FRANKFURT (awp international) - Der Dax hat am Freitag seinem bereits fünf Wochen währenden Höhenflug leicht Tribut gezollt. Bis Handelsschluss gab er um 0,46 Prozent auf 13 228,56 Punkte nach, womit er aber immer noch ein Wochenplus von 2,1 Prozent einheimste. Der MDax gab am Freitag um 0,56 Prozent auf 26 980,30 Punkte nach.

Dass US-Präsident Donald Trump den Hoffnungen auf eine nachhaltige Entschärfung des Zollstreits mit China einen Dämpfer verpasste, wurde nur wenig beachtet. Am Donnerstag noch hatten Äusserungen Chinas den Eindruck erweckt, beide Seiten hätten sich auf eine schrittweise Reduzierung der gegenseitig erhobenen Strafzölle geeinigt. Der deutsche Leitindex war daraufhin bis auf rund 13 300 Punkte und damit den höchsten Stand seit Februar 2018 geklettert.

Von seinem Zwischentief Anfang Oktober hat sich der Dax mittlerweile um etwas mehr als 11 Prozent erholt. Im bisherigen Jahresverlauf verbuchte er mittlerweile ein sattes Plus von 25 Prozent. Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank verweist die relative Stärke des Leitindex im Vergleich zu den US-Börsen, da institutionelle Anleger offenbar jeden kleineren Verlust für Käufe nutzten. Er rechnet zudem bis zum Jahresende mit keinen geopolitischen Störfeuern mehr.

Zugleich wurden aber auch wieder Stimmen laut, die vor einer Überhitzung warnen. "2000 Punkte Dax-Gewinn in 10 Wochen bedürfen der Konsolidierung und mithin einer technischen Korrektur", heisst es etwa im Bernecker Börsenbrief "Termin-Börse". Mit einem Kursrückgang um 500 bis 600 Punkte "wäre die überkaufte Marktlage beseitigt" und das Fundament für eine Weihnachtsrally gelegt.

Mit Blick auf die deutsche Berichtssaison flaute die Nachrichtenflut am Freitag merklich ab: Neben der Allianz standen lediglich einige Unternehmen aus der zweiten und dritten Börsenreihe mit Zahlen im Fokus. Die Aktie des Versicherers verlor trotz eines optimistischeren Blick auf das Jahresgewinnziel 2,7 Prozent, womit sie zweitschwächster Dax-Wert war. Analysten hatten mit positiveren Aussagen aber bereits gerechnet. Ausserdem war das Papier tags zuvor auf den höchsten Stand seit 17 Jahren geklettert.

Im MDax war die Aktie der Deutschen Pfandbriefbank Favorit mit plus 2,8 Prozent und erreichte den höchsten Stand seit gut einem Jahr. Am Markt wurde vor allem der überraschend starke Vorsteuergewinn im dritten Quartal gelobt und auch die angehobenen Jahresziele des Immobilienfinanzierers. Am Index-Ende büsste der Anteilsschein von Rheinmetall dagegen fast 7 Prozent ein nach einem verhaltenen Analystenkommentar der Commerzbank.

Die Aktie der Jost Werke legten trotz pessimistischerer Ziele des Lkw- und Nutzfahrzeugzulieferers um 5 Prozent zu und bauten ihre Vortagesgewinne damit aus. Der neue Ausblick habe nicht überrascht, kommentierte etwa Analyst Frederik Bitter von der Privatbank Hauck & Aufhäuser. Er lobte zudem die gute Kostenkontrolle und die Entwicklung des Mittelzuflusses.

Europaweit wurden an den Börsen überwiegend Verluste verbucht. Der EuroStoxx 50 sank um 0,19 Prozent auf 3699,65 Punkte. In London gab der FTSE 100 nach. In Paris indes schloss der Cac 40 fast unverändert. An den US-Börsen gab der Dow Jones Industrial zum europäischen Börsenschluss um 0,2 Prozent nach, während die technologielastigen Nasdaq-Indizes moderat zulegten.

Am deutschen Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,32 Prozent am Vortag auf minus 0,28 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,24 Prozent auf 144,01 Punkten. Der Bund-Future stieg um 0,12 Prozent auf 169,76 Punkte.

Am Devisenmarkt sank der Euro am frühen Abend auf 1,1017 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs zuvor auf 1,1034 (Donnerstag: 1,1077) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9063 (0,9028) Euro./ck/mis

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---