Europas Anleger gehen mit Vorsicht in das von der Corona-Krise und der US-Wahl geprägte Schlussquartal des Jahres. Der Dax verlor am Donnerstag 0,2 Prozent auf 12.730 Punkte. Ein Kurseinbruch bei den schwergewichtigen Bayer-Aktien machte dem Leitindex besonders zu schaffen. Der EuroStoxx50 trat auf der Stelle.

Nach oben ging es hingegen an der Wall Street. Viele Investoren setzten darauf, dass sich in den USA Republikaner und Demokraten doch noch auf ein billionenschweres Konjunkturpaket einigen könnten, bevor der Aufschwung nach der Corona-Krise wieder an Kraft verliere, sagte Milan Cutkovic, Marktanalyst beim Brokerhaus AxiTrader. "Es bleibt nicht viel Zeit, und je mehr sich die Verhandlungen in die Länge ziehen, desto größer wird das Risiko für die Wirtschaft."

Für Zurückhaltung an den Börsen sorgte auch die am Freitag anstehende Veröffentlichung des US-Arbeitsmarktberichtes. Börsianer gingen von einer Fortsetzung des Stellenaufbaus und einer weiteren Reduzierung der Arbeitslosenquote aus, sagte Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners.

BREXIT-CHAOS BEWEGT PFUND

Die Spekulationen auf weitere Wirtschaftsstützen in den Vereinigten Staaten lockten Devisenanleger in risikoreichere Währungen. Die Leitwährung Dollar gab im Zuge dessen zu einem Währungskorb 0,3 Prozent nach und fiel auf den niedrigsten Stand seit anderthalb Wochen. Der Euro gewann 0,3 Prozent auf 1,1757 Dollar.

Turbulent blieb es bei der britischen Devise. Nach widersprüchlichen Aussagen von Insidern zum Stand der Verhandlungen Großbritanniens mit der EU über ein künftiges Freihandelsabkommen ging das Pfund auf Zick-Zack-Kurs und notierte zuletzt 0,3 Prozent tiefer bei 1,2892 Dollar.

Am Ölmarkt lastete die Furcht vor einer schwachen Nachfrage auf den Preisen. Ein Fass der Nordseesorte Brent verbilligte sich um 5,2 Prozent auf 40,08 Dollar, der Preis für US-Leichtöl WTI rutschte um sechs Prozent ab. Auch ein Produktionsanstieg der Opec-Länder im vergangenen Monat trieb den Investoren Sorgenfalten auf die Stirn.

BAYER-KURS RUTSCHT AB WIE SEIT MÄRZ NICHT MEHR

Der Bayer-Konzern schockte die Börsianer mit einem düsteren Ausblick auf das Agrarchemiegeschäft und einer Milliarden-Abschreibung.[L8N2GS247] Die Aktien brachen um rund dreizehn Prozent auf 46,34 Euro ein. Das war der stärkste Rückgang seit März, als die weltweiten Ausgangssperren im Kampf gegen das Coronavirus einen Ausverkauf an den Weltbörsen ausgelöst hatten. Die Sonderabschreibung im Agrargeschäft deute darauf hin, dass die langfristigen Wachstumsaussichten der überteuerten Monsanto-Akquisition nun niedriger seien als angenommen, urteilten die Analysten der HSBC.

Aufwärts ging es dagegen für Technologiewerte. Der entsprechende europäische Index gewann 1,5 Prozent nach positiv aufgenommenen Geschäftszahlen des französisch-italienischen Chipherstellers STMicro. Dieser steigerte im dritten Quartal seinen Umsatz stärker als erwartet und blickt optimistischer auf das Gesamtjahr. Die Aktien legten 6,8 Prozent zu. In der Folge zogen auch die Titel von Infineon um 7,6 Prozent an, die Aktien von Dialog Semiconductor sowie der niederländischen Firmen ASMI, ASML und BESI legten bis zu 7,1 Prozent zu.

Für H&M-Aktien ging es sechs Prozent nach oben. Der weltweit zweitgrößte Modehändler schnitt im abgelaufenen Quartal besser ab als erwartet. "Wir denken, dass sie das gut im Griff haben, worauf sie Einfluss haben", urteilten die JPMorgan-Experten.