Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt knüpft zum Wochenstart nahtlos an die Verluste der letzten Wochen an. Investoren seien mit Blick auf die aktuelle Notenbank-Woche ohnehin schon nervös, heisst es am Markt. So steht die US-Notenbank Fed am Mittwoch auf der Agenda, bevor einen Tag später die SNB folgt. Bereits seit längerem wird an den Märkten die Reduzierung der Anleihekäufe durch Fed und EZB diskutiert, kommentieren Börsianer. Investoren erwarten denn auch vom Fed ein deutliches Signal für ein Zurückfahren der milliardenschweren Anleihenkäufe. Dazu gesellen sich aktuell Sorgen um die Entwicklung in China.

"Die zunehmenden regulatorischen Eingriffe der chinesischen Regierung in vielen Sektoren belasten die Wirtschaft", heisst es in einem Kommentar. Wichtige Frühindikatoren wie die Einkaufsmanagerindizes seien bereits unter die Expansionsschwelle gefallen. "Die massiven Probleme beim zweitgrössten Immobilienentwickler Evergrande verstärken die Sorgen vor einem breiteren Verschuldungsproblem im Immobiliensektor, der für rund 25 Prozent des BIP verantwortlich ist." Währenddessen warnten die Aufsichtsbehörden erneut, dass Evergrandes Schulden über 300 Milliarden US-Dollar das Finanzsystem Chinas destabilisieren könnten. "Ob es zu einer staatlichen Rettung kommt, ist noch unklar", meint ein Händler.

Der SMI sackt gegen 11.10 Uhr um 1,56 Prozent ab auf 11'749,12 Punkte. So tief hat der Leitindex letztmals im Juni notiert. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsst 1,81 Prozent ein auf 1925,65 und der umfassende SPI um 1,60 Prozent auf 15'227,30 Punkte. Alle 30 SLI-Titel bis auf Logitech geben nach.

Die Vorgänge in China seien bis anhin von der westlichen Welt eher ignoriert worden. "Nach dem heutigen 'Washout' dürfte es denn auch zu einer Gegenbewegung kommen, so dass ein Ausnützen der etwas höheren Volatilität im Sinne einer 'Buy the dips'-Strategie kein schlechter Ratgeber ist", heisst es von Händlerseite zum aktuellen Ausverkauf.

Die Sorgen um den chinesischen Bauträger Evergrande hinterlassen vor allem bei den Grossbanken ihre Spuren. So sacken sowohl UBS als auch die CS um mehr als 4 Prozent ab. Laut Marktteilnehmer belasten die Befürchtungen vor einem Kollaps des chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande. Auch europaweit verlieren Bankentitel an Wert. Anleger sorgen sich, die Krise könnte sich auch auf andere Unternehmen ausweiten.

Neben den Grossbanken werden auch Julius Bär sowie die Versicherer Swiss Life, Swiss Re und Zurich aus den Depots entfernt. Die Titel tauchen zwischen 4,0 und 2,1 Prozent ab.

Negative Nachrichten aus China haben denn auch einmal mehr einen belastenden Effekt auf die beiden Uhrenhersteller Richemont (-3,8%) und Swatch (-3,4%). Bei Swatch kommt zudem der heute erfolgende Ausschluss aus dem Leitindex SMI hinzu.

Aber auch von Zyklikern wie Holcim (-4,0%), Schindler (-3,1%) oder ABB (-2,2%) trennen sich die Anleger in dem aktuellen Umfeld verstärkt. Beim Baustoffhersteller Holcim haben sich gleich zwei Analysehäuser zurückhaltend geäussert, was den Verkaufsdruck verstärke.

Dass der aktuelle Abverkauf eher breit gestützt ist, zeigt sich auch bei den Verlusten der weniger konjunktursensiblen Vertreter der Gesundheits- und Lifescience-Branche Straumann, Vifor, Alcon, Sonova und Novartis, für die es zwischen 2,3 und 1,4 Prozent abwärtsgeht. Bei Novartis reagiere der Markt etwas verschnupft auf eine neu ausgesprochene Verkaufsempfehlung der Deutschen Bank.

Die anderen beiden Schwergewichte Roche (-1,1%) und Nestlé (-0,6%) halten sich etwas besser als der Gesamtmarkt.

Tatsächlich im Plus notieren aktuell lediglich Logitech (+0,3%). Der Spezialist für Computerzubehör ist seit dem heutigen Montag statt Swatch im SMI enthalten.

In den hinteren Reihen stechen Santhera mit einem Minus von 18 Prozent hervor. Das Unternehmen hat sich neue Mittel beschafft. Dem stehen Gewinne von jeweils etwa 5 Prozent bei Adval Tech und der BC Jura gegenüber.

hr/ra