FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Börsen haben nach einem volatilen Handel am Donnerstag mit leichten Abgaben geschlossen. Die geldpolitische Entscheidung der EZB sorgte für Schwankungen. Das Maßnahmenpaket der EZB lag im Rahmen der Erwartungen; dieses umfasste unter anderem eine Erhöhung des Volumens des Pandemie-Notfallprogramms PEPP um 500 Milliarden Euro sowie eine Verlängerung der Laufzeit. Wie erwartet wurde der Einlagensatz bei minus 0,50 Prozent bestätigt.

Allerdings drückte ein anziehender Euro zeitweise stärker auf die Notierungen. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat den Weg für eine weitere Aufwertung des Euro freigemacht. Sie erklärte, dass der Euro-Kurs kein Politikziel der EZB darstelle. Einige Teilnehmer hatten darauf spekuliert, dass Lagarde gegen die jüngste Euro-Stärke verbal intervenieren werde. Ein weiter steigender Euro könnte damit zunehmend zum Problem für die Börsen werden. Gegen Handelsende kam der Euro von den Hochs aber wieder zurück. Der DAX verlor 0,3 Prozent auf 13.296, der Euro-Stoxx-50 gab 0,2 Prozent auf 3.522 nach.


   Bankensektor schwach mit Aussicht auf steigende Überschussliquidität 

Für den Bankensektor ging es um 2 Prozent nach unten. Während die EZB das PEPP-Programm erhöht hat, blieb der Freibetragsmultiplikator im Staffelzinssystem unverändert bei sechs. In der Folge nannte Bankenpräsident Hans-Walter Peters die Entscheidung nicht überzeugend. "Mit den zusätzlichen Käufen wird die Überschussliquidität der Banken einen weiteren Sprung nach oben machen. Über die Negativzinsen fließt dann immer mehr Geld von den Banken direkt an die EZB", hieß es.

Neben der EZB blieb auch das Ringen zwischen Großbritannien und der EU um ein Handelsabkommen nach dem Brexit ein wichtiges Thema. Hier lief die Uhr erbarmungslos ab, nachdem diverse vermeintlich letzte Fristen bereits verstrichen und immer wieder verlängert worden waren. Eine Einigung war weiter ungewiss, auch wenn EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Premierminister Boris Johnson beteuerten, bis Sonntag eine Lösung anzustreben. Allerdings waren beide Seiten laut von der Leyen noch "weit auseinander".

Der Reisekonzern Tui hat in seinem Geschäftsjahr 2019/20 wegen der Corona-Krise weniger als halb so viel umgesetzt wie im Vorjahr und einen Milliardenverlust geschrieben. Wegen der weiter grassierenden Pandemie konnte Tui weiter keine verlässliche Prognose zum Umfang der Reiseaktivität 2021 abgeben. Tui sackten um 5,5 Prozent ab.


   Hellofresh haussieren nach Prognoseanhebung 

Umso besser lief es in der Corona-Krise beim Kochboxenanbieter Hellofresh. Er hat die Jahresprognose angehoben. Für das Umsatzwachstum werden nun währungsbereinigt 107 bis 112 Prozent erwartet nach zuvor 95 bis 105 Prozent. Für 2021 rechnet Hellofresh mit einem Umsatzplus zwischen 20 und 25 Prozent und einer Marge zwischen 9 und 12 Prozent. Die Aktie machte einen Sprung von 15 Prozent. Delivery Hero lagen mit plus 3 Prozent ebenfalls gut im Markt.

Für die Aktie des Online-Einzelhändlers Ocado ging es an der Londoner Börse nach dem Zwischenbericht dagegen um 7,2 Prozent nach unten. Dies dürfte vor allem auf Gewinnmitnahmen zurückzuführen gewesen sein, nachdem die Aktie seit Jahresbeginn um 80 Prozent gestiegen war. Ocado hat das EBITDA-Ziel für das laufende Jahr auf mindestens 70 Millionen Pfund erhöht von bislang mehr als 60 Millionen. Im Konsens wurden bislang 63 Millionen Pfund erwartet.

Für Bertrandt verlief 2020 alles andere als positiv, seit Jahresbeginn hat der Kurs 30 Prozent eingebüßt. Nach Geschäftsausweis fiel die Aktie um weitere 4,5 Prozent. Nach einer Prognoseanhebung ging es für Jost Werke dagegen um 4,6 Prozent nach oben.


   Wacker Chemie stimmt Verkauf von Siltronic zu 

Wacker Chemie schlossen 3,4 Prozent im Minus, während es für Siltronic 3,4 Prozent auf 129,80 Euro nach oben ging. Der Großaktionär Wacker Chemie hat dem Verkauf der Tochter Siltronic an das taiwanische Unternehmen Global Wafers für 125 Euro je Aktie zugestimmt. Dieser Preis wird als Übernahmeangebot auch den freien Aktionären geboten. Am Markt war von Spekulationen über eine Erhöhung des Gebots die Rede.

In der dritten Reihe schossen Formycon um 15,7 Prozent nach oben auf 53,20 Euro, nachdem Hauck & Aufhäuser (H&A) das Kursziel massiv auf 75 Euro angehoben hatte. Anders als bei anderen Mitteln soll der Wirkstoff von Formycon die Wiederinfektion durch Coronaviren komplett verhindern. "Formycon scheint das Puzzle gelöst zu haben", hieß es dazu von H&A.


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Index                   Schluss-  Entwicklung  Entwicklung   Entwicklung 
                           stand      absolut         in %          seit 
                                                            Jahresbeginn 
Euro-Stoxx-50          3.522,31        -6,71        -0,2%         -6,0% 
Stoxx-50               3.099,95        -2,14        -0,1%         -8,9% 
Stoxx-600                393,15        -1,75        -0,4%         -5,5% 
XETRA-DAX             13.295,73       -44,53        -0,3%         +0,4% 
FTSE-100 London        6.599,76       +35,47        +0,5%        -13,0% 
CAC-40 Paris           5.556,15        +9,33        +0,2%         -7,1% 
AEX Amsterdam            618,77        -0,95        -0,2%         +2,4% 
ATHEX-20 Athen         1.853,66       -52,82        -2,8%        -19,3% 
BEL-20 Brüssel         3.679,33       -15,59        -0,4%         -7,0% 
BUX Budapest          41.103,01      +427,12        +1,1%        -10,8% 
OMXH-25 Helsinki       4.568,66       -25,84        -0,6%         +8,2% 
ISE NAT. 30 Istanbul   1.495,33       +14,23        +1,0%         +7,7% 
OMXC-20 Kopenhagen     1.398,74        -8,17        -0,6%        +23,2% 
PSI 20 Lissabon        4.774,19       +18,99        +0,4%         -8,1% 
IBEX-35 Madrid         8.182,30       -53,00        -0,6%        -14,3% 
FTSE-MIB Mailand      21.915,51       -54,08        -0,2%         -6,5% 
RTS Moskau             1.404,68       +32,21        +2,3%         -9,3% 
OBX Oslo                 835,49        -0,22        -0,0%         -0,9% 
PX  Prag                 976,64       -13,69        -1,4%        -12,5% 
OMXS-30 Stockholm      1.907,09       -19,33        -1,0%         +7,6% 
WIG-20 Warschau        1.984,00       -10,12        -0,5%         -7,7% 
ATX Wien               2.653,56       -16,42        -0,6%        -15,5% 
SMI Zürich            10.415,76       -14,26        -0,1%         -1,9% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite      -0,60                   0,01      -0,84 
US-Zehnjahresrendite        0,93                  -0,01      -1,75 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %    Do, 8:30  Mi, 18:14    % YTD 
EUR/USD                   1,2120     +0,32%      1,2095     1,2071    +8,1% 
EUR/JPY                   126,40     +0,33%      126,38     125,99    +3,7% 
EUR/CHF                   1,0759     +0,13%      1,0753     1,0751    -0,9% 
EUR/GBP                   0,9116     +0,82%      0,9076     0,9022    +7,7% 
USD/JPY                   104,29     +0,02%      104,50     104,36    -4,1% 
GBP/USD                   1,3296     -0,49%      1,3325     1,3379    +0,3% 
USD/CNH (Offshore)        6,5407     +0,13%      6,5367     6,5301    -6,1% 
Bitcoin 
BTC/USD                18.172,01     -2,07%   18.341,96  18.407,75  +152,0% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settl.       +/- %    +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex                  47,25      45,52       +3,8%       1,73   -15,7% 
Brent/ICE                  50,77      48,86       +3,9%       1,91   -16,1% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag       +/- %    +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)             1.837,87   1.839,80       -0,1%      -1,94   +21,1% 
Silber (Spot)              24,01      23,98       +0,2%      +0,04   +34,5% 
Platin (Spot)           1.027,33   1.005,33       +2,2%     +22,00    +6,5% 
Kupfer-Future               3,58       3,51       +1,9%      +0,07   +26,5% 
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December 10, 2020 12:19 ET (17:19 GMT)