Zürich (awp) - An der Schweizer Aktienbörse geht es am Mittwochvormittag weiter bergab. Allerdings kann der SMI im Verlauf die Verluste eingrenzen. Dennoch äussern sich die Händler zurückhaltend und glauben nicht an eine stärkere Erholung. Die Anleger seien nach dem verheerenden Raketeneinschlag in einem Krankenhaus im Gazastreifen nun noch mehr verunsichert. Jetzt drohe der Krieg zu eskalieren und eine rasche diplomatische Lösung könne nicht mehr erwartet werden. Eine Ausbreitung würde zu einem starken Anstieg der Energiepreise und damit auch der Inflation führen. Dies wiederum würde die Weltwirtschaft beeinträchtigen, so die Befürchtung am Markt. Dazu kommen die gestiegenen Zinsen, die der Wirtschaft ebenfalls zunehmend zu schaffen machten, heisst es weiter.

Auch ist das Thema Handelskrieg zwischen den USA und China wieder aktuell. Die USA wollen China den Zugang zu hochentwickelter Halbleitertechnologie verwehren und schränken daher den Verkauf von Nvidia-Chips in das Land ein. Das unerwartet starke Wirtschaftswachstum in China im dritten Quartal konnte derweil den schwächeren Märkten in Asien nur vorübergehend etwas auf die Beine helfen. "Vor diesem Hintergrund mit all den negativen Faktoren kann man keine steigenden Kurse erwarten", meint ein Händler. Daher verhielten sich die Anleger auch bezüglich der gestarteten Bilanzsaison sehr vorsichtig und warteten ab. Denn viele der jüngsten Firmeninformationen seien am Markt negativ aufgenommen worden.

Der SMI, der kurzzeitig auf 10'698 Zähler abgesackt ist, notiert gegen 11.10 Uhr noch um 0,31 Prozent tiefer bei 10'780,33 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verliert 0,41 Prozent auf 1680,50 und der breite SPI 0,35 Prozent auf 14'105,20 Zähler. Im SLI geben 21 Titel nach und neun legen zu.

Im Fokus stehen ABB (-5,0%). Der Elektrokonzern hat im dritten Quartal 2023 den Umsatz kräftig gesteigert, und der Gewinn legte unter anderem dank Sondereffekten klar zu. Doch der Auftragseingang fiel leicht unter dem Wert vom Vorjahr aus. Dies löste laut Händlern Gewinnmitnahmen in einem getrübten Marktumfeld aus. Denn bisher hatten ABB im Vergleich mit anderen europäischen Investitionsgüteraktien sehr gut abgeschnitten.

Zu Gewinnmitnahmen kommt es auch bei Sandoz (-3,0% auf 28,55 Fr.). Die Aktien des Börsenneulings waren mit einem Kurs von 24 Franken erstmals an der SIX gehandelt worden und erreichten am Montag ein Hoch von 30 Franken.

Der Genussschein von Roche (-0,04%) notiert am Tag vor dem Quartalsbericht knapp gehalten. Die Aktien der anderen Schwergewichte Novartis (-0,1%) und Nestlé (-0,2%) sind schwächer.

Die Aktien von VAT (-1,0%) und anderen Technologiewerten wie Logitech, AMS Osram und Inficon, verlieren bis zu 2,7 Prozent. Händler begründen die Schwäche mit dem enttäuschenden Quartalsbericht des Chipausrüsters ASML, der im dritten Quartal einen massiven Einbruch bei den Neuaufträgen verzeichnet. Ein weiterer Grund dürften auch die Spannungen der USA mit China im Chipbereich sein, heisst es am Markt.

Noch keinen Boden gefunden haben Lonza (-1,5%). Sie sackten am Vortag am Kapitalmarkttag nach den neuen Zielen und anderen Aussagen um 16 Prozent auf rund 357 Franken ab. Auch Lonza "strahlt" negativ auf die Branche aus. So büssen Siegfried, Bachem oder Dottikon ES gegen ein Prozent ein.

Fester sind Swatch und Richemont (je +1,2%). Sie erhielten Aufwind von den positiven Konjunkturzahlen aus China, heisst es. Auch die Versicherungen Swiss Re (+0,7%), Swiss Life (+0,9%) und Zurich (+0,6%) sind wie so oft an schwachen Tagen gefragt.

Auf den hinteren Rängen machen Meier Tobler (+3,9%) einen Teil des Vortageseinbruchs wett. Die Aktie war wegen einer Gewinnwarnung um fast ein Fünftel abgestürzt. Dagegen büssen Orascom 7,2 Prozent ein. Der Tourismus- und Baukonzern ist vor allem in Ägypten aktiv und dürfte unter der weiteren Eskalation in Nahost leiden.

pre/hr