Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag nach einer schwachen Eröffnung schnell auf Erholungskurs eingeschwenkt. Er folgt damit den sehr freundlichen Vorgaben von der Wall Street. Die Bäume dürften aber laut Marktbeobachtern vorerst nicht in den Himmel wachsen, sind doch die Blicke auf die Zwischenwahlen in den USA gerichtet. Diese werden über den künftigen Spielraum von US-Präsident Joe Biden entscheiden. Das spreche für eine abwartende Haltung,

Welchen Einfluss die Wahlergebnisse auf die Aktien haben werden, wird sich dann am Mittwoch zeigen. Die Prognosen sagen voraus, dass die Republikaner in mindestens einer der beiden Kammern die Mehrheit übernehmen werden. Das lässt einen Stillstand in der US-Politik befürchten. Die nächste Bewährungsprobe für die Börse steht dann am Donnerstag an, wenn US-Inflationsdaten veröffentlicht werden. Diese könnten einen Fingerzeig dafür geben, ob der nächste Zinsschritt des Fed wirklich "nur" bei 50 Basispunkten liegen wird, statt wie zuletzt üblich 75 Basispunkte.

Der SMI als wichtigster Schweizer Aktienindex gewinnt um 11 Uhr 0,43 Prozent auf 10'796,72 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewinnt 0,47 Prozent auf 1634,99 und der breite SPI 0,50 Prozent auf 13'804,95 Zähler. Von den 30 Blue Chips stehen nur sieben im Minus.

In den beiden Luxusgüteraktien Richemont (-1,0%) und Swatch (-3,4%) werden die China-Hoffnungen nun endgültig ausgepreist. Die beiden Papiere hatten zuletzt immer wieder von den Spekulationen auf ein mögliches Ende der Null-Covid-Strategie in China profitiert. Einer baldigen Lockerung haben die Granden der kommunistischen Partei aber zuletzt eine Absage erteilt.

Zudem hat der für die CS zuständige Analyst über beiden Valoren den Daumen gesenkt. Für Richemont gab es ein tieferes Kursziel, für Swatch wurde die Empfehlung gar direkt von "Outperform" auf "Underperform" gesenkt und das Kursziel halbiert.

Verkauft werden auch andere zyklische Valoren wie ABB (-0,3%) oder Schindler (-0,1%).

Deutlich nach oben geht es dafür mit verschiedenen "Jahresverlierern" wie Straumann (+2,8%), Sonova (+2,7%), Logitech (+2,4%), Geberit (+1,6%) oder Ams-Osram (+1,2%).

Auch VAT (+1,6%) zählen zu dieser Kategorie und setzten die vor zwei Tagen initiierte Erholung fort. Gestützt werden die Papiere von einer Studie der ZKB. Der zuständige Autor denkt, dass die dem Sektor bevorstehende Durststrecke nun weitgehend im Kurs des Chip-Zulieferers reflektiert ist.

Givaudan (+0,5%) kommen dafür nicht so recht auf Touren. Händler verweisen auf die am Vorabend publizierten Zahlen des Mitbewerbers IFF. Die Amerikaner hatten Givaudan punkto Wachstum hinter sich gelassen, gleichzeitig aber die Umsatz- und Gewinnprognose gesenkt. Das impliziere einen weitere Eintrübung der Geschäfte im letzten Jahresviertel, sagten Analysten.

Bei den Finanzwerten greifen die Anleger einzig bei Julius Bär zu, die sich um 1,2 Prozent verteuern. Die Valoren der Grossbanken UBS (-0,3%) und Credit Suisse (-1,0%) werden hingegen liegengelassen.

Swiss Re (+0,3%) reagieren kaum auf die Zahlen des Mitbewerbers Munich Re. Diese konnte sich trotz Hurrikan-Schäden in den schwarzen Zahlen halten.

Das SMI-Plus kommt mit freundlicher Unterstützung der drei defensiven Schwergewichte zustande: Roche (+0,6%), Novartis (+0,4%) und Nestlé (+0,7%) ziehen im Einklang mit dem Gesamtmarkt an.

Im breiten Markt klettern die Aktien des Elektronikkomponenten-Hersteller Lem um 5,1 Prozent. Die Westschweizer haben Halbjahreszahlen vorgelegt und die Erwartungen der Analysten deutlich übertroffen.

PSP notieren nach Zahlen 0,6 Prozent fester. Der Reingewinn der Immobiliengesellschaft ist in den ersten neun Monaten des Jahres wegen der tieferen Portfolioaufwertung um ein Drittel zurückgegangen.

Idorsia fallen hingegen um 2,2 Prozent zurück. Das Biotechunternehmen hat Studiendetails zu seinem Bluthochdrucksenker Aprocitentan vorgestellt. Diese seien gut, seien aber auch nicht überragend ausgefallen, erklärten Marktbeobachter.

ra/rw