Zürich (awp) - Einmal mehr haben die anhaltenden Sorgen die Märkte fest im Griff und sorgen auch am Schweizer Aktienmarkt am Donnerstag für Kursverluste. Die zaghafte Erholung zu Wochenbeginn habe sich als Trugschluss erwiesen, heisst es mehr oder weniger einstimmig aus dem Handel. Ausgelöst wurde der neuerliche Ausverkauf durch schwache Geschäftszahlen aus dem US-Einzelhandelssektor. Damit wurde die übliche Spirale in Gang gesetzt, dass sich Anleger nun um die weitere Inflationsbekämpfung der US-Notenbank Fed sorgen und dass diese damit womöglich die Wirtschaft abwürgen könnte. Denn letztlich sei es die steigende Inflation, die zu einer spürbaren Kaufzurückhaltung unter Konsumenten führe, heisst es am Markt.

"Ich habe gestern (Mittwoch) gesagt, dass der Optimismus auf dem Markt nicht von Dauer sein würde, weil die Einzelhandelsumsätze in den USA in dieser Woche nicht auf eine Verlangsamung der Inflation hindeuteten, und was Jerome Powell in dieser Woche auf einer Konferenz sagte, war nichts, was die Anleger normalerweise gerne hören würden", fasst eine Händlerin zusammen. Fed-Chef Powell sagte in dieser Woche, dass die US-Notenbank über das hinausgehen würde, was ein neutraler Zinssatz sein könnte, um die Inflation zu zähmen. Doch zum jetzigen Zeitpunkt wisse niemand, wo der neutrale Zinssatz liege, nicht einmal die Zentralbanker hätten eine Ahnung davon, so die Expertin weiter. Die Folge war, dass etwa der US-Markt den grössten Einbruch seit fast zwei Jahren erlebte.

Der SMI fällt gegen 09.20 Uhr um 1,64 Prozent zu auf 11'389,08 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verliert 1,72 Prozent auf 1767,24 und der breite SPI 1,67 Prozent auf 14'610,96 Zähler.

Alle 30 SLI-Titel sacken zwischen 0,5 Prozent (Roche) und 3,5 Prozent (VAT) ab. Vor allem das Minus von 3,3 Prozent bei Nestlé belastet den Gesamtmarkt. Ein negativer Bernstein-Kommentar lastet ebenso auf den Aktien wie die schwachen Daten aus den USA.

Nachrichten liefert Julius Bär (-2,9%) mit einem Geschäfts-Update. Die Privatbank hat in den ersten vier Monaten 2022 die negative Marktentwicklung und die gestiegene Unsicherheit zu spüren bekommen und verzeichnet bei ihren Vermögen einen leichten Nettoabfluss.

hr/rw