Zürich (awp) - Am Schweizer Aktienmarkt geht es am Dienstagvormittag weiter bergab. Grund dafür sind laut Händlern verhaltene Vorgaben aus dem Ausland und Gewinnmitnahmen nach den jüngsten Avancen. Möglicherweise sei damit das erhoffte Jahresendrally bereits wieder vorbei, heisst es etwa. Damit der Markt den Jahresendspurt wieder aufnehmen könne, bräuchte es gute Nachrichten von der Konjunktur. Zuletzt hatte die Hoffnung auf Zinssenkungen im kommenden Jahr die Kurse angetrieben. Positiv sei, dass sich die Umsätze in Grenzen hielten und die Anleger damit ihre Positionen nicht in grösserem Masse reduzierten.

Erneute Bewegung könnten Inflationsdaten auslösen, die im Laufe der Woche in Europa und in Form der privaten Konsumausgaben (PCE-Daten) in den USA veröffentlicht werden. "Falls sich der Abwärtstrend bei der Inflation fortsetzt, könnte es mit den Aktien wieder aufwärts gehen", meinte jedenfalls ein Händler. Auch dürften die Marktteilnehmer in diesem Zusammenhang gespannt auf die Reden diverser US-Notenbank-Vertreter am Nachmittag warten. Ebenfalls von Bedeutung ist der Konjunkturbericht des Fed (Beige Book), der am Mittwochabend (MEZ) veröffentlicht wird. Am Berichtstag könnte auch noch das am Nachmittag in den USA anstehende Konsumentenvertrauen die Kurse beeinflussen.

Der Leitindex SMI fällt um 11.05 Uhr um 0,59 Prozent auf 10'756,89 Punkte. Kurzzeitig foeö er gar leicht unter 10'750 Zähler gefallen, wo sich laut Charttechnikern eine wichtige Unterstützungszone befindet. Der 30 Titel umfassende SLI verliert 0,74 Prozent auf 1698,41 und der breite SPI 0,65 Prozent auf 14'099,45 Zähler. Im SLI geben 25 Titel nach und fünf ziehen an.

Unter stärkerem Druck stehen die Aktien von Richemont (-2,5%) und Swatch (-2,2%). Den Luxusgüterherstellern machen Zweifel am Verlauf der erhofften Erholung in China zu schaffen. Aktuelle Daten vom Immobilienmarkt zeigten erneut eine schwach Entwicklung. Dies dämpfe die Konsumlaune im Grossraum China. Dazu kämen etliche kritische Analystenkommentare und Kurszielsenkungen, heisst es weiter.

Weiter unter Druck stehen auch die Aktien von Julius Bär (-2,7% auf 44,45 Fr.). Aktueller Auslöser dürfte Morgan Stanley sein. Die Bank hat das Rating für die Aktien des Vermögensverwalters auf "Underweight" von "Equal Weight" und das Kursziel auf 56 von 67 Franken gesenkt. "Momentan fassen die Anleger die Bär-Aktien wegen des Kreditengagements bei der angeschlagenen Signa-Gruppe nur mit der Beisszange an", sagte ein Händler. Die Privatbank hatte am Vortag signalisiert, dass das in Schwierigkeiten geratene Immobilienimperium bei ihr mit gut 600 Millionen Franken in der Kreide steht.

Ebenfalls unter Abgaben leiden mit Sonova, Partners Group, Sandoz, Lonza, VAT und Sika, die zwischen 1,8 und 0,9 Prozent nachgeben, Aktien aus den unterschiedlichsten Branchen. Hier könnten wohl am ehesten Gewinnmitnahmen belasten, meinte ein Händler. So haben Sonova und Partners Group in den vergangenen vier Wochen rund ein Fünftel an Wert hinzugewonnen.

Bei den Schwergewichten drücken Nestlé (-1,2%) und Roche GS (-0,9%) auf den Markt. Dagegen ziehen Novartis (+0,3%) leicht an. Der Pharmariese hat sich am Investorentag ein höheres Wachstumsziel für den Umsatz gesetzt. Für die kommenden Jahre strebt der Pharmakonzern ein Umsatzwachstum von jährlich 5 Prozent an, bislang waren es 4 Prozent. Bei der operativen Kerngewinnmarge will Novartis auch weiterhin einen Wert von über 40 Prozent erreichen.

Ebenfalls höhere Kurse gibt es für die Finanzwerte Swiss Re (+1,1%), Zurich (+0,3%) und UBS (+0,3%) sowie die zyklischen SIG (+0,4%).

Auf den hinteren Rängen gewinnen Metall Zug 3,3 Prozent. Das Unternehmen will die Tochter Belimed in ein Joint Venture mit Miele auslagern und eine Minderheitsbeteiligung am neuen Unternehmen halten. Dottikon ES (+0,7%) rücken nach Zahlen vor. Grössere Kursgewinne verbuchen Penny Stocks wie Spexis, Obseva und Addex.

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