Zürich (awp) - Am Schweizer Aktienmarkt setzt sich der Abwärtstrend der letzten Wochen am Dienstag mit beschleunigtem Tempo fort. Seit seinem Hoch im August bei 12'573 Punkten steht für den SMI damit ein Minus von mehr als 1000 Zählern zu Buche. Die letzten vier Handelswochen hat der Index denn auch allesamt mit Abgaben beendet. Entsprechend angeschlagen ist auch das charttechnische Bild für den hiesigen Markt.

Als Auslöser für den aktuellen Abverkauf nennen Marktteilnehmer vor allem den jüngsten Zinsanstieg in den USA. Dort hatten die Renditen der 10-jährigen US-Bonds zuletzt die Marke von 1,5 Prozent geknackt und waren damit auf den höchsten Stand seit Juni gestiegen. Das wirkt sich oft eher dämpfend auf Technologieaktien aus. Gleichzeitig ziehen auch die Ölpreise weiter an. So kostet etwa die Sorte Brent erstmals seit drei Jahren mehr als 80 US-Dollar je Fass. Und auch andere Brennstoffe verbuchen Preisanstiege, was wiederum die Sorgen vor einer steigenden Inflation befeuert. Darüber hinaus bleibt die Lage um den chinesischen Bauträger Evergrande mit Risiken behaftet und die möglichen Auswirkungen sind schwer abschätzbar.

Der SMI fällt gegen 11.05 Uhr um 1,19 Prozent auf 11'552,52 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsst 1,47 Prozent ein auf 1888,12 und der breite SPI 1,42 Prozent auf 14'940,14 Zähler. Im SLI stehen 25 Verlierern drei Gewinner gegenüber. Novartis und Zurich sind unverändert.

Gerade mit Blick auf die weiter steigenden Rohstoffpreise und der anziehenden Inflation dürfte die Rede von EZB-Chefin Christine Lagarde zur Eröffnung der Notenbankkonferenz ein wichtiger Punkt auf der Tagesagenda an diesem Dienstag sein. Auch Fed-Chef Jerome Powell wird sich im Laufe des Tages zu Wort melden.

Beim Blick auf die grössten Verlierer wird deutlich, dass Investoren erneut umschichten und vor allem bei den bislang grössten Favoriten in diesem Jahr ihre Gewinne versilbern. So sacken etwa Partners Group um 4,5 Prozent ab. Straumann, Kühne+Nagel und auch Sonova folgen mit Abgaben zwischen 4,4 und 2,5 Prozent. Sie alle haben mindestens 50 Prozent in diesem Jahr hinzugewonnen.

Die mit Abstand grössten Abgaben weisen allerdings die Logitech-Aktien auf, die um annähernd 7 Prozent abrutschen. Auslöser ist ein sehr zurückhaltender Kommentar von Morgan Stanley zur Begründung einer Abstufung auf "Underweight". Das Kursziel haben die Experten um ein Drittel gekappt. So zeigten die jüngsten Datenpunkte, dass der Rückenwind schneller abflaue als erwartet, und die Vergleichsbasis werde sehr anspruchsvoll.

Mit -2,9 Prozent zählen auch AMS zu den grösseren Verlierern. Sie folgen damit den insgesamt schwächeren Branchenvorgaben aus den USA, wo der Rendite-Anstieg speziell Technologieaktien etwas stärker belastet hat. Zudem bestehen am Markt Sorgen über anhaltende Lieferengpässe.

Dass der Markt nicht noch deutlicher im Minus notiert, verdankt er vor allem den beiden Pharmaschwergewichten Novartis, die unverändert sind, und Roche, die um 0,6 Prozent weniger stark als der Markt fallen. Dem stehen allerdings Abgaben von 1,4 Prozent beim dritten Index-Schwergewicht Nestlé gegenüber.

Positive Vorzeichen weisen die UBS (+0,5%), Julius Bär und die Swiss Re auf (beide +0,1%). Auch Zurich (unverändert), Swiss Life (-0,5%) und CS (-0,6%) halten sich etwas besser als der Gesamtmarkt. Finanzwerte gehören - anders als Techwerte - zu den Profiteuren steigender Zinsen.

Wie breit angelegt die Umschichtung am Markt ist, zeigt sich auch in den hinteren Reihen. Auch hier trennen sich Anleger im grossen Stil von den Aktien, die einen starken Lauf hatten. Dazu zählen etwa VAT, Comet, Sensirion und auch Bachem und Dottikon, die aktuell zwischen 4,4 und 7,7 Prozent verlieren.

Nach positiv aufgenommenen Studienergebnisse vom Partner NRx ziehen Relief unterdessen um 6 Prozent an.

hr/rw