FRANKFURT (Dow Jones)--Weiter in Rally-Laune zeigen sich Europas Börsen am Mittwochnachmittag. Der DAX setzt sich weiter von der 14.000er-Marke ab und springt um 3,5 Prozent auf 14.401 Punkte nach oben. Der Euro-Stoxx-50 legt um 3,9 Prozent auf 3.884 Punkte zu. Alle DAX-Werte notieren kräftig im Plus.

Eine Fülle guter Nachrichten treibt alle Börsen: Hoffnungen auf eine Verhandlungslösung im Ukraine-Krieg, kräftige Kursgewinne in den USA, die Hausse bei Chinas Technologie-Werten und der Anlagedruck bei Fondsmanagern. Die Zinserhöhung der US-Notenbank wird als ausgemacht betrachtet. Die Entspannung lässt auch den Ölpreis weiter fallen und dämpft damit Rezessionssorgen.


   Hongkong-Hausse und Ukraine-Hoffnung 

Für Hoffnung sorgen Verhandlungen zwischen Moskau und Kiew, auch wenn sich der Kenntnisstand dazu minütlich ändert. Sehr positiv aufgenommen wurde die Möglichkeit einer Neutralität der Ukraine nach dem Vorbild Schwedens oder Österreichs. Die Ukraine hat dies allerdings abgelehnt. Per Saldo sind sich Strategen zumeist einig, dass eine Neutralität nach drei Osterweiterungs-Runden der Nato ein weiteres Vordringen bis an die russischen Grenzen verhindern und einen Friedensschluss ermöglichen könnte.

Dazu werden Tech-Werte von einer Hausse in Hongkong getrieben. Dort legte der Hang-Seng-Index um über 9 Prozent zu. Europas Branchen-Index springt um 6,6 Prozent, Chip-Hersteller wie ASML sogar um 7,7 Prozent. Auslöser waren Berichte, wonach China seine Aktienmärkte stabil halten und Maßnahmen zur Ankurbelung des Wirtschaftswachstums ergreifen will. Die Regierung wolle eine Politik verfolgen, die die Kapitalmärkte begünstigt.


   Fondsmanager falsch positioniert vor Fed-Zinserhöhung 

Falsch positionierte Fondsmanager werden als weiterer Stützungsfaktor ausgemacht: Die Bank of America hatte am Dienstag nach der neuen Umfrage in der Branche mitgeteilt, die Cash-Quote sei auf 5,9 von 5,3 Prozent gestiegen. Bei den europäischen Teilnehmern sprang der Bargeld-Bestand sogar von 4,5 auf 5,6 Prozent - das ist die höchste Reserve seit 20 Jahren.

Die Sitzung der US-Notenbank am Abend mit der sicheren Zinserhöhung ist derweil eingepreist. Ohnehin wäre eine Erhöhung um 25 Basispunkte bei 7,9 Prozent Inflation nur ein "Mini-Zinsschritt gegen Maxi-Inflation", betont Marktstratege Jochen Stanzl von CMC Markets.

Fed-Präsident Jerome Powell werde dies wahrscheinlich als "einen riesigen Schritt" darstellen und dass man damit Entscheidendes zur Bekämpfung der Inflation geleistet habe. Die Erkenntnis daraus sei, auch "die Fed wird Verbraucher und Anleger nicht gegen die Entwertung der Kaufkraft schützen".

Banken gehören dank der Aussicht auf eine Normalisierung der Zinslandschaft zu den größten Gewinnern. Der Sektor legt um 5,1 Prozent zu. Einzelwerte wie Commerzbank sogar um 8,7 Prozent.


   China-Rally treibt Tech-Sektor - Autobranche kräftig erholt 

In Rally-Laune zeigt sich auch in Europa der Tech-Sektor. Von der Erholungshausse in Hongkong profitieren besonders Prosus (+24%). Die Aktie des Beteiligungsunternehmens mit rund 30 Prozent an Tencent war zuletzt im Sog des sehr schwachen Tencent-Kurses eingeknickt. Tencent schossen in Hongkong um über 20 Prozent nach oben. Auch andere Beteiligungsfirmen wie EQT springen um 12,5 Prozent.

Positive Aussagen helfen der Autobranche: Der Sektor in Europa gewinnt 5,4 Prozent: Sowohl BMW als auch VW erwarten im zweiten Halbjahr ein Nachlassen der Lieferprobleme bei Halbleitern. Dazu ließ BMW wissen, nur rund 2 Prozent des Umsatzes in Russland zu erzielen. Die neuen Aussagen zum Margenausblick von 7 bis 9 Prozent bei BMW treffen derweil die Analystenschätzungen.

BMW, VW und Mercedes-Benz steigen zwischen 3 und 5 Prozent. Bei Zulieferern wie Valeo und Continental geht es bis 8 Prozent, bei Faurecia um 11 Prozent höher.

Delivery Hero und Hellofresh profitieren von Short-Eindeckungen und springen bis zu 11 Prozent nach oben.


   Öl- und Versorger-Sektoren nicht gesucht  - Ölpreise fallen 

Einziger Verlierer in Europa ist der Sektor Öl&Gas mit minus 0,5 Prozent. Hier belastet die fortgesetzte Normalisierung der Ölpreise. In den USA sind die WTI-Öl-Kontrakte mit Lieferung in einem Jahr bereits unter 80 Dollar gefallen.

Die OMV will aus dem Öl- und Gasgeschäft aussteigen und sich bis zum Ende des Jahrzehnts verstärkt auf das Chemie- und Materialgeschäft konzentrieren. Die Aktien fallen um 4,3 Prozent.

Auch im DAX sind Eon und RWE mit bis zu 0,6 Prozent leicht im Minus. Die Zahlen für 2021 von Eon sind laut Metzler gemischt ausgefallen. Dazu komme, dass der langfristige Ausblick zwar bestätigt worden sei, aber potenzielle Risiken durch Politik und Regulierung nach der Ukraine-Krise sieht.

Inditex zeigen sich wenig verändert. "Sowohl Umsatz als auch Gewinn haben die Prognosen verfehlt", heißt es zu dem Textileinzelhändler. Andererseits sei der Margenausblick in Ordnung. Bereits am Vortag hatte der Markt negativ auf Umsatzzahlen vom schwedischen Konkurrenten H&M reagiert. Sie steigen aktuell um 2 Prozent.

Bei den Nebenwerten geben nach Zahlen Grand City Properties um 1,1 Prozent nach, Nagarro steigen um 9 Prozent. Der IT-Dienstleister hat 2021 aller Voraussicht nach über den eigenen Erwartungen abgeschlossen.


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Aktienindex              zuletzt      +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.884,16      +3,9%      146,05      -9,6% 
Stoxx-50                3.606,92      +2,5%       88,91      -5,5% 
DAX                    14.400,68      +3,5%      483,41      -9,3% 
MDAX                   31.293,15      +3,1%      939,13     -10,9% 
TecDAX                  3.235,90      +3,9%      121,57     -17,5% 
SDAX                   14.473,10      +3,1%      441,45     -11,8% 
FTSE                    7.276,43      +1,4%      100,73      -2,8% 
CAC                     6.590,65      +3,7%      235,65      -7,9% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       0,37                  +0,04      +0,55 
US-Zehnjahresrendite        2,17                  +0,02      +0,66 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %    Mi, 8:05  Di, 17:25   % YTD 
EUR/USD                   1,1009      +0,4%      1,0975     1,0951   -3,2% 
EUR/JPY                   130,30      +0,4%      129,77     129,50   -0,4% 
EUR/CHF                   1,0365      +0,5%      1,0313     1,0317   -0,1% 
EUR/GBP                   0,8411      +0,1%      0,8407     0,8393   +0,1% 
USD/JPY                   118,38      +0,0%      118,26     118,27   +2,8% 
GBP/USD                   1,3090      +0,4%      1,3056     1,3047   -3,3% 
USD/CNH (Offshore)        6,3704      -0,2%      6,3613     6,3950   +0,3% 
Bitcoin 
BTC/USD                40.797,23      +3,3%   39.482,96  39.208,94  -11,8% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settl.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  95,88      96,44       -0,6%      -0,56  +28,8% 
Brent/ICE                  99,16      99,91       -0,8%      -0,75  +28,7% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.910,88   1.916,53       -0,3%      -5,65   +4,5% 
Silber (Spot)              24,64      24,88       -1,0%      -0,25   +5,7% 
Platin (Spot)           1.007,40     985,38       +2,2%     +22,03   +3,8% 
Kupfer-Future               4,59       4,50       +2,0%      +0,09   +2,9% 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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March 16, 2022 11:06 ET (15:06 GMT)