigte kürzlich in einem Stresstest mit 900 Banken in 29 Ländern auf, dass, wenn die Zinsen länger auf hohem Niveau verharren sollten, 5 Prozent der Banken in Bedrängnis geraten werden und weitere 30 Prozent, sollte für die Weltwirtschaft ein niedri- ges Wachstum bei hoher Inflation eintreten. Nimmt die Wahrnehmung dieser Risiken durch eine die kritische Grösse übersteigende Anzahl Marktteilnehmer zu, wird dies rasch in einen Flächenbrand und damit in eine grosse Finanzkrise ausarten.

Auch China steht vor grossen Herausforderungen. Die Exporte der chinesischen Wirtschaft nehmen infolge der von den USA vorangetriebenen geopolitischen Entflechtung ab. Sie sind im September 2023 nach bereits fünf rückläufigen Monaten erneut um 6.2 Prozent gefallen. Für die ersten drei Quartale in diesem Jahr sind die Exporte von China in die USA um über 16 Prozent zurückgegangen. Die Zahl für die Jugendarbeitslosigkeit in China wird offiziell nicht mehr veröffentlicht. Im Juni hatte sie noch 21.3 Prozent betragen. Laut inoffiziellen Schätzun- gen könnte sie nun auf beinahe 50 Prozent angestiegen sein. In diesem Jahr sind schon zwei chinesische Minister verschwunden und danach offiziell aus dem Amt entfernt worden, was auf politische Spannungen und Meinungsunterschiede innerhalb der Regierung hindeutet. Gleichzeitig braut sich eine Immobilienkrise über dem Land zusammen. Dieser Sektor macht, zusammen mit den nachgelagerten Branchen, rund 25 bis 30 Prozent der chinesischen Wirt- schaftsleistung aus und war in der Vergangenheit der wichtigste Wachstumstreiber. Rund 70 Prozent der privaten Vermögen der Chinesen sind in Immobilien investiert. Es wurden oft

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Dottikon ES Holding AG published this content on 28 November 2023 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 28 November 2023 05:37:16 UTC.