BERLIN (dpa-AFX) - Vor dem Flüchtlingsgipfel am Mittwoch haben Unicef Deutschland und 26 weitere Organisationen Bund, Länder und Kommunen dazu aufgefordert, ihrer Verantwortung bei der Versorgung von geflüchteten Menschen nachzukommen und dabei den Kinderschutz stärker zu berücksichtigen. "Der aktuell erhöhte Unterbringungsbedarf darf unter keinen Umständen dazu führen, dass der Schutz von geflüchteten Kindern und Jugendlichen gefährdet wird", heißt es in dem am Dienstag veröffentlichten gemeinsamen Appell.

Am Mittwoch soll bei einem Sondergipfel von Bund und Ländern beim Bundeskanzler über das weitere Vorgehen bei der Aufnahme von Flüchtlingen in Deutschland beraten werden. Zwischen Bund und Ländern ist vor allem die Finanzierung umstritten. Zuletzt war die Zahl der Asylerstanträge in Deutschland gestiegen.

In dem Appell heißt es weiter, viele der vor Kriegen, Konflikten und anderen Krisen geflohenen Kinder und Jugendliche müssten oftmals für eine längere Zeit in Unterkünften für geflüchtete Menschen leben, manche sogar Jahre. Häufig seien dort ihre Rechte auf Schutz, Teilhabe, Bildung, Spiel oder auch Privatsphäre eingeschränkt oder verletzt - vor allem, wenn Bundesländer und Kommunen bei der Aufnahme geflüchteter Menschen unter Druck stünden und es an Kapazitäten und Ressourcen mangele.

Im Jahr 2022 sind laut dem Appell 81 232 Asylerstanträge von Minderjährigen gestellt worden. Darüber hinaus befänden sich unter den schutzsuchenden Menschen aus der Ukraine 348 500 Kinder und Jugendliche. Zum Ende des Jahres 2022 lebten demnach zudem rund 27 900 unbegleitete minderjährige Geflüchtete in Einrichtungen der öffentlichen Kinder- und Jugendhilfe.

Eine dezentrale Unterbringung von Kindern und Jugendlichen in kleineren Wohneinheiten anstelle von Sammelunterkünften könne etwa dazu beitragen, den Kinderschutz zu sichern, heißt es weiter. Die Unterzeichner wiesen auch auf aktuelle Mängel bei der Versorgung und Unterstützung von unbegleiteten Minderjährigen hin. In einigen Bundesländern etwa würden sie vermehrt in Sammelunterkünften untergebracht, da nicht genügend Unterbringungsplätze in den Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe zur Verfügung stünden.

Den Appell unterzeichneten neben Unicef unter anderem SOS Kinderdorf, der Kinderschutzbund, terre des hommes und das Deutsche Rote Kreuz./vee/DP/ngu