Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt setzt zu Beginn des Monats Mai den Negativtrend des Aprils fort und gibt am Montag weiter nach. Die Märkte seien weiterhin sehr angespannt angesichts der vielen Unsicherheiten, heisst es. Dies zeige auch der Kurstaucher im SMI, zu dem es rund eine Stunde nach Handelsbeginn quasi aus dem Nichts kam. Dabei sackte der Leitindex plötzlich um mehr als zwei Prozent ab. Händler erklärten dies dann mit einem "Fat Finger Trade", einer Fehleingabe, an der Börse in Stockholm. Dies habe europaweit zu Kursabschlägen geführt. Manche Blue Chips büssten dabei vorübergehend rund zehn Prozent ein. Die Tatsache, dass sich Schweden relativ nahe am Kriegsgeschehen befinde, habe sicherlich zusätzlich dazu beigetragen. Nach einigen Minuten konnte sich der SMI wieder auf über 12'000 Punkte erholen.

Die Anleger dürften nun aber noch vorsichtiger vorgehen. "Der heutige Kursschock hat gezeigt wie schnell es gehen kann", sagt ein Händler. Daher dürften sich die Marktteilnehmer vor der Bekanntgabe des Zinsentscheids der US-Notenbank Fed nun erst recht zurückhalten. Das Fed könnte den Leitzins angesichts der auf den höchsten Stand seit Anfang der 1980er Jahren gestiegenen Inflation nicht nur um 50 Basispunkte (BP) erhöhen, wie dies Fedchef Jerome Powell angedeutet habe, sondern gleich um 75 BP, wird am Markt befürchtet. In den kommenden Monaten dürften weitere Schritte folgen. Dies weckt zunehmend Konjunktursorgen. "Und wenn es dann noch zu solchen Ereignissen wie heute kommt, reagieren die Märkte eben schon etwas panisch", sagt ein Händler.

Der SMI, der kurzzeitig bis auf 11'864 Zähler gefallen ist, notiert um 11.20 Uhr um 0,92 Prozent tiefer auf 12'017,16 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verliert 1,22 Prozent auf 1852,26 Punkte und der breite SPI 1,03 Prozent auf 15'443,01 Zähler. Bei den 30 Blue Chips geben 27 nach und nur drei legen zu.

Sämtliche Sektoren verbuchen Kurseinbussen. Die einzelnen Aktien können sich aber rasch wieder über den Tiefstkursen einpendeln. Dabei spielten firmenspezifische Faktoren eine eher geringere Rolle, sagt ein Händler. Dabei liegen Schindler (-3,5%) und Partners Group (-3,8%) am stärksten im Minus. Julius Bär und Credit Suisse fallen um je 2,6 Prozent. UBS büssen 1,6 Prozent ein.

Unter Druck stehen auch die Aktien der der Technologiefirmen VAT (-2,4%) und AS Osram (-2,1%), des Elektrokonzerns ABB (-2,2%) und der Luxusgüterhersteller Richemont (-2,0%) und Swatch (-1,3%).

Die Papiere der Medizintechnikunternehmen Straumann (-1,9%) und Sonova (-1,5%) sind ebenfalls klar tiefer. Sonova notierte kurzzeitig gar um 12 Prozent im Minus.

Am besten halten sich Temenos (+1,73%). Am Markt halten sich die Spekulationen um eine Übernahme des Softwarehauses. Allerdings sind nicht alle Marktteilnehmer davon überzeugt, dass der Private Equity Gesellschaft Thoma Bravo eine Übernahme gelingt. "Dafür müssten sie schon noch eine grössere Schippe drauflegen", sagt ein Händler.

Gut halten sich auch die als defensiv geltenden Swisscom (+0,4%). Sie notierten mit 583,30 Franken kurzzeitig gar auf dem höchsten Stand seit November 2014.

Mit Nestlé (-0,1%) hält sich ein weiteres defensives Schwergewicht vergleichsweise gut. Auch Roche (-0,5%) sind besser als der Gesamtmarkt.

Am breiten Markt verlieren die Anteile von Dormakaba 2,3 Prozent. Der Schliesstechnikkonzern verkauft wie geplant sein Metallhohltüren-Geschäft Mesker in den USA und verbucht aber in diesem Zusammenhang einen Abschreiber von 64 Millionen Franken.

Die Aktien des Flughafen Zürich sind um 0,7 Prozent im Minus. Der Flugverkehr am Flughafen hat im April deutlich Auftrieb erhalten, die Zahl der Starts- und Landungen liegt aber immer noch unter dem Vorcorona-Wert zurück. Die Erholung könnte wegen des Ukrainekriegs, einer möglichen konjunkturellen Abschwächung und wegen der steigenden Energiepreise gebremst werden, sagt ein Händler.

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