Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Auf eine leichtere Eröffnung stellen sich Marktteilnehmer an den europäischen Börsen am Freitag ein. Der XDAX liegt mit 13.896 Punkten minimal unter dem Xetra-Schlussstand vom Vortag. Beim Euro-Stoxx-50 sieht es ähnlich aus. An der Wall Street war es zu einem scharfen Rückschlag gekommen, der den DAX am Vortag schon mit nach unten gerissen hatte. In den USA folgte der Euphorie Ernüchterung: Nach der kräftigen Erholung vom Mittwoch unmittelbar nach der Sitzung der US-Notenbank nahmen die US-Börsen am Donnerstag ihren Abwärtstrend wieder auf mit einem Minus von mehr als 1.000 Punkten im Dow-Jones-Index.

Unter Druck standen wieder einmal vor allem Technologiewerte, die Nasdaq-Indizes knickten um über 5 Prozent ein. Technik- und Wachstumsaktien litten besonders unter der Zinserhöhung der US-Notenbank, weil sie als besonders zinsempfindlich gelten. Google, Apple und Microsoft verloren um 5 Prozent, Amazon und Facebook um 7 Prozent.

"Mit etwas Abstand bewerten Anlegerinnen und Anleger die Zinsentscheidung der US-Notenbank jetzt anders als im unmittelbaren Nachgang", sagt Thomas Altmann von QC Partners. Die Börsianer trauten der Fed im Moment mehrheitlich nicht zu, dass sie gleichzeitig die Inflation bekämpfen und die Wirtschaft vor einem heftigen Absturz bewahren kann. Die Fed räume der Inflationsbekämpfung Vorrang ein. "Das Ergebnis ist dann ein simultaner Ausverkauf am Aktien- und Rentenmarkt", so Altmann.

Die Rendite der 10-jährigen US-Bonds kletterte wieder über die magische Marke von 3 Prozent. Aktuell liegt sie bei 3,05 Prozent. "Das scheint für einige Anleger zu einer Neugewichtung des Aktien-Bond-Verhältnisses zu führen", kommentiert ein Händler. Es sei weltweit mit weiteren Renditesteigerungen zu rechnen, die Aktien immer uninteressanter machten. Die Rendite europäischer Langläufer liegt eng an den jüngsten Jahreshochs.

Der sonst meist mit Spannung erwartete US-Arbeitsmarktbericht dürfte am Nachmittag kaum eine Rolle spielen, weil er nach einer gerade erst stattgefundenen Fed-Zinsentscheidung kommt. Weil die Fed Bezug auf einen sehr starken und knappen Arbeitsmarkt genommen hat und die Lohnstückkosten zuletzt um fast 12 Prozent nach oben geschossen waren, werden entsprechende Daten nun auch im Arbeitsmarktbericht bereits erwartet.


  Adidas senkt Prognosen -  Krones, Jungheinrich und Gea mit guten Zahlen 

Im Blick steht weiter die Berichtssaison. Gespannt sind Marktteilnehmer auf die Reaktion bei Adidas nach Vorlage der Quartalsdaten. "Es ist nicht ganz offensichtlich, inwieweit die Belastung durch China schon eingepreist ist", sagt ein Händler. Adidas habe die Umsatz- und Gewinnerwartung für das Gesamtjahr wie erwartet an den unteren Bereich der Erwartungsspanne gesenkt, "ist damit aber immerhin noch innerhalb der Spanne geblieben". Dass die Corona-Lockdowns in China zu massiven Belastungen führen werden, sei dem Markt klar gewesen. Adidas gehen vorbörslich ein halbes Prozent tiefer um.

Nach wie vor immer noch gute Zahlen kommen von deutschen Zyklikern der zweiten und dritten Reihe. Als gut werden die Daten zum ersten Quartal von Krones (+1,8%) im Handel bezeichnet mit einem Rekord beim Auftragseingang. Dies gewähre eine Produktionsauslastung für viele Quartale und sichere den Umsatz, heißt es im Handel.

Sehr zufrieden werden die Zahlen zum ersten Quartal bei Gea zur Kenntnis genommen, die Aktie tendiert knapp behauptet. "Im Maschinenbau läuft es mit Aufträgen trotz aller Sorgen eigentlich rund". Wie auch bei Krones zu sehen, habe Gea stärkere Auftragseingänge als erwartet vorgelegt.

Jungheinrich (+2,5%) hat Umsatzzahlen im Rahmen der Erwartungen vorgelegt. Aber auch hier ist die operative Marge auf EBIT-Basis laut Händlern deutlich besser ausgefallen als erwartet.


  ING und Axa im Rahmen der Erwartungen 

Als grob im erwarteten Rahmen werden die Zahlen der holländischen ING Groep im Handel bezeichnet. Positiv sei das kleine Aktienrückkaufprogramm über 380 Millionen Euro, das man sich angesichts der hohen Kernkapitalquote von 14,9 Prozent leicht leisten könne. Negativ seien die hohen Rückstellungen für das Russlandgeschäft über 834 Millionen Euro. Dies habe zu einer Halbierung des Nettogewinns im ersten Quartal geführt.

Leicht positiv werden die Quartalszahlen des französischen Versicherers Axa im Handel kommentiert. Große Kursbewegungen werden daraufhin jedoch nicht erwartet, weil sie zumeist rund um die Erwartungen ausgefallen sind.

Als relativ gutes Zeichen für die Werbeindustrie sehen Händler die Zahlen von JCDecaux. Der Außenwerber und französische Konkurrent von Ströer hat am Vorabend Zahlen vorgelegt und dabei sowohl die hauseigene Prognose als auch die Konsenserwartungen übertroffen.


 
DEVISEN          zuletzt      +/- %   0:00 Uhr  Do, 17:04 Uhr   % YTD 
EUR/USD           1,0509      -0,3%     1,0541         1,0517   -7,6% 
EUR/JPY           137,20      -0,0%     137,27         137,05   +4,8% 
EUR/CHF           1,0375      -0,1%     1,0150         1,0374      0% 
EUR/GBP           0,8515      -0,2%     0,8530         0,8509   +1,3% 
USD/JPY           130,56      +0,3%     130,21         130,28  +13,4% 
GBP/USD           1,2343      -0,1%     1,2359         1,2362   -8,8% 
USD/CNH           6,7147      +0,5%     6,6826         6,6845   +5,7% 
Bitcoin 
BTC/USD        36.401,04      -0,1%  36.436,78      38.061,77  -21,3% 
 
 
 
ROHOEL           zuletzt  VT-Settl.      +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex         108,87     108,26      +0,6%           0,61  +48,4% 
Brent/ICE         111,62     110,90      +0,6%           0,72  +46,9% 
 
METALLE          zuletzt     Vortag      +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)     1.876,36   1.877,12      -0,0%          -0,76   +2,6% 
Silber (Spot)      22,38      22,53      -0,6%          -0,15   -4,0% 
Platin (Spot)     959,06     985,19      -2,7%         -26,13   -1,2% 
Kupfer-Future       4,27       4,29      -0,3%          -0,01   -4,1% 
 

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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May 06, 2022 02:30 ET (06:30 GMT)