"Ich sehe drei moderate Zinsanhebungen für dieses Jahr, vorausgesetzt, die Wirtschaft bleibt in der Spur", sagte der Chef des US-Notenbankablegers in Philadelphia am Donnerstag auf einer Veranstaltung im Bundesstaat Pennsylvania. 2016 und auch 2015 hatte die Zentralbank jeweils nur ein Mal die geldpolitischen Zügel gestrafft - zuletzt im Dezember mit einer Zinserhöhung um einen Viertelprozentpunkt auf 0,5 bis 0,75 Prozent.

Mit dem massiven Ankauf von Wertpapieren hat die Notenbank die US-Konjunktur in den Jahren nach der Weltwirtschaftskrise wieder flottgemacht, ihre Bilanzsumme damit allerdings auf 4,5 Billionen Dollar aufgebläht. Zum Vergleich: Vor Ausbruch der Finanzkrise 2007 lag sie bei gerade einmal 800 Milliarden Dollar. Mittlerweile hält die Fed die Bilanz bereits seit längerem konstant, da sie Einnahmen aus auslaufenden Anleihen wieder in neue Papiere investiert. Diese Praxis sollte die Notenbank "ernsthaft" überdenken, wenn der Leitzins wieder ein Prozent erreicht habe, sagte Harker "Und wir bewegen uns darauf zu." Gemäß seinem Szenario sollen die Käufe zunächst gestoppt und die Bilanz dann "mit der Zeit abgebaut werden".

Stellt die Notenbank die Praxis der Reinvestitionen eines Tages ein, führt dies automatisch zu einem schrittweisen Abbau der Bilanz. Durch einen Verkauf von Wertpapieren könnte allerdings ein schnelleres Abschmelzen bewirkt werden.

Die Wirtschaft zeige bereits "beträchtliche Stärke", sagte Harker. Auch das von der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) angepeilte Ziel einer Inflation von zwei Prozent werde in diesem oder im nächsten Jahr erreicht. Zudem sei am Arbeitsmarkt bereits "mehr oder weniger" ein Zustand der Vollbeschäftigung erreicht. Harker ist dieses Jahr in dem für die Zinspolitik entscheidenden Offenmarktausschuss stimmberechtigt.

Sein Kollege James Bullard von der Fed-Filiale in St. Louis sagte dem Sender CNBC, er sehe momentan keinen Grund für "dramatische Zinsbewegungen". Die Fed peilt derzeit drei Zinserhöhungen in diesem Jahr an. Sie hält angesichts der geplanten, massiven Konjunkturprogramme des künftigen US-Präsidenten Donald Trump allerdings schnellere geldpolitische Schritte für möglich, wie aus den Protokollen der jüngsten Zinssitzung hervorgeht. Harker räumte ein, dass auch er bei seinen Zinsprojektionen eventuelle Änderungen der Haushaltspolitik nicht mit einkalkuliert hat. Der am 20. Januar ins Weiße Haus einziehende Republikaner Trump hat Investitionen in die Infrastruktur, Steuersenkungen und geringere Regulierungsauflagen angekündigt. Das könnte das Wachstum zusätzlich anfachen.