Washington/Frankfurt (Reuters) - Bayer muss sich bei seinem erhofften Glyphosat-Berufungsverfahren vor dem Obersten Gericht der USA weiter in Geduld üben.

Der Supreme Court traf am Montag noch keine Entscheidung, ob er Bayers Antrag auf Revision im Fall des kalifornischen Klägers Edwin Hardeman annimmt oder ablehnt. Das Gericht hatte am Donnerstag in der Angelegenheit beraten, eine Entscheidung hätte heute fallen können. Der Fall wurde auf einer Liste, die das Gericht am Montag bei der Entscheidung über die Anhörung anhängiger Berufungen veröffentlichte, nicht erwähnt - was zumindest die Möglichkeit offen lässt, dass die Richter eine Anhörung noch in Erwägung ziehen.

Die Chancen dafür sahen zuletzt aber nicht gut aus: Generalstaatsanwältin Elizabeth Prelogar, die die US-Regierung vor dem Supreme Court vertritt, hatte dem Gericht im Mai von der Annahme des Antrags abgeraten. Das Gericht folgt in der Regel den Empfehlungen des Generalstaatsanwalts. Für Bayer steht einiges auf dem Spiel, denn eine Annahme des Falls und eine Entscheidung zugunsten des Unternehmens würde nach Einschätzung von Vorstandschef Werner Baumann mögliche künftige Rechtsstreitigkeiten im Grunde beenden. Für den Fall, dass das Gericht den Fall nicht annimmt oder im Sinne der Kläger urteilt, hat Bayer bereits vorgesorgt und im vergangenen Jahr zusätzliche Rückstellungen von 4,5 Milliarden Dollar gebildet.

Bayer erwartet nun eine Entscheidung des Supreme Courts "zu einem späteren Zeitpunkt", wie ein Sprecher erklärte. Vor der Sommerpause des Gerichts gibt es noch zwei Sitzungen, die für den 16. und den 23. Juni angesetzt sind. Der Supreme Court kommuniziert die Entscheidungen in der Regel am Montag darauf.

Bislang hat Bayer in der Glyphosat-Klagewelle in den USA drei Prozesse mit millionenschweren Schadenersatzzahlungen verloren und in allen bisherigen Berufungsverfahren Niederlagen erlitten. Im Fall Hardeman - der seine Krebserkrankung auf die jahrelange Verwendung des glyphosathaltigen Herbizids Roundup von Bayer zurückführte - war das Unternehmen im vergangenen August bis vor den Supreme Court gezogen und hatte eine Überprüfung des Urteils beantragt. In einem weiteren dieser Fälle, dem des Ehepaars Pilliod, hatte Bayer im März seinen Berufungsantrag beim Supreme Court eingereicht. Eine Entscheidung über die Annahme dieses Antrags erwartet Bayer ebenfalls noch im Sommer. 2021 hatte der Konzern erstmals auch zwei Fälle gewonnen, erst jüngst auch ein drittes Verfahren.

Die Klagewelle hatte sich der Konzern mit der milliardenschweren Übernahme des Glyphosat- und Roundup-Entwicklers Monsanto eingehandelt. Die Vorwürfe gegen das Herbizid hat Bayer stets zurückgewiesen. Behörden weltweit haben das Mittel als nicht krebserregend eingestuft. Allein die Krebsforschungsagentur IARC bewertete den Wirkstoff 2015 als "wahrscheinlich krebserregend". Um die Klagewelle vom Tisch zu bekommen, hatte Bayer im Sommer 2020 einen Vergleichsplan über 11,6 Milliarden Dollar bekanntgegeben. Zuletzt standen noch für rund 31.000 der insgesamt 138.000 eingereichten und drohenden Klagen Einigungen aus.