Er verlor 0,2 Prozent auf 12.954 Punkte. Sein europäisches Pendant EuroStoxx50 gab 0,1 Prozent auf 3563 Zähler nach. "Wir haben es mit einem ausgeglichenen Kräfteverhältnis zwischen Käufern und Verkäufern zu tun", sagte Marktanalyst Jochen Stanzl vom Brokerhaus CMC Markets. "Nun wittern die Bären ihre Chance, und wir könnten eine Korrektur an den Aktienbörsen vor uns haben." Als "Bären" werden an der Börse Pessimisten bezeichnet, Optimisten als "Bullen".

Ihre Argumente zogen die "Bären" nach Ansicht von Experten vor allem aus den zahlreichen politischen Brandherden wie im Nahen Osten, Nordkorea sowie in Italien. Dort wollen die rechtsextreme Lega und die populistische Fünf-Sterne-Bewegung eine Regierung bilden, und Experten erwarten deutlich steigende Staatsausgaben. "Massive Ausgabenerhöhungen und gleichzeitige Steuersenkungen sind ein gefährliches Experiment für Italien, welches auf einem großen Schuldenberg sitzt", warnte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Handelshaus AxiTrader. Anleger in Italien blendeten die Schuldenprobleme aber weitgehend aus, sie setzten darauf, dass niedrigere Steuern den Konsum und die Firmengewinne ankurbeln könnten. Der Leitindex in Mailand lag ein halbes Prozent im Plus.

Ansonsten herrschte Zurückhaltung an den europäischen Börsen. Dazu trug bei, dass die Konjunktur in Deutschland an Schwung verliert. Das Bruttoinlandsprodukt wuchs im ersten Quartal nur noch um 0,3 Prozent, so langsam wie seit eineinhalb Jahren nicht mehr. Von Reuters befragte Analysten hatten mit einem Plus von 0,4 Prozent gerechnet. "Die Boomphase scheint definitiv vorbei", kommentierte Chefvolkswirt Uwe Burkert von der Landesbank LBBW.

"STAHL LIEF GUT, DER REST NICHT SO"

Bei den Einzelwerten stachen am deutschen Aktienmarkt die Titel von Merck heraus mit einem Kursminus von 5,1 Prozent. Gewinn und Umsatz des Pharma- und Spezialchemiekonzerns gingen im ersten Quartal wegen des schwachen Dollar und eines starken Wettbewerbs in Asien zurück.

Auch Anleger von ThyssenKrupp zogen den Stecker, die Titel des Industriekonzerns sackten um 3,8 Prozent ab. Investoren waren von der Entwicklung der künftigen Kerngeschäfte mit Autoteilen, Aufzügen und Großanlagen enttäuscht. Dagegen gab es Fortschritte im Stahlgeschäft, das mit dem Rivalen Tata Steel verschmolzen werden soll. "Stahl lief gut, der Rest nicht so", sagte ein Händler.

Auf der Gewinnerseite im Dax standen Commerzbank-Titel mit einem Kursplus von zeitweise 4,4 Prozent. Der Vorsteuergewinn der Bank ging im ersten Quartal weniger stark zurück als von Analysten erwartet.

Auch in anderen Ländern Europas waren Bankaktien gefragt. In Frankreich stiegen die Titel von Credit Agricole nach Vorlage der Quartalsbilanz um zwei Prozent. An der Börse in Wien gewannen Raiffeisen Bank International vier Prozent, nachdem das vor allem in Osteuropa tätige Geldhaus ein höheres Quartalsergebnis und geringere Risikokosten für Kredite mitgeteilt hatte.

An der Börse in London warfen Anleger Vodafone-Aktien aus ihren Depots, sie verloren 2,9 Prozent. Der langjährige Firmenchef Vittorio Colao gab überraschend die Führung des Telekommunikationskonzerns ab, der mitten in der Übernahme des Kabelnetzbetreibers Unity Media steckt.