Düsseldorf (Reuters) - Neue Turbulenzen beim angeschlagenen Immobilien-Investor Adler Group: Die Tochter Consus Real Estate ist in eine Schieflage geraten und Adler selbst will für das vergangene Jahr keine Dividende zahlen.

Dabei steht die Adler Group bereits durch das verweigerte Testat der KPMG-Wirtschaftsprüfer für den Jahresabschluss 2021 unter Druck. Für 2022 muss der Konzern nun auch noch einen neuen Wirtschaftsprüfer suchen, denn die KPMG steht dafür nicht zur Verfügung. Ohne Testat, hatte Verwaltungsratschef Stefan Kirsten beklagt, sei die Adler Group von den Bank- und Kapitalmärkten abgeschnitten. Die Aktien der Adler Group gingen am Nachmittag in den Sinkflug und notierten mit einem Minus von rund 13 Prozent bei 5,08 Euro. Am 15. Juni 2021 war eine Aktie noch 27,74 Euro wert gewesen.

"Der Verwaltungsrat hat (..) beschlossen, der Hauptversammlung vorzuschlagen, KPMG erneut als Abschlussprüfer für den Jahresabschluss 2022 zu bestellen", hatte der Konzern am Morgen verkündet. "Die sehr professionellen Gespräche mit KPMG sind im Gange." Am Nachmittag erkläre Adler dann, KPMG Luxembourg habe mitgeteilt, dass sie nicht als Abschlussprüfer für den Jahresabschluss 2022 zur Verfügung stehe. "Diese Entscheidung seitens KPMG kommt für uns äußerst überraschend, ist enttäuschend und irritierend", sagte Verwaltungsratschef Kirsten. Die Finanzaufsicht BaFin prüft zudem noch die Bücher der Adler Group.

Der Beschluss der KPMG kommt für die Adler Group zur Unzeit. Die Wirtschaftsprüfer hatten den Jahresabschluss 2021 nicht testiert, weil ihnen im Zusammenhang mit einigen Transaktionen wichtige Informationen nicht zugänglich gemacht worden seien. Adler hatte die Veröffentlichung der Bilanz wegen einer Untersuchung der KPMG-Wirtschaftsprüfer mehrfach verschoben. Anlass für die Prüfung waren Vorwürfe der Gesellschaft Viceroy des Leerverkäufers Fraser Perring, bei Adler gebe es bei der Bewertung von Immobilien Mängel, diese seien teils künstlich überhöht worden. Die Prüfer der KPMG Forensic hatten dann keinen systematischen Betrug, wohl aber Defizite festgestellt - und ebenfalls das Fehlen wichtiger Informationen moniert.

Adler strebt nun ein uneingeschränktes Testat für den Abschluss des Geschäftsjahres 2022 an. Ohne Prüfsiegel will die Adler Group keine Dividende für 2021 zahlen. Die Anteilseigner schauen also für 2021 in die Röhre. Zudem braucht die Adler Group, die 2021 - dem nicht testierten Abschluss zufolge - durch Wertminderungen einen Milliarden-Verlust verbuchte, für den Zugang zum Kapitalmarkt einen testierten Abschluss. "Diesen Weg werden wir nun mit einem anderen Wirtschaftsprüfer gehen, der sich (..) natürlich erst einmal neu einarbeiten muss", erklärte Kirsten nun.

KIRSTEN SCHLIESST INSOLVENZ VON TOCHTER CONSUS AUS

Aber Kirsten hat noch andere Baustellen. "Wir arbeiten potenzielle Sanierungspläne durch", sagte Kirsten mit Blick auf den Immobilienentwickler Consus Real Estate, an dem Adler mehr als 90 Prozent der Anteile hält. Consus hatte in der Nacht über drohende hohe Abschreibungen berichtet, die für ein negatives Eigenkapital sorgen könnten. "Ich schließe grundsätzlich bei Consus keine Maßnahmen ein oder aus - außer der Insolvenz", betonte Kirsten.

Weitere Probleme gibt es bei der bei der Tochter BCP. Dort habe sich eine Deckungslücke aufgetan, die eine Zwischenfinanzierung durch Adler nötig mache, sagte Kirsten. Die BCP spielt eine wichtige Rolle in den weiteren Verkaufsplänen der Adler Group, soll sie doch vollständig beim Konkurrenten LEG Immobilien landen. Die LEG hält bereits rund 35 Prozent an der Gesellschaft mit rund 12.000 Wohnungen - und kann sich per Option den von Adler gehaltenen Rest bis Ende September sichern. Bereits ausgemacht ist das aber nicht. "Der weitere Umgang mit der Option hängt von den Ergebnissen der Due Diligence sowie der Situation am Kapitalmarkt ab", hatte die LEG erst vergangene Woche erklärt. "Das Ergebnis ist damit aus heutiger Sicht vollständig offen und schließt explizit auch die Nicht-Ausübung der Option ein."