Zürich (awp) - Nachfolgend eine Auswahl von Artikeln zu wirtschaftsrelevanten Themen aus der Presse vom Wochenende:
UBS: Die UBS setzt sich ambitionierte Wachstumsziele. Iqbal Khan, der Leiter der globalen Vermögensverwaltung, sagte gegenüber der "NZZ am Sonntag": "In den nächsten drei Jahren wollen wir in den USA stark investieren und zu den führenden Anbietern aufschliessen." Von Kundenseite bestehe die Erwartung, dass die UBS ein Gegenstück zum Oligopol der US-Banken bilde: "Wir haben die einmalige Chance, eine komplett globale Bank, beheimatet in der Schweiz, zu sein", sagte Khan. Die Bank habe sich zum Ziel gesetzt, pro Jahr 150 Milliarden Dollar an neuen Kundenvermögen zu akquirieren. Zu den Bedenken, wonach die Grösse der UBS zu einem Risiko werden könnte, erklärt Khan: Die globale Präsenz sei im Gegenteil ein Vorteil, denn sie sorge für mehr Stabilität und mache das Geschäft berechenbarer." (NZZaS, S. 1;27-29; siehe auch separate Meldung)
JULIUS BÄR/SIGNA/GLOBUS I: Beim "SonntagsBlick" erhält die Story um den Zusammenbruch des Signa-Imperiums von Rene Benko und den Krediten durch die Bank Julius Bär erneut viel Platz. Die Bank Bär hatte der Signa sehr hohe Kredite gewährt. Die Sicherheiten für diese Kredite sind vielfältig und bestehen aus Aktien der Signa-Gruppe, Hypotheken auf Signa-Immobilien in Deutschland sowie einem Teil der Luxusgruppe, zu der Kaufhäuser wie KaDeWe, Globus und Selfridges gehören. Analysten gingen nun davon aus, dass Julius Bär bis zu 300 Millionen Franken auf den Benko-Krediten verlieren könnte, heisst es. Die Bank, die bereits 70 Millionen Franken für mögliche Ausfälle zurückgestellt hat, sieht sich mit einem möglichen erheblichen Verlust konfrontiert, während die Aktien in den letzten zwei Wochen über 20 Prozent an Wert verloren haben. Die Bankführung, insbesondere Verwaltungsratspräsident Romeo Lacher und CEO Philipp Rickenbacher, steht in der Kritik, da die Kredite von höchster Stelle genehmigt wurden. (SoBli, S. 22-33)
JULIUS BÄR/SIGNA/GLOBUS II: Die Pleite von René Benko zieht weitere Kreise. Die Signa Holding, die Dachgesellschaft seines Konglomerats, zu der auch die Globus-Warenhäuser gehört, hat Insolvenz angemeldet. Ebenso die in der Schweiz domizilierte Signa Retail Selection. Sie umfasst hauptsächlich das operative Geschäft der Galeria-Kaufhäuser in Deutschland. Insolvenzen bei weiteren Tochtergesellschaften dürften folgen. Die Globus-Warenhäuser in der Schweiz sind noch nicht direkt betroffen. Dass der Wert der Globus-Immobilien durch die Insolvenzen sinke, sei unwahrscheinlich, sagt ein Insider gegenüber der "SonntagsZeitung". Sehr wahrscheinlich werde die thailändische Central Group des Multimilliardärs Tos Chirathivat Globus ganz übernehmen. Bisher hält die Central Group 50 Prozent am Globus-Geschäft und den Immobilien. (SoZ, S. 1;37-38)
STADLER RAIL: Peter Spuhler, der Schweizer Unternehmer und VRP von Stadler Rail, steht vor Herausforderungen: Der Weltkonzern, den er in 35 Jahren von einer Kleinfirma zu einem Unternehmen mit über 13'000 Beschäftigten ausbaute, sieht sich mit einer Vielzahl von Krisen konfrontiert, darunter die Pandemie, der Ukraine-Krieg und die Inflation. Obwohl Stadler dank eines hohen Auftragsbestands die Krise abfedern kann, schrumpfen die Gewinnmargen, und der Börsenkurs liegt unter dem Ausgabepreis. Kritik richtet sich nicht nur auf die wirtschaftliche Situation, sondern auch auf Spuhlers Führungsstil und die Machtballung in seinen Unternehmen. Stimmrechtsberater bemängeln die angeblich fehlende Unabhängigkeit der Verwaltungsräte. Spuhler verteidigt seinen persönlichen Führungsstil und betont die Bedeutung von Erfahrung in der Industrie. Die Frage der Nachfolge wird drängender, da Spuhler, der im Januar 2024 65 Jahre alt wird, langsam die Geduld mit der Unternehmensführung verliert. Mit Blick auf die Zukunft und sein Erbe setzt Spuhler auf seine Familie, insbesondere seinen Sohn Lucas, der bereits eine leitende Position bei Stadler innehat. (NZZ Samstagsausgabe; S. 25-26)
BLS: BLS-CEO Daniel Schafer spricht in einem Interview mit der "Schweiz am Wochenende" über die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen im Schweizer öffentlichen Verkehr. Nach schwierigen Jahren, geprägt von Kundenverlusten durch die Corona-Pandemie und einem Subventionsskandal, sieht Schafer nun eine positive Entwicklung. Die Fahrgastzahlen sind seit dem zweiten Quartal höher als 2019, und die Menschen kehren vermehrt in den öffentlichen Verkehr zurück. Auf die Frage nach dem Anstieg der Fahrpreise betont Schafer, dass Preissteigerungen notwendig sind, da die Kosten seit der letzten Anpassung 2016 gestiegen sind. Er sieht es als wichtig an, dass auch die Nutzer einen Beitrag leisten, um das System zu unterstützen. Trotzdem ist er sich bewusst, dass die Preiserhöhung spürbar ist. Ein weiterer Schwerpunkt des Gesprächs ist die geplante Umstellung von 200 Billettautomaten auf bargeldloses Bezahlen ab 2025. Schafer erklärt, dass diese Entscheidung auf den hohen Aufwand und die Sicherheitsrisiken von Bargeld basiert. Die BLS will damit die Effizienz steigern und Kosten senken. (Schweiz am Wochenende, S. 15)
TESLA: Elon Musk hat am Donnerstag die ersten Elektro-Pick-ups des Typs Cybertruck persönlich an Kunden übergeben. Das Publikum war begeistert, die Anleger weniger, wei die etwa die "SonntagsZeitung" berichtet. Seit Musks Show verlor die Akte 7,5 Prozent. In der Analystengemeinde gibt es Zweifel an der Wirtschaftlichkeit des Cybertrucks. Analysten rechnen mit nur 50 ausgelieferten Autos im Geschäftsjahr 2023. Im nächsten Jahr könnten es dann 30'000 Stück sein und 2025 78'000. Das ist weit entfernt von den von Musk zuvor in Aussicht gestellten 250'000 Auslieferungen bis 2025 und den angepeilten total 2 Millionen verkauften Einheiten. Und die Preise sind mehr als die Hälfte höher als zuvor in Aussicht gestellt. Aber der Cybertruck ist weniger ein wirtschaftliches Projekt als Show, Imagegewinn und Marketing. Tesla braucht das, um seinen Ruf der Spitzentechnologie aufrechtzuerhalten. Ein Teil der Anziehungskraft der Marke Tesla besteht darin, extreme, kühne Projekte zu verfolgen, die viele nicht für möglich halten. (SoZ, S. 43; Schweiz am Wochenende, S. 16)
ARBEITSMARKT I: Der Schweizer Arbeitsmarkt verzeichnet laut neuer Umfragen der Universität Zürich und von Adecco einen beispiellosen Mangel an Arbeitskräften. Was als Fachkräftemangel begann, hat sich zu einem generellen Arbeitskräftemangel entwickelt. Besonders in der Gastronomie verschärft sich der Wettbewerb um qualifizierte Köche und Servicekräfte. Christoph Mäder, Präsident von Economiesuisse, erklärt im Interview, dass der strukturelle Arbeitskräftemangel durch das Ausscheiden der Babyboomer in den Ruhestand bedingt ist. Selbst Massenentlassungen, wie die Integration der CS Schweiz in die UBS mit dem Verlust von 3000 Jobs, konnten den Mangel nicht beheben. Unternehmen in verschiedenen Sektoren, darunter Industrie, Medien und Telekommunikation, kündigen Stellenabbau an. Diese Entwicklung spiegelt sich global wider, wobei der "goldene Zeitpunkt" für Arbeitnehmer ausgerufen wird. In 41 Ländern haben 77 Prozent der Unternehmen Schwierigkeiten, ihre Stellen zu besetzen - doppelt so viele wie 2015. Schweizer Unternehmen suchen bereits über die Grenze nach Arbeitskräften, insbesondere in Deutschland. Chemieunternehmen der Familie Blocher, darunter Dottikon ES und EMS-Chemie, setzen auf Radio-Werbung, um Mitarbeiter zu gewinnen. (Schweiz am Wochenende S. 1-3)
ARBEITSMARKT II: Die Schweiz steht vor dem Wachstumsdilemma: Fachkräftemangel trotz steigender Bevölkerung. Severin Moser, neuer Präsident des Arbeitgeberverbandes, fordert im Interview Massnahmen, um die Produktivität der inländischen Arbeitskräfte zu steigern. Dazu schlägt er eine steuerliche Anreizstruktur vor, die intensivere Arbeit finanziell belohnt. Konkret denkt er an eine geringere Besteuerung für Einkommen zwischen 50 und 100 Prozent im Vergleich zu den ersten 50 Prozent. Des Weiteren betont Moser die Notwendigkeit staatlicher Unterstützung für Kita-Plätze, wobei Eltern, die von vergünstigten Plätzen profitieren, zu einer höheren Arbeitszeit verpflichtet werden sollten. Die Flexibilisierung der Arbeitszeiten und längere Arbeitszeiten seien unausweichlich, so Moser. Zusätzlich schlägt er vor, Fachkräfte in Afrika oder Asien auszubilden, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. (Tages-Anzeiger, S. 1; 5)
BANKEN: In den vergangenen Jahren haben in der Vermögensverwaltung fast alle Banken ihre Ausleihungen stark erhöht. Der Grund: Ein seit der Finanzkrise 2008 anhaltend tiefes Zinsniveau schmälerte ihre Margen. "Insbesondere Superreichen wurden Kredite schmackhaft gemacht, mit denen sie noch mehr Geld in Aktien und Immobilien investieren konnten", sagte Andreas Venditti, Finanzanalyst bei der Bank Vontobel, gegenüber "SonntagsBlick". In ihrem "Risikomonitor 2023", vor drei Wochen publiziert, beurteilte die Finma das Lombardkreditportfolio der Schweizer Banken so: "Es besteht die Möglichkeit, dass die von den Banken angewendeten Sicherheitsabschläge (Haircuts) zu niedrig sind." Wenn die Kundschaft in solchen Fällen ihrer Nachschusspflicht nicht mehr nachkomme, könnte dies zu "Kreditausfällen und Verlusten" führen. "Ebenso können sich Konzentrationsrisiken ergeben, wenn die Ausleihungen nur auf einzelnen (Single Stock Lending) oder wenig diversifizierten Sicherheiten basieren", so die Finma weiter. (SoBli, S. 34)
ENERGIEBRANCHE I: Die Schweiz will die Laufzeit von Atomkraftwerken verlängern. Nun droht ein Problem diese Pläne zu durchkreuzen. Die Suche nach Fachkräften wird immer anspruchsvoller. In den Kernkraftwerken Beznau, Gösgen und Leibstadt sind derzeit über 40 Stellen nicht besetzt. Das Thema treibt auch das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) um. Die Aufsichtsbehörde der Kernenergie hat kürzlich bei dem vom Stromriesen Axpo geleiteten AKW Leibstadt eingegriffen. Dieses hatte zwischen 2020 und 2022 sein Personal nicht etwa aufgestockt, sondern abgebaut. In seinem Aufsichtsbericht 2022 schreibt das Ensi, es habe die Personalreduktion in Leibstadt "auch im Jahr 2022 kritisch begleitet". Laut einer Ensi-Sprecherin meldete die Behörde etwa Zweifel an, ob mit den geplanten Anpassungen beim Personal der Strahlenschutz nachhaltig gesichert sei. (NZZaS, S. 1;32)
ENERGIEBRANCHE II: Immer mehr bürgerliche Politiker glauben, dass die Energiewende mit erneuerbaren Energien allein nicht zu schaffen sei. Jetzt bricht die Regierung unter der Federführung des SVP-Umweltministers und AKW-Befürworters ein Tabu: Sie unterstützt einen Vorstoss des FDP-Präsidenten Thierry Burkart, der die Aufhebung des AKW-Verbots thematisiert. Gemäss dem Vorstoss soll aufgezeigt werden, was notwendig ist, damit die alten Kernkraftwerke "ohne Risiko für die Versorgungssicherheit" ausser Betrieb genommen werden können. Dabei soll die Regierung explizit das "Szenario Neubau von Kernkraftwerken" ins Auge fassen. Das ist ein Tabubruch, weil das Stimmvolk erst vor 6 Jahren mit deutlichem Mehr ein AKW-Neubauverbot beschlossen hat. Damals war die Zuversicht gross, dass dank Sonne und Wind der Ausstieg aus Erdöl und Kernenergie problemlos gelingt. Heute ist bei vielen der Optimismus weg. (SoZ, S. 5)
ESG: Allein in diesem Jahr haben Aktien von Firmen, die auf erneuerbare Energien setzen, weltweit rund ein Drittel an Wert verloren. Anlegerinnen und Anleger haben jede Menge Geld verloren. Doch es kommt noch schlimmer: Drei Ökonomen kommen in einer umfangreichen Studie zum Ergebnis, dass die Investoren, die vermeintlich besonders nachhaltig anlegen, der Umwelt schaden, berichtet die SonntagsZeitung. Das Problem liegt beim Ausschlussprinzip: Von Investments ausgenommen werden Firmen, die bestimmte Kriterien im Hinblick auf Umwelt, Soziales oder Unternehmensführung - englisch: Environment, Social, Governance, kurz ESG - nicht erfüllen. Aber der grösste positive Hebel auf Veränderungen geht von den Unternehmen aus, die am wenigsten ESG-konform arbeiten. Anleger, die etwas bewirken wollen, solten daher gerade in die "schmutzigen" Unternehmen investieren und als Anteilseigner Druck auf das Management ausüben, um eine Veränderung herbeizuführen. (SoZ, S. 45)
kw/