Berlin (Reuters) - Der Softwareriese SAP ist trotz der anhaltenden Corona-Krise überraschend gut in das Jahr gestartet.

"Wir verzeichnen ein sehr starkes Wachstum bei allen unseren Anwendungen und stehen dabei erst am Anfang", teilte Konzern-Chef Christian Klein mit. Angesichts des Umsatzzuwachses von währungsbereinigt zwei Prozent auf 6,35 Milliarden Euro im ersten Quartal hob Klein den Ausblick für das Gesamtjahr leicht an.

Am Aktienmarkt kam der Optimismus am Mittwoch gut an: Mit einem Plus von mehr als fünf Prozent auf 117,88 Euro führte das Papier die Dax-Gewinner an. Bei der zweiten Prognosesenkung im Oktober war der Anteilsschein noch um ein Fünftel eingebrochen, erholt sich seither aber schrittweise. Die Quartalsergebnisse sollten dazu beitragen, dass Investoren ihre Zuversicht nach dem enttäuschenden dritten Quartal zurückerlangen, urteilten die Baader-Analysten. Dafür darf sich wohl auch das Personalkarussell im Top-Management nicht mehr so stark drehen wie in den letzten Monaten, als viele Führungskräfte ausgetauscht wurden.

SAP-Finanzchef Luka Mucic war voll des Lobes für den Jahresauftakt: "Wir hatten beim Auftragseingang für das Cloudgeschäft und die Softwarelizenzen das höchste Wachstum seit fünf Jahren und verzeichneten beim Betriebsergebnis (Non-IFRS) und bei der operativen Marge (Non-IFRS) den stärksten Anstieg seit zehn Jahren." Zwar belastet die Corona-Krise - vor allem die weltweiten Reisebeschränkungen - weiterhin das Geschäft des Walldorfer Unternehmenssoftwareanbieters, doch profitiert SAP zunehmend vom Trend zur Digitalisierung, die Firmen beim Gang in die Cloud aufs Tempo drücken lässt. Dies hilft beispielsweise der US-Tochter Qualtrics aber auch Konkurrenten wie Salesforce. Um bei Bankkunden künftig besser mit Cloud-Angeboten zu punkten, lagert SAP das Geschäft mit Finanzdienstleistungen in ein Joint-Venture mit der Beteiligungsgesellschaft Dediq aus.

Klein hat sich zum Ziel gesetzt, SAP langfristig in einen reinen Cloud-Anbieter zu wandeln und bietet den rund 400.000 Firmenkunden ein neues Programm zur umfassenden Geschäftstransformation ("SAP Rise") an. Damit will SAP mehr Kunden in die Cloud locken und zu einer Umstellung von Lizenzprodukten auf gemietete Anwendungen im Web bewegen. SAP sprach von einem "starken Start" für das Angebot. Der aktuelle Cloud Backlog - die vertraglich zugesicherten Clouderlöse in den nächsten zwölf Monaten - stieg währungsbereinigt um 19 Prozent auf 7,63 Milliarden Euro. Die Clouderlöse erhöhten sich um sieben Prozent auf 2,15 Milliarden Euro, weswegen SAP die untere Spanne bei der Umsatzprognose für die Clouderlöse wie auch Cloud- und Softwareerlöse 2021 leicht anhob. Trotzdem rechnet der Oracle-Konkurrent im besten Fall nur mit einem kleinen Plus im Vergleich zum Vorjahr, als der Cloud- und Softwareumsatz bei 23,7 Milliarden Euro lag.

Im vergangenen Jahr musste SAP-Chef Klein zweimal die Prognose kappen, was vor allem am Einbruch des traditionellen Geschäfts mit Softwarelizenzen lag. Diese entwickelten sich von Januar bis März mit einem Plus von elf Prozent überraschend stark. Das Betriebsergebnis erhöhte sich im ersten Quartal währungsbereinigt um 24 Prozent auf 1,74 Milliarden Euro. Die am Aktienmarkt stark beachtete operative Marge legte auf 27,4 Prozent zu. Im Gesamtjahr will SAP weiterhin ein Betriebsergebnis zwischen 7,8 und 8,2 Milliarden Euro erzielen. Dies ist trotz angezogener Handbremse bei den Ausgaben sowie weniger Geschäftsreisen, geringerer Gebäudekosten und virtueller Veranstaltungen weniger als im vergangenen Jahr, als es noch zu 8,28 Milliarden Euro gereicht hatte.

Weitere Details zum ersten Quartal wird SAP am 22. April veröffentlichen.