Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag eine wahre Berg- und Talfahrt erlebt. Nach enttäuschenden US-Inflationsdaten sackte der Leitindex SMI am Nachmittag um über 200 Punkte auf ein neues Jahrestief ab, drehte aber bis Börsenschluss mit einer steigenden US-Börse wieder zurück ins Plus.

Die im September nur leicht zurückgegangene US-Teuerung verstärkte bei den Anlegern weltweit die Angst vor weiteren Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed. Bereits in dem am Mittwochabend veröffentlichten Protokoll der jüngsten Fed-Sitzung hatten sich die US-Notenbanker entschlossen gezeigt zur weiteren Bekämpfung der hohen Teuerung. Sie würden dabei bewusst auch eine Rezession in Kauf nehmen, befürchten Marktbeobachter.

Der SMI schloss um 0,28 Prozent im Plus bei 10'227,90 Zählern, nachdem er am Nachmittag ein neues Jahrestief von 10'011 Punkten gesetzt hatte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, legte 0,60 Prozent auf 1532,07 Punkte zu und der breite SPI stieg 0,18 Prozent auf 13'076,82 Punkte. Von den SLI-Werten schlossen 21 im Plus, acht im Minus und einer unverändert.

Die deutlichsten Tagesgewinne entfielen auf die seit Wochen stark schwankenden Aktien der angeschlagenen Grossbank Credit Suisse (+6,4%), nachdem diese am Tag davor noch deutlich nachgegeben hatten. Auch die Aktien der Konkurrentin UBS (+3,5%) konnten stark zulegen. Steigende Zinsen können die Erträge von Finanzunternehmen positiv beeinflussen. Am Freitag stehen indes erste Quartalszahlen von US-Grossbanken an.

Auch die Aktien der Privatbank Julius Bär (+2,1%) schlossen fester ebenso wie die Versicherungswerte Swiss Re (+1.4%) und Swiss Life (+0,8%). Die im laufenden Jahr sehr schwachen Aktien des Privatmarkt-Spezialisten Partners Group (+1,9%) konnten deutlich zulegen.

Kräftig im Plus schlossen auch die Aktien des Chipherstellers AMS-Osram (+3,7%). Zulegen konnten zudem die Aktien des PC-Zubehörherstellers Logitech (+2,6%). Die Analysten von Kepler Chevreux bekräftigten ihre Kaufempfehlung für die Titel trotz eines verhaltenen Ausblicks auf das wichtige Weihnachtsgeschäft. Die Aktien seien aber derzeit attraktiv bewertet, geben sich die Experten überzeugt.

Deutlich im Plus schlossen auch einige typische Zykliker wie die Titel des Personalvermittlers Adecco (+2,9%) und des Industriekonzerns ABB (+2,8%). Gewinne gab es zudem für die Aktien des Bankensoftware-Spezialisten Temenos (+2,2%).

Sika (+0,7%) schlossen nach einer positiven Sektorstudie von Barclays moderat fester. Die Analysten der britischen Bank unterstrichen darin das mittelfristige Wachstumspotenzial des Bauchemieherstellers.

Bei den SMI-Schwergewichten gingen nur Roche (+0,1%) leicht fester aus dem Handel, Novartis (-0,3%) schlossen schwächer. Den ganzen Tag über lasteten zudem deutliche Abgaben von Nestlé (-1,1%) auf den Indizes, der Kurs des Lebensmittelriesen sank am Nachmittag gar auf ein neues Jahrestief.

Schwächer schlossen auch Zykliker wie die Titel des Logistikers Kühne+Nagel und des Luxusgüterherstellers Richemont (je -0,2%). Auch mit den Aktien des Duft- und Aromenherstellers Givaudan (-1,8%) ging es trotz einer freundlichen Studie der Analysten von Bryan Garnier deutlich abwärts.

Grösste Verlierer im SMI/SLI waren die im laufenden Jahr bereits stark gesunkenen Titel des Vakuumventilherstellers VAT (-3,2%). Der Zulieferer für die Chipindustrie hatte am Morgen seine Zahlen für das dritte Quartal vorgelegt, wobei vor allem der Ausblick auf das kommende Jahr nicht überzeugen konnte, wie es bei Analysten hiess. Auch geplante Investitionskürzungen beim weltgrössten Chiphersteller TSMC hätten Sorgen mit Blick auf die Branche bei den Anlegern hervorgerufen, hiess es.

Am breiten Markt sprangen die Aktien des Biotech-Unternehmens Obseva (+8,6%) nach positiven Nachrichten eines Partnerunternehmens nach oben. Die Aktien des Flughafen Zürich (+2,7%) gingen nach den jüngsten Verkehrszahlen ebenfalls klar fester aus dem Handel.

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