FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen bauen am Mittwochnachmittag die Verluste wieder stärker aus. Der DAX verliert 0,8 Prozent auf 15.918 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es um 1,0 Prozent auf 4.348 Punkte nach unten. Für Ernüchterung sorgen neue Wirtschaftsdaten aus China. Dort fiel der Caixin-Einkaufsmanager-Index für den Dienstleistungssektor im Juni auf 53,9 von 57,1 im Mai und verfehlte damit die Marktprognosen. Dies deutet darauf hin, dass sich die Erholung im Dienstleistungssektor im Juni zwar fortgesetzt hat, aber mit geringerem Tempo. Die befragten Unternehmen gaben an, dass das langsamere Wachstum vor allem auf eine schwächer als erwartet ausfallende Marktnachfrage zurückzuführen sei.

Für Stephen Innes, Partner bei SPI-Asset Management, ist es unwahrscheinlich, dass die politischen Entscheidungsträger bei dieser Entwicklung untätig bleiben. Sie dürften vielmehr ihre Bemühungen verdoppeln, um die Inlandsnachfrage zu stützen. Wichtiger sei noch, das Vertrauen zu stärken, das sich in jüngster Zeit im Keller befunden habe. Ohne politische Unterstützung bestehe die Gefahr, dass sich schwächere Wachstumserwartungen manifestierten.


   Inflation auf dem Rückzug 

Daten zur aktuellen Preisentwicklung deuten indes an, dass der Inflationsdruck weicht, wenn auch nur langsam. Zum einen hat die von der Europäischen Zentralbank erhobene Umfrage unter Konsumenten ergeben, dass die Inflationserwartungen der Verbraucher für die kommenden zwölf Monate im Mai gesunken sind, mit 3,9 nach 4,1 Prozent allerdings noch deutlich oberhalb des Inflationsziels liegen.

Zum anderen sind die Erzeugerpreise im Euroraum deutlicher als erwartet zurückgekommen. Die Erzeugerpreise sind im Mai mit 1,5 Prozent im Jahresvergleich gefallen, hier war ein Rückgang um 1,3 Prozent erwartet worden. Damit dürfte nach Einschätzung eines Marktteilnehmers, auch im Hinblick auf die sich abzeichnende Konjunkturentwicklung, die Erwartung an Zinsanhebungen durch die Europäische Zentralbank nicht weiter anziehen.


   Casino verkommt zum Zockerpapier 

Weiter hochvolatil präsentiert sich die Aktie des französischen Lebensmittelhändlers Casino. Der hochverschuldete Konzern hat mitgeteilt, dass zwei Vorschläge zur Stärkung seiner Kapitalbasis den bestehenden Aktionären schwere Verluste bescheren würden. "Hier sind allenfalls noch Zocker unterwegs", so ein Aktienhändler zur Entwicklung. Die Casino-Aktie notiert knapp 30 Prozent im Minus, die Titel des Großaktionärs Rallye büßen über 8 Prozent ein.

Im DAX liefern Analysten die Impulse, so gehört die Aktie von Continental (+2,7%) zu den Gewinnern, nachdem Exane BNP die Aktie auf "Outperform" hochgestuft haben soll. Auf der anderen Seite haben die Analysten von Stifel nach Aussage aus dem Handel Vonovia auf "Verkaufen" gesenkt, die Aktie stellt mit einem Minus von 2,2 Prozent einen der Verlierer im Index. Auch andere Immobilienwerte fallen: LEG geben 1,6 Prozent nach, Grand City 2,7 Prozent oder Aroundtown 1,2 Prozent.

Daneben wirft die Berichtssaison ihren langen Schatten voraus. Am Morgen lieferte Grenke erste Aussagen zur Geschäftsentwicklung im zweiten Quartal. Das erzielte Leasingneugeschäft lag in diesem Zeitraum mit 650,3 Millionen Euro um 10,7 Prozent über Vorjahresquartal. An der Börse wird positiv gesehen, dass Grenke ihre DB2-Marge gegenüber dem Vorjahresquartal wie auch im Jahresverlauf auf 16,9 Prozent steigern konnte. Die Aktie notiert 5,2 Prozent im Plus.


   Cropenergies mit schwächerem ersten Quartal 

Für die Aktie von Cropenergies geht es dagegen um 5,2 Prozent nach unten, auch wenn der Bioethanolproduzent seine Jahresprognose trotz eines schwächeren ersten Geschäftsquartals bestätigt hat. Die Hauptgründe für den Umsatz- und Ergebnisrückgang stellen niedrigere Produktionsmengen aufgrund von Wartungsstillständen sowie - verglichen mit dem außergewöhnlich hohen Preisniveau des Vorjahresquartals - normalisierte Absatzpreise für nachhaltig erzeugtes Ethanol.

Reflexartig geht es für die Aktie von Evotec um 3,9 Prozent nach oben, nachdem die in Seattle ansässige Tochtergesellschaft Just-Evotec Biologics vom US-Verteidigungsministerium einen Auftrag im Wert von bis zu 74 Millionen Dollar für die schnelle Entwicklung von auf monoklonalen Antikörpern basierenden Arzneimittel-Prototypen gegen Orthopoxviren erhalten hat.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %       absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.347,52        -1,0%        -43,47     +14,6% 
Stoxx-50                3.960,93        -0,7%        -27,07      +8,5% 
DAX                    15.917,74        -0,8%       -121,43     +14,3% 
MDAX                   27.428,46        -1,4%       -393,61      +9,2% 
TecDAX                  3.160,65        -0,8%        -24,85      +8,2% 
SDAX                   13.350,93        -1,0%       -136,16     +12,0% 
FTSE                    7.451,30        -0,9%        -68,42      +0,9% 
CAC                     7.302,76        -0,9%        -67,17     +12,8% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                    absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,44                      -0,02      -0,13 
US-Zehnjahresrendite        3,87                      +0,01      -0,01 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %  Mi, 8:38 Uhr  Di, 17:50   % YTD 
EUR/USD                   1,0892        +0,1%        1,0879     1,0900   +1,8% 
EUR/JPY                   157,06        -0,1%        157,38     157,39  +11,9% 
EUR/CHF                   0,9769        +0,1%        0,9768     0,9763   -1,3% 
EUR/GBP                   0,8558        -0,0%        0,8563     0,8560   -3,3% 
USD/JPY                   144,19        -0,2%        144,66     144,40  +10,0% 
GBP/USD                   1,2729        +0,1%        1,2705     1,2733   +5,2% 
USD/CNH (Offshore)        7,2547        +0,4%        7,2491     7,2240   +4,7% 
Bitcoin 
BTC/USD                30.360,01        -1,5%     30.807,44  30.952,04  +82,9% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settlem.         +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  71,56        69,79         +2,5%      +1,77   -9,8% 
Brent/ICE                  76,63        76,25         +0,5%      +0,38   -7,9% 
GAS                               VT-Settlem.                  +/- EUR 
Dutch TTF                  35,71        35,41         +0,8%      +0,30  -56,2% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag         +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.925,23     1.925,97         -0,0%      -0,74   +5,6% 
Silber (Spot)              23,15        22,96         +0,8%      +0,19   -3,4% 
Platin (Spot)             919,60       919,30         +0,0%      +0,30  -13,9% 
Kupfer-Future               3,77         3,79         -0,4%      -0,02   -1,5% 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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July 05, 2023 10:02 ET (14:02 GMT)