"Vattenfall wird definitiv nicht zu jedem Preis verkaufen", sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person aus Unternehmenskreisen am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. Wegen der gefallenen Strom-Großhandelspreise sei es schwierig, für die Anlagen überhaupt etwas zu bezahlen, sagte ein Insider, der einem potenziellen Bieter nahesteht. Womöglich müsse Vattenfall sogar etwas drauflegen. Der schwedische Staatskonzern selbst äußerte sich dazu nicht. Vattenfall erwartet bis zum 16. März verbindliche Angebote für seine Braunkohlekraftwerke und die Tagebaue in Ostdeutschland. Vattenfall beschäftigt dort 8000 Mitarbeiter.

Interesse an dem Geschäft hatten die tschechischen Firmen EPH und CEZ angemeldet. Insider hatten auch den Essener Versorger Steag zusammen mit der australischen Investmentgruppe Macquarie als möglichen Bieter genannt. Das "Handelsblatt" berichtete, Steag werde kein verbindliches Angebot vorlegen. Das Unternehmen lehnte eine Stellungnahme dazu ab.

Der Wert des Geschäfts ist seit der Ankündigung des Verkaufs Ende 2014 deutlich gesunken. Die Strom-Großhandelspreise sind durch den Druck des Ökostromausbaus im freien Fall. Der ebenfalls in der Braunkohle aktive Konkurrent RWE hatte vor wenigen Tagen erklärt, bei einem derzeitigen Strom-Großhandelspreis von etwa 20 Euro je Megawattstunde sei kein Kraftwerk profitabel. RWE profitiere derzeit noch davon, seinen 2016 erzeugten Strom vorab noch zu Preisen von im Schnitt 35 Euro verkauft zu haben. Dieser Vorteil läuft jedoch aus.

Die Gewerkschaft IGBCE hat eine Art Fondslösung für die Braunkohle ins Spiel gebracht. Die Politik könne in Gesprächen mit den Energiekonzernen dafür sorgen, dass während des Betriebs der Kraftwerke in den nächsten Jahren Gelder angespart und angelegt würden, die später für den Rückbau von Braunkohleanlagen genutzt werden, hatte IGBCE-Chef Michael Vassiliadis Ende Februar gesagt. Die Gewerkschaft habe erste Gespräche mit der Politik geführt, aber noch nicht mit den Unternehmen.

Unternehmen in diesem Artikel : RWE AG, CEZ as