Die Erholungsrally der Börsen geht weiter. "Die Aktienmärkte preschen weiter voran, als gäbe es kein Morgen beziehungsweise keine Corona-Pandemie", sagte Analyst Frank Wohlgemuth von der National-Bank in Essen. "Es herrscht eine Menge Skepsis bezüglich des laufenden Aufschwungs, aber die Investoren kaufen, um nicht an der Seite zu stehen und möglicherweise weitere Kursgewinne zu verpassen."

Der Dax stieg am Mittwoch um fast vier Prozent auf 12.487,36 Punkte, und der EuroStoxx50 gewann 3,4 Prozent auf 3267,89 Zähler. An der Wall Street rückte der US-Standardwerteindex Dow Jones 2,6 Prozent vor. "Offenbar schauen die Investoren weiterhin über die wachsenden Spannungen zwischen den USA und China sowie die Unruhen in den USA hinweg", sagte Analyst Charalambos Pissouros vom Brokerhaus JFD.

Genährt wurde der Optimismus von ermutigenden Konjunkturdaten. Das Barometer für die Stimmung der chinesischen Einkaufsmanager im Dienstleistungssektor erreichte den höchsten Stand seit 2010.

Der britische Einkaufsmanager-Index legte überraschend stark zu. Auch sein US-Pendant überraschte positiv. "Das deutet darauf hin, dass sich die Dinge in die richtige Richtung bewegen", sagte Ulas Akincilar, Chef-Händler des Online-Brokers Infinox. "Anzeichen wie diese haben einen überdurchschnittlichen Einfluss auf die Marktstimmung."

NEUE KONJUNKTURHILFEN ERWARTET

Außerdem setzten Börsianer auf weitere Konjunkturhilfen, unter anderem von der Europäischen Zentralbank (EZB). Sie werde am Donnerstag die Aufstockung ihre Wertpapierkäufe zur Abfederung der Pandemie-Folgen um 500 Milliarden Euro bekanntgeben, prognostizierte Anlagestratege Antoine Bouvet von der ING Bank. Parallel dazu verhandelten die Koalitionsspitzen weiter über das geplante Konjunkturpaket des Bundes im Volumen von bis zu 100 Milliarden Euro.

Vor diesem Hintergrund zogen sich weitere Investoren aus "sicheren Häfen" zurück. Die "Antikrisen-Währung" Gold verbilligte sich um 1,6 Prozent auf knapp 1700 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Unter Druck stand auch die Weltleitwährung. Auffällig seien die Verluste des Dollar zum Euro, sagte Analyst Ricardo Evangelista vom Brokerhaus ActivTrades. Die Gemeinschaftswährung sei zum Höhepunkt der Coronavirus-Krise unter die Räder gekommen und gehöre nun zu den Favoriten. Der Euro war mit 1,1241 Dollar zeitweise so teuer wie zuletzt vor fast drei Monaten.

TUI-HÖHENFLUG GEHT WEITER - LUFTHANSA IM AUFWIND

Dank der geplanten Lockerung der Reise-Beschränkungen griffen Investoren bei Touristik-Werten erneut beherzt zu. Die Aktien von TUI stiegen ihn London um knapp neun Prozent. Der Reiseveranstalter einigte sich zudem mit dem US-Flugzeugbauer Boeing auf Schadenersatz für Ausfälle infolge des Flugverbots für die Maschinen des Typs 737 MAX.

Gefragt waren auch die Papiere der Lufthansa, die sich um 7,7 Prozent verteuerten. Nach der Einigung auf milliardenschwere Staatshilfe verordnete Firmenchef Carsten Spohr der Fluggesellschaft einen strikten Sparkurs.

An der Wall Street markierten die Papiere von Zoom dank eines rasanten Umsatz- und Gewinnanstiegs mit 220,90 Dollar erneut ein Rekordhoch. Obwohl der während der Corona-Krise allgemein bekanntgewordene Anbieter von Videokonferenz-Software alle denkbaren Erwartungen übertroffen habe, könne er die Aktien nicht zum Kauf empfehlen, mahnte Analyst Matt VanVliet vom Brokerhaus BTIG. Sie seien bereits teuer. Seit Jahresbeginn hat sich der Zoom-Kurs mehr als verdreifacht.