FRANKFURT (Dow Jones)--Mit Abgaben sind Europas Aktienmärkte am Mittwoch aus dem Handel gegangen. Der DAX fiel um 0,5 Prozent auf 16.023 Punkte und näherte sich der 16.000er-Marke im späten Verlauf bis auf zwei Punkte an. Für den Euro-Stoxx-50 ging es um 0,5 Prozent auf 4.323 Punkte nach unten.

Dem Markt fehlten klare Impulse, auch die mit Spannung erwarteten Aussagen von US-Notenbankpräsident Jerome Powell erbrachten nichts Neues. Der Schreck seit der Gewinnwarnung von Lanxess saß der Chemie-Branche noch in den Knochen. Ohne diese marktschweren Titel fiel es den Aktienindizes schwer, zu steigen. Dazu kamen nun weitere Gewinnwarnungen von konjunkturnahen Unternehmen. Auch ein düsterer Konjunkturausblick für Deutschland vom Ifo-Institut belastete.


   US-Zinspolitik mit Powell im Fokus - UK vor großer Zinserhöhung 

Im Blick stand erneut die US-Geldpolitik mit der halbjährlichen Anhörung von Fed-Chairman Powell vor einem Ausschuss des Repräsentantenhauses. Er wiederholte aber nur seine Positionen von der jüngsten Zinsentscheidung und erklärte die Zinspause laut der vorbereiteten Stellungnahme damit, das Wirken der bisherigen Zinserhöhungen in der Wirtschaft beobachten zu wollen. Spätere Zinserhöhungen werden dadurch nicht ausgeschlossen, bei den Technologie-Werten kam es daher zu Verkäufen. Der zinssensitive Sektor fiel in Europa um 1,5 Prozent.

In Europa schaute man auf die Inflationsdaten aus Großbritannien vor der Sitzung der Bank of England (BoE) am Donnerstag. Die Strategen von Davy Research betonten, die Verbraucherpreise hätten mit plus 8,7 Prozent "schon wieder deutlich" über Erwartung gelegen. Die Kerninflation steige sogar wieder - selbst eine überraschend starke Zinserhöhung um 50 Basispunkte auf dann 5,0 Prozent sei daher denkbar.


   ifo sieht noch schwärzer für Deutschland 

Noch schwärzer für die deutsche Konjunktur sieht das Ifo-Institut in der neuesten Wirtschaftsprognose. Es senkte die Erwartungen für 2023 und 2024 weiter ab. Entsprechend standen konjunkturnahe Titel wie die Chemie-Industrie weiter unter Druck. Statt wie bisher nur mit einem leichten Abschwung von 0,1 Prozent rechnet das Ifo nun mit einem Minus im deutschen Bruttoinlandsprodukt (BIP) in diesem Jahr von 0,4 Prozent. Der private Konsum dürfte wegen der hohen Inflation sogar um 1,7 Prozent fallen.


   Reihenweise Gewinnwarnung bei Konjunkturfirmen 

Die Serie von Gewinnwarnungen aus konjunkturnahen Sektoren in Europa setzte sich fort: Verpackungshersteller Mayr-Melnhof (-5,6%) hat wegen schwacher Absätze die Prognose gesenkt. Das Unternehmen sieht im ersten Halbjahr nur ein operatives Ergebnis zwischen 90 bis 110 Millionen Euro, im Vorjahr war es mit 285 Millionen Euro mehr als das Doppelte. Die Jefferies-Analysten sprachen daher von einem historischen Volumenrückgang in Europa wegen hoher Lagerbestände und einer schwachen Konsumnachfrage.

Dazu kamen schlechte Nachrichten vom US-Logistik-Konzern Fedex. "Was nicht bestellt wird, wird auch nicht verpackt und verschickt", sagte ein Händler. Der Mitbewerber der Deutschen Post (-2,6%) hat im vergangenen Quartal einen Umsatzeinbruch um 10 Prozent erlitten. Eine schnelle Erholung erwartet er nicht wegen Inflation, höheren Zinsen und der Verlangsamung des Welthandels.

Chemie-Titel standen mit wenigen Ausnahmen weiter auf der Verliererseite. Allerdings habe der Druck seit dem Lanxess-Schock etwas abgenommen, hieß es im Handel. BASF fielen um 0,1 Prozent, Lanxess um weitere 1,2 Prozent. Nur Covestro kletterten um weitere 3,6 Prozent, nachdem sie schon am Dienstag mit Übernahmespekulationen um fast 13 Prozent zugelegt hatten.

Noch schwächer im Markt lag der sehr konjunkturabhängige Subindex der Rohstoffaktien mit einem Abschlag von 1,5 Prozent.

Die Begebung einer Wandelanleihe schickte SGL Carbon um 5,6 Prozent nach unten. Anleger verkauften die Aktie, um die Anleihe ins Depot zu nehmen.


   Autowerte profitieren nur zeitweise von Zulassungsplus 

Der europäische Auto-Sektor hielt sich dank guter Zulassungszahlen zunächst recht gut, bevor auch ihn die Konjunktursorgen belasteten. Der Branchenverband Acea berichtete, der Automarkt in Europa habe im Mai an Fahrt gewonnen. Die Pkw-Neuzulassungen stiegen um 18,2 Prozent. VW gaben dennoch um 0,9 Prozent nach, da der laufende Kapitalmarkttag wenig Neues brachte.

Adidas stiegen nach einer Anhebung auf "Buy" von "Neutral" durch die UBS um 4,3 Prozent und waren damit der Spitzenreiter im DAX.

Beim Cloud-Spezialisten Cancom ging es um 4,2 Prozent aufwärts nach der Ankündigung eines Aktienrückkaufs über fast 10 Prozent des Kapitals.


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Index                  Schluss-  Entwicklung  Entwicklung    Entwicklung 
.                         stand      absolut         in %           seit 
.                                                          Jahresbeginn* 
Euro-Stoxx-50          4.322,75       -20,39        -0,5%         +14,0% 
Stoxx-50               3.967,68       -15,40        -0,4%          +8,7% 
Stoxx-600                457,01        -2,31        -0,5%          +7,6% 
XETRA-DAX             16.023,13       -88,19        -0,5%         +15,1% 
FTSE-100 London        7.559,18       -10,13        -0,1%          +1,6% 
CAC-40 Paris           7.260,97       -33,20        -0,5%         +12,2% 
AEX Amsterdam            759,16        -3,93        -0,5%         +10,2% 
ATHEX-20 Athen         3.076,80       +13,24        +0,4%         +36,7% 
BEL-20 Bruessel        3.559,13       -25,54        -0,7%          -3,8% 
BUX Budapest          50.120,79      +291,63        +0,6%         +14,5% 
OMXH-25 Helsinki       4.445,99       -80,85        -1,8%          -6,2% 
ISE NAT. 30 Istanbul   5.787,49       -73,18        -1,2%          -2,7% 
OMXC-20 Kopenhagen     2.025,15        -7,27        -0,4%         +10,4% 
PSI 20 Lissabon        6.041,44       -39,93        -0,7%          +4,8% 
IBEX-35 Madrid         9.436,40        -3,40        -0,0%         +14,7% 
FTSE-MIB Mailand      27.609,37       +33,26        +0,1%         +16,3% 
OBX Oslo               1.113,60        -5,36        -0,5%          +2,2% 
PX  Prag               1.312,59        -6,88        -0,5%          +9,2% 
OMXS-30 Stockholm      2.265,63       -15,53        -0,7%         +10,9% 
WIG-20 Warschau        2.076,16        +9,38        +0,5%         +15,9% 
ATX Wien               3.130,20        -9,45        -0,3%          +1,7% 
SMI Zuerich           11.173,65       -42,26        -0,4%          +4,1% 
* zu Vortagsschluss 
 
DEVISEN               zuletzt        +/- %   Mi, 8:22  Di, 17:14   % YTD 
EUR/USD                1,0952        +0,3%     1,0911     1,0908   +2,3% 
EUR/JPY                155,59        +0,8%     154,67     154,12  +10,9% 
EUR/CHF                0,9802        -0,0%     0,9804     0,9801   -1,0% 
EUR/GBP                0,8600        +0,5%     0,8552     0,8560   -2,8% 
USD/JPY                142,08        +0,5%     141,94     141,27   +8,4% 
GBP/USD                1,2734        -0,2%     1,2764     1,2744   +5,3% 
USD/CNH (Offshore)     7,1821        -0,0%     7,1984     7,1842   +3,7% 
Bitcoin 
BTC/USD             29.873,23        +6,1%  28.801,16  26.759,85  +80,0% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settlem.      +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex               72,62        71,19      +2,0%      +1,43   -8,5% 
Brent/ICE               76,94        75,90      +1,4%      +1,04   -8,1% 
GAS                            VT-Settlem.               +/- EUR 
Dutch TTF               37,60        38,71      -2,9%      -1,11  -53,9% 
 
METALLE               zuletzt       Vortag      +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.931,98     1.936,36      -0,2%      -4,38   +5,9% 
Silber (Spot)           22,75        23,23      -2,1%      -0,48   -5,1% 
Platin (Spot)          948,83       967,50      -1,9%     -18,68  -11,2% 
Kupfer-Future            3,92         3,88      +0,9%      +0,03   +2,7% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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June 21, 2023 12:08 ET (16:08 GMT)