Frankfurt (Reuters) - Bayer übernimmt in einem bis zu vier Milliarden Dollar schweren Deal das US-Biotechunternehmen Asklepios BioPharmaceutical (AskBio) und verstärkt sich damit im vielversprechenden Geschäft mit Gentherapien.

Für den Zukauf zahlt Bayer zunächst zwei Milliarden Dollar, außerdem wurden erfolgsabhängige Meilensteinzahlungen von bis zu zwei Milliarden Dollar vereinbart, wie der Leverkusener Konzern am Montag mitteilte. Zu den am weitesten fortgeschrittenen Projekten von AskBio gehören frühe klinische Studien mit Therapien zur Behandlung der seltenen Erbkrankheit Morbus Pompe sowie gegen Parkinson und Herzinsuffizienz. Den Abschluss der Übernahme erwartet Bayer noch im laufenden Quartal.

"Diese Akquisition bringt den Aufbau unseres Zell- und Gentherapiebereichs wesentlich voran", sagte Bayer-Chef Werner Baumann. Der Deal ergänzt den Zukauf des US-Biotechfirma Blue Rock Therapeutics aus dem vergangenen Jahr. Die Leverkusener übernehmen mit dem Kauf die vollständigen Rechte an der Gentherapie-Plattform von AskBio. Neben mehreren klinischen Therapiekandidaten umfasst die Übernahme auch eine Produktionsplattform für Gentherapien. Dreiviertel der erfolgsabhängigen Meilensteinzahlungen werden nach Einschätzung von Bayer voraussichtlich im Laufe der kommenden fünf Jahre fällig, der restliche Betrag später.

Die im Privatbesitz befindliche AskBio soll als eigenständiges Unternehmen unter dem Dach von Bayer geführt werden, um ihre Unternehmenskultur zu bewahren. Die fünf Hauptinhaber von AskBio, Mitbegründer oder Schlüsselwissenschaftler der Firma, wollen an Bord bleiben. Das 2001 gegründete Unternehmen aus dem US-Bundesstaat North Carolina hat sich auf Gentherapien auf Basis von harmlosen adeno-assoziierten Viren spezialisiert. Gentherapien zielen darauf ab, Krankheiten zu heilen, indem die fehlende oder defekte Version eines Gens in den Zellen eines Patienten durch ein intaktes Gen ersetzt wird. Diese Therapien zählen derzeit zu den teuersten Arzneien der Welt.

Mit dem Zukauf unternimmt Bayer einen weiteren Schritt zur dringend benötigten Stärkung seiner Pharma-Pipeline. Dies ist nötig, da die Patente seiner Kassenschlager - des Gerinnungshemmers Xarelto und des Augenmittels Eylea - Mitte des Jahrzehnts auslaufen. Dann drohen durch Konkurrenzprodukte erhebliche Umsatzeinbußen. Erst im August hatte sich der Konzern ein neues Medikament mit Milliarden-Umsatzpotenzial gesichert, einen Wirkstoff der britischen Biotechfirma Kandy Therapeutics zur Linderung menopausaler Probleme.