Frankfurt (Reuters) - Kursgewinne bei Luxusgüter-Herstellern haben Europas Börsen am Donnerstag gestützt.

Unsichere geldpolitische Aussichten zehrten allerdings an den Nerven der Anleger. Der Dax stand am Vormittag 0,1 Prozent niedriger bei 15.692 Punkten. Der EuroStoxx legte 0,2 Prozent zu auf 4343 Zähler.

Die US-Börsen hatten nach einem Auf und Ab letztlich schwächer geschlossen. Zwar stimmte der Rückgang der US-Teuerungsrate auf 5,0 Prozent die Anleger zunächst freudig, die hartnäckige Kerninflation verdarb die gute Laune allerdings wieder. "Das Ende des laufenden Zinserhöhungszyklus ist damit weiterhin offen", sagte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege beim Broker RoboMarkets. Auf die Stimmung drückte auch die Veröffentlichung der Fed-Protokolle. Demnach machten sich bei der Sitzung im März einige US-Währungshüter Sorgen bezüglich der jüngsten Banken-Probleme. Sie zogen deswegen eine Pause bei den Zinserhöhungen in Erwägung, bevor sie der Anhebung um 25 Basispunkte im vergangenen Monat zustimmten.

Auch die Europäische Zentralbank (EZB) beschäftigt die Unsicherheit im Finanzsektor. Insidern zufolge neigen die Ratgsmitglieder immer mehr zu einem kleineren Zinsschritt bei der kommenden geldpolitischen Sitzung im Mai. Die Diskussionen gingen in Richtung einer Anhebung um 0,25 Prozentpunkte, obgleich die Debatte noch nicht abgeschlossen sei, sagten fünf mit den Diskussionen vertraute Insider zur Nachrichtenagentur Reuters.

Am Devisenmarkt blieb der US-Dollar unter Druck. Der Euro schwang sich auf ein frisches Zwei-Monats-Hoch bei 1,1025 Dollar. Niedrigere Benzin- und Heizölpreise drückten die Inflation in Deutschland auf 7,4 Prozent und damit auf den tiefsten Stand seit August 2022. Bei den Rohstoffen gingen Anleger angesichts vorherrschender Rezessionssorgen auf Tauchstation. Der Preis für Rohöl der Sorte Brent verbilligte sich um bis zu 0,5 Prozent auf 86,89 Dollar je Fass. Gold blieb angesichts des schwächeren Dollars unterstützt und legte um 0,7 Prozent auf 2027 Dollar je Feinunze zu. Industriemetalle wie Kupfer, Aluminium und Zink zogen in der Hoffnung auf eine steigende Nachfrage aus China an.

LUXUSWERTE GLÄNZEN - LVMH AUF REKORDHOCH

Eine kräftige Erholung im China-Geschäft trieb auch die Aktien des Luxuskonzerns LVMH auf ein Rekordhoch und hellte die Stimmung im gesamten Sektor auf. Die Titel des französischen Konzerns mit bekannten Marken wie Louis Vuitton, Dior und Hennessy schnellten in Paris um fünf Prozent auf 878,20 Euro nach oben. Der Umsatz im Quartal war um 17 Prozent gestiegen. Vor allem bei Leder- und Modewaren seien die Erwartungen weit übertroffen worden, sagten die Analysten von Credit Suisse. Im Sog von LVMH gewannen die Aktien von Burberry, Hermes, Richemont, Moncler, Kering und FerragamoSFER.MI zwischen zwei und vier Prozent. Bei den deutschen Konsumwerten waren Boss, Adidas und Puma gefragt.

Technologiewerte flogen angesichts der unsicheren Konjunkturaussichten weltweit aus den Depots. Bei den Dax-Werten stand SAP mit einem Minus von 1,1 Prozent ganz oben auf der Verliererliste. Der europäische Sektorindex verlor 0,3 Prozent. Auch in Asien standen die wachstumsabhängigen Tech-Werte unter Druck. Anleger dort gingen auch angesichts der Spannungen im Taiwan-Konflikt in Deckung.

(Bericht von Anika Ross, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)