NEW YORK (Dow Jones)--Die Zinsentscheidung der US-Notenbank am Mittwochabend (MESZ) rückt näher und Anleger an der Wall Street trauen sich nicht aus der Deckung. Der Dow-Jones-Index stagniert bei 35.454 Punkten, S&5-500 und Nasdaq-Composite verlieren 0,1 bzw. 0,2 Prozent. Der Optimismus der Vortage mit der längsten Gewinnserie seit rund sechs Jahren scheint zum Erliegen zu kommen. Händler machen dafür auch gute Gründe aus: Gerade die luftigen Höhen bei den Indexständen ließen Anleger vor der Fed-Entscheidung vorsichtiger agieren. Denn als Grundlage des Optimismus fungierte die Annahme, dass es der Fed trotz ihres Zinserhöhungszyklus gelingen werde, der US-Konjunktur eine weiche Landung ohne Rezession zu bescheren. Zudem setzt eine Mehrheit der Marktteilnehmer auf das Erreichen des Zinsgipfels in den USA nach der als sicher eingepreisten Zinserhöhung um weitere 25 Basispunkte.

Doch müssen diese Annahmen durch die Aussagen von US-Notenbankpräsident Jerome Powell am Abend untermauert werden. Sollte Powell weitere Zinserhöhungen andeuten, dürfte die Wall Street auf Talfahrt gehen, sind sich Händler ziemlich sicher. Denn dann müsste ein Teil des Optimismus in Sachen Konjunktur- und Zinsentwicklung ausgepreist werden.

"Eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte ist weitgehend eingepreist, daher dürfte dies den Markt nicht bewegen. Entscheidend sind die qualitativen Ansichten über die Fortschritte der Fed im Kampf gegen die Inflation", sagt Chefanalyst Tom Lee von Fundstrat. Er hält angesichts der wahrscheinlichen Fed-Kommentare und der Marktsituation eine Rally des S&P-500 von mehr als 1 Prozent für denkbar. Lee tippt somit auf eher taubenhafte Einlassungen von Powell.


   Berichtssaison macht Kurse 

Parallel zur Geldpolitik gilt es außerdem eine Flut an Geschäftszahlen zu verarbeiten: Sehr gut werden die Ergebnisse der Google-Mutter Alphabet aufgenommen, deren Aktie um 5,8 Prozent steigt. Umsatz und Nettogewinn im zweiten Quartal übertreffen die Erwartungen.

Licht und Schatten enthalten dagegen die Geschäftszahlen von Microsoft. Im vierten Geschäftsquartal lagen Umsatz und Ergebnis zwar über den Erwartungen von Analysten, doch verlangsamte sich das Wachstum aufgrund einer nachlassenden Software-Nachfrage. Microsoft geben um 2,6 Prozent nach.

Weitere Belastungen im Rüstungsgeschäft haben dem Flugzeughersteller Boeing im zweiten Quartal rote Zahlen beschert. Steigende Flugzeugbestellungen und -auslieferungen konnten die finanziellen Folgen dieser Probleme nicht ausgleichen. Der Konzern übertraf allerdings die Erwartungen, erhöhte seine Produktionsrate wie geplant und bestätigte den Cashflow-Ausblick. Der Kurs gewinnt knapp 6 Prozent.

Coca-Cola hat im zweiten Quartal vor allem von Preiserhöhungen profitiert. Der Getränkekonzern steigerte Gewinn und Umsatz stärker als erwartet und zeigte sich zuversichtlicher für das Gesamtjahr. Händler bemängeln, dass die Verbesserungen zu sehr auf Preisanhebungen basierten. Der Kurs sinkt um 0,6 Prozent.

AT&T sinken um 1,1 Prozent. Der Telekommunikationskonzern hat in der zweiten Periode die Erwartungen zu freiem Cashflow und bereinigtem Gewinn übertroffen. Der Umsatz blieb jedoch unter dem Konsens.

Snap brechen um 19,4 Prozent ein. Der Betreiber der Digitalplattform Snapchat hat zwar den Verlust im zweiten Quartal überraschend deutlich verringert und auch die Umsatzerwartung knapp übertroffen, doch enttäuscht der Ausblick.

Als enttäuschend wird auch der Ausblick von Texas Instruments (-5,5%) auf das dritte Quartal aufgenommen. Im zweiten hatte das Unternehmen besser abgeschnitten als erwartet. Positiver als gedacht schnitt die Kreditkartengesellschaft Visa (-0,5%) im dritten Geschäftsquartal ab. Beobachter bemängeln jedoch, dass das Wachstum des Zahlungsvolumens sich verlangsamt habe.

Ein Aktienrückkauf im Umfang von 30 Milliarden Dollar in Verbindung mit einer Dividendenerhöhung verhelfen Wells Fargo zu einem Kursanstieg um 2,3 Prozent. Die Aktie der Regionalbank Pacwest Bancorp springt um 28,4 Prozent nach oben, nachdem Banc of California (+2,5%) ihre Absicht zum Kauf des angeschlagenen Geldhauses bestätigt hat.

Allenfalls verhalten positiv wird bei Dish (-2,5%) gewertet, dass das Unternehmen ab dieser Woche sein Mobilfunkangebot Boost Infinite über Amazon (-1,2%) verkauft. Händler monieren die Rabatte, die eingeräumt werden.


   Dollar Spielball der Fed 

Am Devisenmarkt hat der Dollar ins Minus gedreht, der Dollarindex büßt nun 0,2 Prozent ein. Laut Analysten stützt die fest eingepreiste Zinserhöhung am Abend nicht mehr. Die ING-Analysten setzen dagegen auf einen steigenden Greenback. Es sei zu früh, nicht mehr auf weitere Zinsanhebungen zu setzen. Am Rentenmarkt passiert im Vorfeld des Fed-Entscheids nicht viel.

Die Ölpreise fallen indes, nachdem in den USA in der zurückliegenden Woche unerwartet ein Lageraufbau durch das American Petroleum Institute (API) gemeldet worden ist. Sollte die Fed weiteren Handelungsbedarf im Kampf gegen die Inflation sehen, dürften risikoreiche Anlagen wie Erdöl unter Druck geraten, warnen die ING-Analysten. Weiter steigende Zinsen bergen zudem die Gefahr, dass die Fed "überzieht" und die Konjunktur abwürgt, wie Händler mit Blick auf die Ölnachfrage mahnen.


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INDEX                 zuletzt        +/- %       absolut      +/- % YTD 
DJIA                35.453,73        +0,0%         15,66          +7,0% 
S&P-500              4.563,82        -0,1%         -3,64         +18,9% 
Nasdaq-Comp.        14.116,80        -0,2%        -27,75         +34,9% 
Nasdaq-100          15.495,65        -0,4%        -65,77         +41,7% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit              Rendite     Bp zu VT    Rendite VT      +/-Bp YTD 
2 Jahre                  4,91         +3,7          4,87           49,1 
5 Jahre                  4,16         -1,1          4,17           15,7 
7 Jahre                  4,03         -1,2          4,04            5,7 
10 Jahre                 3,87         -1,5          3,89           -0,5 
30 Jahre                 3,92         -1,0          3,93           -4,7 
 
DEVISEN               zuletzt        +/- %  Mi, 8:05 Uhr  Di, 17:33 Uhr   % YTD 
EUR/USD                1,1068        +0,1%        1,1050         1,1050   +3,4% 
EUR/JPY                155,37        -0,3%        155,89         155,82  +10,7% 
EUR/CHF                0,9552        -0,0%        0,9553         0,9557   -3,5% 
EUR/GBP                0,8566        -0,0%        0,8576         0,8590   -3,2% 
USD/JPY                140,39        -0,4%        140,94         141,01   +7,1% 
GBP/USD                1,2921        +0,1%        1,2888         1,2864   +6,8% 
USD/CNH (Offshore)     7,1513        +0,2%        7,1588         7,1333   +3,2% 
Bitcoin 
BTC/USD             29.280,29        +0,2%     29.254,77      29.192,77  +76,4% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex               79,13        79,63         -0,6%          -0,50   +0,4% 
Brent/ICE               83,02        83,64         -0,7%          -0,62   -0,2% 
GAS                            VT-Settlem.                      +/- EUR 
Dutch TTF               30,70        32,65         -6,0%          -1,95  -59,2% 
 
METALLE               zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.966,87     1.964,46         +0,1%          +2,41   +7,8% 
Silber (Spot)           24,64        24,73         -0,3%          -0,08   +2,8% 
Platin (Spot)          962,40       969,50         -0,7%          -7,10   -9,9% 
Kupfer-Future            3,88         3,91         -0,7%          -0,03   +1,5% 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/DJN/flf/ros

(END) Dow Jones Newswires

July 26, 2023 09:53 ET (13:53 GMT)