Der deutsche Konzern veröffentlichte am Dienstag seine Finanzergebnisse für das Jahr 2023. Besonders hervorzuheben ist, dass das Betriebsergebnis durch eine spektakuläre Abschreibung von Vermögenswerten in Höhe von 7 Milliarden Euro beeinträchtigt wurde, der Cashflow jedoch positiv blieb und Schulden in Höhe von 16 Milliarden Euro zu akzeptablen Bedingungen refinanziert wurden.

Wie bereits vor einigen Monaten in dieser Spalte diskutiert, befindet sich Bayer mitten in einer Restrukturierung. Diese Prozesse ähneln schweren chirurgischen Eingriffen – der Patient sieht während der Operation nicht gut aus, aber sie ist notwendig, um auf Heilung hoffen zu können. Die Kürzung der heiligen Dividende, die vom Markt bestraft wurde, ist eine rationale Entscheidung in diese Richtung; es wäre verwunderlich, wenn die Aktionäre dies nicht hatten kommen sehen.

Darüber hinaus sind in den kommenden Monaten keine Änderungen des Geschäftsumfangs zu erwarten: Trotz des Drucks einiger Aktivisten warnt der CEO Bill Anderson, dass "größere strukturelle Veränderungen", obwohl sie eine Option bleiben, "jetzt nicht anstehen". Das ist gesagt und beantwortet die Frage, die in aller Munde war.

Dennoch ist schwer ersichtlich, welcher Handlungsspielraum dem Konzern noch bleibt. Sein Pharmasegment benötigt dringend eine Neuerfindung, unter anderem weil die Patente seiner beiden Blockbuster Xarelto und Eylea in zwei Jahren auslaufen. Anderson, ein ehemaliger Roche-Mitarbeiter, ist zweifellos der richtige Mann für die Aufgabe. Doch angesichts der Verschuldung von Bayer kann er keine F&E-Strategie ohne neue Ressourcen aus dem Hut zaubern.

Die Strategie wäre in jedem Fall riskant. Zudem blockiert der Widerstand der Gewerkschaften gegen den Verkauf des Consumer-Health-Geschäfts die Aussichten, zusätzlich zum Wachstumsstillstand, mit dem dieser Bereich seit zehn Jahren zu kämpfen hat. All dies veranlasste Bill Anderson dazu, kein Blatt vor den Mund zu nehmen, als er Bayer als "tief verwundet" bezeichnete.

Ein weiteres Problem sind natürlich die Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten in den USA. Die Unsicherheit in dieser Angelegenheit ist leider immer noch maximal. Bayer, das unter seiner vorherigen Führung in olympischem Tempo einen Fehler nach dem anderen machte, hätte 2020 einen umfassenden Vergleich unterzeichnen sollen. Stattdessen hat Bayer sich auf ein Verfahren Staat für Staat eingelassen, das nach hinten loszugehen droht.

Es ist jedoch anzumerken, dass 6 Milliarden Euro zurückgestellt wurden, um sich auf einen worst case vorzubereiten. Zusammen mit den bereits 2020 ausgegebenen 11 Milliarden Euro scheint Bayer hier eine recht solide Sicherheitsreserve zu haben. Je schneller diese Angelegenheit geklärt wird, desto schneller kann Bayer sich auf die Neuerfindung seines Pharmasegments konzentrieren.

Fürs Erste hat Bill Anderson das Nötigste getan. Die Kürzung der Dividende und die Aussetzung von Boni haben Einsparungen von 3,5 Milliarden Euro ermöglicht. Nun stehen Entlassungswellen und Restrukturierungen auf dem Programm, mit zusätzlichen Einsparungen von 2 Milliarden Euro. Diese Maßnahmen sind ein Schritt in die richtige Richtung, aber sie sind nur ein Anfang.

Die Unsicherheit ist daher weiterhin enorm. Auch wenn man Andersons Offenheit schätzt, wird deutlich, dass der schwerste Teil der Arbeit noch bevorsteht und Bayer noch lange nicht am Ziel ist.