FRANKFURT (awp international) - Ein lang ersehnter Durchbruch bei den amerikanisch-chinesischen Handelsgesprächen hat dem Dax am Donnerstag neues Leben eingehaucht. Der deutsche Leitindex schüttelte die Lethargie der letzten Tage nach der vorangegangenen Rally ab und gewann 0,73 Prozent auf 13 276,39 Punkte. Nun sei es nicht mehr weit zu neuen Bestmarken, schrieben die charttechnisch orientierten Experten von Index-Radar. Etwas Zeit sollten die Anleger bis dahin aber noch einkalkulieren. Bis zum Rekord von 13 596 Punkten aus dem Januar 2018 fehlen dem Dax noch etwas weniger als zweieinhalb Prozent.

Die USA und China einigten sich nach Angaben der chinesischen Regierung auf eine schrittweise Reduzierung der gegenseitig erhobenen Strafzölle. Dies werde Bestandteil eines ersten Teilabkommens sein, sagte Regierungssprecher Gao Feng. Das Abkommen solle innerhalb der nächsten Wochen unterzeichnet werden. Das Ausmass der Zollreduzierung hänge vom konkreten Inhalt des Abkommens ab.

Auch andere Börsenindizes legten daraufhin zu: Der MDax der mittelgrossen Werte gewann am Donnerstagvormittag 0,30 Prozent auf 27 043,13 Punkte und der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stieg um 0,42 Prozent auf 3704,30 Zähler.

Derweil erreichte die hiesige Berichtssaison mit Geschäftszahlen von gleich fünf Dax-Konzernen sowie unzähligen Berichten aus der zweiten und dritten Reihe ihren wöchentlichen Höhepunkt.

Lufthansa-Aktien führten mit einem Plus von sechseinhalb Prozent die Gewinnerliste im Leitindex an. Die Fluggesellschaft schnitt im wichtigen Sommerquartal Händlern zufolge nicht so schlecht wie befürchtet ab. Am diesjährigen operativen Gewinnziel (bereinigtes Ebit) hält sie trotz des Flugbegleiter-Streiks und des Preiskampfes im Europaverkehr fest.

Der Technologiekonzern Siemens übertraf im Schlussquartal seines Geschäftsjahres mit einem starken Wachstum ebenfalls die Analystenerwartungen. Zudem wollen die Münchener die Dividende anheben. Während sich Börsianer etwas an vorsichtigen Aussagen zum neuen Geschäftsjahr störten, liess das die Anleger zunächst kalt. Die Titel setzten ihre Rally der vergangenen Wochen fort und gewannen knapp viereinhalb Prozent, womit sie den höchsten Stand seit Sommer 2018 erreichten.

Dagegen waren die zuletzt schon schwachen Aktien der Deutschen Telekom mit einem Minus von dreieinhalb Prozent grösster Dax-Verlierer. Während die Quartalszahlen überwiegend Beifall fanden, sorgten Aussagen zur Dividendenpolitik für Unsicherheit. Die Bonner hoben zwar die Untergrenze für die Gewinnausschüttung unabhängig vom Gelingen der Fusion ihrer US-Mobilfunktochter T-Mobile US mit dem Konkurrenten Sprint an. Dies beinhaltet für 2019 allerdings eine Dividendenkürzung gegenüber dem Vorjahr. Zudem sei unklar, was passiere, falls die Fusion scheitere, sagte ein Experte.

HeidelbergCement-Papiere büssten nach durchwachsenen Zahlen mehr als ein Prozent ein - sie zollten damit auch ihrem jüngst guten Lauf Tribut. Der Baustoffkonzern konnte den Quartalsumsatz nicht so stark steigern wie von Analysten erwartet, wogegen der operative Gewinn (bereinigtes Ebitda) überraschend deutlich zulegte.

Bei Munich Re stand nach Vorlage der vollständigen Quartalszahlen ein Kursminus von knapp einem Prozent zu Buche. Der Rückversicherer konnte hohe Katastrophenschäden im dritten Quartal mit deutlichen Gewinnen aus Finanz- und Währungsgeschäften abfedern. Das Unternehmen hatte allerdings schon im Oktober Eckdaten vorgelegt./gl/mis