Zürich (awp) - Die Schweizer Aktienbörse tendiert am Freitagvormittag meist schwächer. Die Einbussen haben sich nach einem verhaltenen Start erst im Verlauf ausgeweitet. Gewinnmitnahmen bei grossen US-Technologiewerten hätten die Anleger beunruhigt, sagt ein Händler. Dazu komme, dass der Anstieg der Nasdaq zuletzt fast nur noch von den Schwergewichten getragen worden sei. Und eine rückläufige Marktbreite sei oftmals Vorbote einer Korrektur, heisst es dazu bei Raiffeisen. Zudem würden die Märkte manchmal nach dem Hexensabbat (dem grossen Verfallstermin an der Eurex, der heute ansteht) ihre Richtung ändern, meint ein Händler.

Auch die unerwartet schwachen Einkaufsmanagerindizes (PMI) aus der Eurozone hätten die Anleger etwas aufgeschreckt, heisst es weiter. Die Stimmung in den Unternehmen der Eurozone hat sich im Juni deutlich verschlechtert, wie der von S&P Global ermittelte PMI signalisiert. Dieser sank um 1,4 Punkte auf 50,8 Zähler. Analysten hatten dagegen mit einer leichten Aufhellung gerechnet. Der Rückschlag deute darauf hin, dass sich die Wirtschaft im Euroraum nur langsam erholen werde, heisst es bei der Commerzbank. Nun würden manche Marktteilnehmer hierzulande auch die Zinssenkung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) vom Vortag eher als negatives Konjunktursignal interpretieren, sagt ein anderer Händler.

Der Leitindex SMI fällt bis um 11.10 Uhr um 0,71 Prozent auf 12'042,41 Punkte. Damit ist der bisherige Wochengewinn wieder ausradiert. Der SLI, der die 30 wichtigsten Titel umfasst, büsst 0,81 Prozent ein auf 1947,03 und der breit gefasste SPI 0,69 Prozent auf 16'007,00 Zähler. Im SLI verlieren 27 Titel an Wert und nur drei legen zu.

An der Spitze der Verlierer stehen zyklische Werte mit einem stattlichen Kursgewinn im laufenden Jahr. Dazu zählen Holcim (-3,1%), ABB (-2,4%), VAT (-1,5%), Logitech (-1,3%) und SGS (-0,9%) sowie die Medtechtitel Straumann (-1,0%), Sonova (-1,3%) und Alcon (-0,4%). Auch Sika (-1,0%) geben nach. Zur Schwäche bei ABB dürfte zudem die Deutsche Bank beigetragen haben. Sie hat das Rating für den Elektrotechnikwert auf "Sell" von "Hold" gesenkt.

Ebenfalls weit unten auf der Kurstafel stehen die Aktien von Richemont (-1,3%) und auch Swatch (-0,4%) verlieren weiter an Wert. Im Gegensatz zu Swatch hat der Titel des Genfer Konkurrenten 2024 bisher rund einen Fünftel an Wert hinzugewonnen. Da Richemont anders als die Zeitmesser in allen Preisklassen herstellende Swatch Group auf das oberste Preissegment fokussiert ist, gilt die Firma auch als weniger konjunktursensitiv.

Auch Geberit (-0,6%) können sich dem allgemeinen Abwärtstrend nicht entziehen. Allerdings erhalte der Sanitärtechniker von der Ankündigung eines neuen Aktienrückkaufprogramms, das im 3. Quartal beginnen soll, etwas Support, heisst es am Markt.

Gewinnmitnahmen gibt es auch bei den Banken UBS (-1,9%) und Julius Bär (-1,7%). Auch die Versicherungen Swiss Re, Swiss Life und Zurich stimmen in den Abwärtstrend ein, wie Einbussen zwischen 0,8 und 0,3 Prozent zeigen.

Auf der anderen ziehen Roche GS (+0,6%) und Roche Inhaber (+0,5%) sowie Givaudan (+0,2%) an. Damit entwickeln sich Roche wiederum besser als die anderen Schwergewichte Novartis (-0,1%) und Nestlé (-0,7%).

Im breiteren Markt sind Baloise (+0,3%) gefragt, nachdem Cevian die Beteiligung an dem Versicherer auf 5,113 von 3,124 Prozent erhöht hat. Dies weckt laut Händlern Spekulationen auf weitere Zukäufe durch den aktivistischen Investor.

Gekauft werden zudem Dottikon ES (+2,2% auf 257,50 Fr.). Mehrheitsaktionär Markus Blocher hat 75'000 Aktien zu 260 Franken je Aktie bei einem bestehenden, langfristig orientierten Investor platziert und so den Free Float um 0,54 Prozentpunkte erhöht. "Ein höherer Free Float bedeutet mehr Liquidität und das ist auch positiv für die Aktien", sagt ein Händler.

Dagegen kommt es bei Molecular Partners (-7,4%) nach dem Höhenflug zu Gewinnmitnahmen.

pre/tv