Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt bewegt sich auch zur Wochenmitte im Rückwärtsgang. Am Markt heisst es, mit der Reise von Nancy Pelosi nach Taiwan in einer Zeit angespannter Beziehungen zwischen den USA und China sei die Risikoaversion der Investoren wieder gestiegen. "Als wenn die Welt mit dem Ukraine-Krieg nicht schon einen geopolitischen Krisenherd zu viel auf dem Zettel hätte - die Sorge vor einem weiteren in Asien ist an der Börse deutlich spürbar", kommentiert ein Händler. Doch auch die weiter laufende Berichtssaison, die anhaltende Energiekrise sowie immer wieder uneinheitlich ausfallende Makro-Daten stellten Börsianer derzeit vor Herausforderungen.

Zur Wochenmitte sind es vor allem Konjunkturdaten, die das Geschehen bestimmen. So sind etwa hierzulande die Konsumentenpreise nicht weiter gestiegen. "Die Schweizer Inflationsentwicklung wird mittlerweile weltweit mit Erstaunen verfolgt", heisst es bei der VP Bank. "Während in den meisten Ländern die Teuerungsraten regelrecht explodieren, bleiben sie in der Schweiz auf verhältnismässig niedrigem Niveau." Zuvor hat bereits der chinesische Einkaufsmanagerindex im Juli für eine positive Überraschung gesorgt, in Europa sind sie uneinheitlich ausgefallen. Zudem steht ein Treffen der Opec+ auf dem Plan. Entschieden werden soll über die kurzfristige Fördermenge. Gerade in Zeiten einer unsicheren Energieversorgung gewinnt die Sitzung an Bedeutung.

Der SMI notiert gegen 11 Uhr um 0,26 Prozent tiefer bei 11'089,19 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, tritt mit -0,01 Prozent auf der Stelle bei 1720,77 und der breite SPI sinkt um 0,17 Prozent auf 14'382,35 Zähler. Im SLI kommen auf 16 Gewinner 14 Verlierer.

Mit einem Minus von 1,4 Prozent zählen Givaudan-Aktien zu den grössten Verlierern. Nachdem die Titel in der Vorwoche noch einer der grössten Gewinner unter den Blue Chips waren, sicherten sich Investoren erst einmal die kurzfristigen Kursgewinne, heisst es am Markt.

Neben den weniger konjunktursensiblen Givaudan trennen sich Anleger noch von weiteren weniger zyklischen Werten. So stehen auch Swisscom (-1,5%) und die drei Schwergewichte Nestlé, Novartis und Roche mit Abgaben von bis zu 0,8 Prozent auf den Verkaufslisten. Swisscom werden am morgigen Donnerstag über den jüngsten Geschäftsverlauf informieren.

Allerdings haben auch verschiedene Zykliker zur Wochenmitte einen erschwerten Stand. ABB (-0,6%) Sika (-0,4%) und auch Schindler und Geberit (beide -0,2%) werden allesamt gemieden.

Unter den grösseren Verlierern sind zudem einmal mehr die Aktien der CS (-0,7%) zu finden. Sie knüpfen damit an den Abwärtstrend vom Vortag an, als sie mit einem Kursrutsch von mehr als 6 Prozent der mit Abstand grösste Verlierer unter den Blue Chips waren. Aktuell sorgt eine neu ausgesprochene Verkaufsempfehlung durch Goldman Sachs für neuerlichen Druck. Bereits am Vortag hatten Ratingagenturen mit vorsichtigen Kommentaren Investoren verschreckt.

Die CS bilden damit ein Ausnahme unter den grösseren Finanzwerten im SLI. So gewinnen Julius Bär, Swiss Life, Partners Group, Zurich, Swiss Re und die UBS bis zu 1,2 Prozent hinzu. Am Morgen hatten verschiedene internationale Grössen wie der Versicherer AXA oder die Banken Société Générale und Commerzbank Zahlen vorgelegt, die ganz gut am Markt ankommen.

Aufwärts geht es nach den jüngsten Kurseinbrüchen auch für AMS Osram (+3,4%). Am Markt wird von einer Gegenbewegung auf die Kursschwäche der letzten Tage gesprochen. Zudem hat der Chiphersteller Infineon mit seinen Zahlen überzeugt.

Das Nachrichtenaufkommen wird zur Wochenmitte aber durch Werte aus der zweiten Reihe bestritten. So sind Oerlikon-Aktien (+5,4%) nach starken Zahlen gesucht. Auch GAM (+1,6%) gewinnen nach Zahlen hinzu. Bei Meier Tobler (+6,1%) sorgt ein Analystenkommentar für gute Stimmung.

Dem stehen Abgaben von 5,6 Prozent bei der Versandapotheke Zur Rose gegenüber. Die Titel radieren damit einen Gutteil der Vortagesgewinne (+8,5%) aus, als sie in einem Medienbericht als Übernahmekandidat genannt wurden.

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