Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat an diesem Donnerstag den bislang schwächsten Handelsstart in dieser Woche verzeichnet. Die jüngsten Aussagen der US-Notenbank Fed haben bereits die Börsen in Übersee belastet, was für negative Vorgaben sorgt. Zudem sei die Nervosität unter den Investoren wieder deutlich erhöht, heisst es im Handel.

Die US-Währungshüter haben in ihren Minutes Signale für eine Verringerung ihrer aufgeblähten Bilanz gegeben. So halten die meisten Mitglieder eine Änderung der Reinvestionspolitik im Jahresverlauf für angemessen. Das habe den Markt tendenziell etwas auf dem falschen Fuss erwischt, heisst es. Die erhöhte Nervosität begründen Händler mit dem für diesen Donnerstag geplanten Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping. Zuletzt waren Sorgen vor einem möglichen Handelskrieg wieder hochgekocht. Zu guter Letzt verweisen Händler noch auf Aussagen, wonach die US-Steuerreform womöglich später kommen könnte, als bislang antizipiert.

Der Swiss Market Index (SMI) verliert gegen 09.30 Uhr 0,52% auf 8'595,19 Punkten. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, fällt um 0,57% auf 1'362,79 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,51% auf 9'586,82 Zähler. Von den 30 wichtigsten Titeln notieren 27 im Minus und drei im Plus.

Besonders deutlich bekommen die Bankaktien die Unsicherheit der Investoren nach den Fed-Minutes zu spüren. Für die Papiere von Credit Suisse, UBS und auch Julius Bär geht es am Index-Ende zwischen 1,6 und 1,1% abwärts. Händler verweisen auch auf Aussagen von Gary Cohn, den Wirtschaftsberater im Weissen Haus. Dieser habe sich für eine Aufspaltung der grossen Banken in Investmentbanken- und Kreditbankenteil ausgesprochen. Damit propagiert der frühere Goldman-Sachs-Manager den Glass-Steagall Act, der in der "Grossen Depression" verabschiedet worden war und 1999 unter Präsident Bill Clinton aufgehoben wurde.

Daneben fallen auch Zykliker wie Dufry, Adecco (beide -1,1%) und LafargeHolcim (-0,8%) überdurchschnittlich stark. Beim Reisedetailhändler Dufry reagieren Investoren damit eher verschnupft auf die Tatsache, dass das Unternehmen künftig zwar alle Geschenke-Shops auf den vier Kreuzfahrtschiffen der spanischen Reederei Grupo Pullmantur betreiben wird. Bei der Vergabe der Konzessionen in Hongkong scheint der Konzern dagegen leer ausgegangen zu sein.

Dass sich die Aktien der Swiss Life (+0,1%) und der Swiss Re (-0,1%) dem insgesamt schwächeren Trend tendenziell widersetzen können, liegt an Analystenkommentaren. Bei der Swiss Life empfehlen die Experten von Kepler Cheuvreux die Titel nun zum Kauf, während die Analysten von Barclays bei der Swiss Re ihr Votum auf Equal Weight erhöht haben.

Wenig Unterstützung liefern derweil die drei Schwergewichte Novartis, Roche und Nestlé die zwischen 0,5% und 0,6% tiefer notieren. Novartis hatte zuvor mitgeteilt, seine Forschungspipeline in der Augenheilkunde durch eine Einlizensierung zu erweitern.

Nestlé wiederum könnte am Nachmittag verstärkt in den Fokus rücken, wenn an der Generalversammlung der langjährige CEO und VR-Präsident Peter Brabeck das Zepter bzw. das Präsidentenamt an den früheren CEO Paul Bulcke übergeben wird.

Wenig beeindruckt zeigen sich zudem die Aktien des Baustoffkonzerns Sika (-0,4%). Der französische Konzern Saint-Gobain hat am Morgen die Laufzeit der Kaufverträge mit der Familie Burkhard bis zum 31.12.2017 verlängert.

Im breiten Markt fallen aus der Gesundheitsbranche die Aktien Molecular Partners (-1,0%) zurück, nachdem drei Venture Capital-Firmen ihre Anteile an dem Biotechunternehmen gesenkt haben.

Die Papiere von Basilea (-0,5%) sind nach einem freundlichen Start ins Minus gedreht. Das Unternehmen hat ein Update zu seiner Produktpipeline gegeben.

Nach dem Kurssprung vom Vortag gehören auch die Papiere von Myriad (-2,7%) an diesem Morgen zu den deutlichen Verlierern.

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